Vorsicht beim Lesen: weder
vorweihnachtlich noch politisch korrekt...
„Das Ehrenamt ehren“.
Gut, an dem Gedanken ist was dran. Und
doch... Ist das eine „kirchliche Charmeoffensive“ oder der
Versuch, zu retten, was noch zu retten ist, die letzten Gutwilligen
noch irgendwie bei der Stange zu halten?
Vielleicht muss ich sicherheitshalber
einige Vorbemerkungen machen:
ich meine, das Menschen nicht
ausgenutzt werden dürfen. Und weiß, dass ohne „unentgeltlich
geleistete Arbeit“ so manches in verschiedenen Bereichen nicht
möglich wäre.
Für tendenziell richtig halte ich
auch, wenn verschiedene Leute für die gleiche Arbeit auch das
gleiche bezahlt bekommen.
Und jetzt „das Ehrenamt ehren“ als
hehres Vorhaben in manch kirchlichen Kreisen.
Hoffentlich sind „Hauptamtliche“ so
wach, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend
würdigen. In meiner Zeit als Pfarrer habe ich z.B. den
„Neujahrsempfang“ für die Engagierten der Pfarre eingeführt,
der sich dort inzwischen etabliert hat und ausgebaut wurde.
Und doch...
Es ist 30 Jahre her, dass Karl Rahner
gestorben ist, der sich despektierlich über den
„Trachtenvereinskatholizismus“ geäußert hat. Und es sind 50
Jahre seit der Verabschiedung der Konzilskonstitution Lumen Gentium
„Über die Kirche“ vergangen.
Wäre es nicht endlich an der Zeit,
Kirche ausgehend von unserer gemeinsamen Berufung als Getaufte zu
verstehen? Wir sind gleich an Würde, auch wenn wir dann verschiedene
Dienste wahrnehmen. Ja, ich weiß, in der Kirche wird am liebsten
„auf gehobenen Posten gedient“.
Aber um beim Rahnerschen
Trachtenvereinsbild zu bleiben – vielleicht liegt es mir als
ehemaligem Schuhplattler und Trachtenvereinsmitglied nahe: soll jetzt
der große Gamsbart aufgeteilt werden, damit viele Menschen sich
einen kleinen Gamsbart auf den Hut stecken können?
Und laufen wir nicht Gefahr, während
wir den Klerikalismus auf der einen Seite bekämpfen, uns darüber
freuen, dass Papst Franziskus irgendwelche Ehrentitel abschafft,
diesem Klerikalismus durch die Hintertür wieder Einlass zu gewähren
in unseren kirchlichen Milieus?
Es ist gut, wenn Menschen, die
irgendeinen Dienst übernehmen, sich entsprechend dafür
qualifizieren und wenn ihnen die Möglichkeit dazu angeboten wird.
Bei „das Ehrenamt ehren“
beschleicht mich jedoch das Gefühl, als gehe es um eine
struktur-erhaltende Strategie. Es gibt immer weniger Hauptamtliche,
also müssen die Ehrenamtlichen ran. Und die müssen bei Laune
gehalten werden. Jemand muss ja die Arbeit machen.
Wird da etwa ein Lückenbüßertum
gefördert?
Müssten wir nicht gerade in der Kirche
tiefer ansetzen? Bei echter Partizipation und nicht bei etwas, das
allzu leicht in Paternalismus umschlagen kann?
Wir sind als Getaufte alle Berufene.
Berufen zunächst zu einem Leben aus dem Wort Gottes und den
Sakramenten, das uns geschenkt ist, um „die Welt im Licht seiner
Weisheit zu sehen“ (vgl. Schlussgebet des Messformulars vom 9.
Dezember).
Klar sollten dann auch die Berufenen
miteinander und im Hören aufeinander und den Geist Gottes
Entscheidungen treffen können. Und dies nicht nur einigen wenigen
vorbehalten sein.
Entschuldigung, aber „das Ehrenamt
ehren“ klingt mir in diesem Zusammenhang so funktionärshaft, wie
ich mir Kirche eben gerade nicht wünsche.