Freitag, 31. Januar 2014

Strauchschnitt...

Zum Ensemble des Wallfahrtsorts Maria Baumgärtle gehört auch das Kreuzweggelände. Es ist riesig groß, umgeben von einem Zaun und Pflanzen. Auf einer Seite eine Buchenhecke, auf drei Seiten Sträucher und Stauden, (zu) üppig gepflanzt. Hunderte von Metern (ehrlich!) lang (nicht hoch!)...

So etwas gehört gepflegt. Vor einigen Wochen, noch im alten Jahr, rief mich ein Landschaftsgärtner an, der das wohl die letzten Jahre gemacht hatte, nicht ganz billig.
Auf der anderen Seite hatte ich eine Zusage von einer Gruppe von Rentnern im Ort im Ohr: sie würden mich, so wie meinen Vorgänger, nicht hängen lassen, wenn es einmal etwas zu tun gäbe.
Schon länger hatte ich überlegt, was denn eine geeignete Aktion für diese Rentnergruppe sein könnte. Und jetzt schien mir unser Kreuzweggelände die Gelegenheit zu sein.

Also versuchte ich in Kontakt zu treten, zunächst über die bei uns angestellte Gärtnerin. Und tatsächlich kam einer der Männer, um sich die Sache anzusehen. Als wir miteinander redeten, schien mir jedoch, die Aktion käme ihm zu groß für die Rentnertruppe vor. So dass ich mich an einem Freitag an die Abteilung Garten- und Landschaftspflege der Unterallgäuer Werkstätten wandte und einen Besichtigungstermin anvisierte.

Wie erstaunt war ich, als am Montag darauf zehn (10!) Männer und eine Frau nachmittags auf dem Kreuzweggelände unterwegs waren, mit Scheren und Sägen. Wir hatten noch eine neue, stabile Heckenschere gekauft, zwei Geräte hatten die Männer woanders ausgeliehen. Und außer den acht Männern im Rentenalter kamen eben noch zwei jüngere Landwirte mit und schnitten in einer dreistündigen Aktion unsere Sträucher und Stauden zusammen. Wie genoss ich dieses Bild: überall im Kreuzweggelände fleißige Helfer. Die natürlich nach der Aktion zur Brotzeit ins Gasthaus eingeladen wurden.

Wobei die Sache mit dem Schneiden ja noch nicht abgeschlossen war. Was geschieht denn jetzt mit dem Schnittgut? Ein Anruf beim Wertstoffhof hatte ergeben, dass dort Grüngut abgeliefert werden kann, aber zu gewissen Bedingungen. Der erste Kubikmeter ist frei, jeder weitere kostet € 6.-. Und außerdem scheint das Abladen beim örtlichen Wertstoffhof nur händisch möglich zu sein. Um das Grüngut direkt vom Hänger in den Container kippen zu können, muss man zum Wertstoffhof der nah gelegenen Stadt fahren. Welch ein Aufwand!

Aber siehe da: jemand wusste, dass in einer nahe gelegenen Ortschaft der Brauch des „Funkenfeuers“ gepflegt wird. Am ersten Fastensonntag wird dort ein großes Feuer entzündet, um den Winter zu vertreiben. Und die Funkengesellschaft hätte schon in früheren Jahren einmal Grüngut aus Baumgärtle abgeholt. Also rief jemand von den Rentnern dort an. Und ja: die Leute werden das Grüngut abholen, wegen der Vorschriften des Landratsamts noch nicht sofort, damit das Feuer nicht zu früh und unkontrolliert brennt. Und das Schöne dabei: für jeden Kipper Material gibt es einen Kasten Bier.

An einem weiteren Montag luden die Rentner mit Unterstützung einiger Maschinen das abgeschnittene Material auf einen riesengroßen Haufen zusammen, der jetzt auf die Abholung durch die Funkengesellschaft wartet.

Und ich habe bei dem ganzen Unternehmen ein paar sehr sympathische Männer kennen gelernt...

Mittwoch, 15. Januar 2014

Pater Hugo

Am 10.Januar verstarb in Kufstein P.Hugo Büchel. Aus diesem Anlass veröffentliche ich einen Text, den ich im September 2011 über ihn geschrieben habe:

Wieder einmal bin ich in Kufstein, in unserem Missions- und Exerzitienhaus Mariahilf. Von 2000 bis 2005 habe ich hier gewohnt und gearbeitet. Das ein oder andere hat sich verändert, trotzdem fühle ich mich zu Hause und es werden Erinnerungen wach.

Und neuerlich staune ich über die Energie und Arbeitsleistung von P.Hugo, inzwischen über 80 Jahre alt und 21 Jahre in Kufstein sesshaft. Wobei es bei Hugos Tätigkeit nicht nur um etwas Äußerliches geht. P.Hugo betreut den Garten.
Viele Stunden verbringt er draußen, bei sengender Hitze, Wind und Wetter. Schon früher fragte ich mich, ob wir die Produkte aus dem eigenen Garten, welche für die Gäste des Exerzitienhauses auf den Tisch kommen, wohl ausreichend werbewirksam vermarkten. Jeden Tag gibt es frischen Salat und Gemüse. Kirchlich gesehen befinden wir uns im „Schöpfungsmonat“. Einige begehen die Zeit zwischen dem 1. September als „Tag der Schöpfung“ und dem 4. Oktober, Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dem naturverbundenen Heiligen schlechthin, als solche. Ob P. Hugo das weiß? Er lebt es, das ganze Jahr über.
Mancher Mitbruder mag darüber lächeln, dass da einer wertvolle Zeit mit Gartenarbeit verbringt. Abgesehen davon, dass diese Tätigkeit zweifelsohne positiv auf das psychische Gleichgewicht wirkt, werden ja inzwischen „Stadtgärten“ modern. Sogar mitten in Madrid habe ich so etwas gesehen. Zwischen den Hochhäusern bauen einige Nachbarn miteinander Gemüse an. Ich vermute, dass so etwas zu einem anderen, bewussten Umgang mit Lebensmitteln aller Art führt. Da geht es um mehr als um ein abgehobenes „zurück zur Natur“.

P.Hugo tut aber durchaus noch anderes. Viel Zeit verbringt er auch im Wohnheim der Stadt Kufstein. Regelmäßig besucht er die alten Leute dort, bringt manchen die Kommunion und lädt alle zur Messe ein, die er jeden Donnerstag und einmal im Monat auch sonntags dort feiert. Das Besondere an diesem Dienst ist, dass er ihn praktisch ehrenamtlich ausübt. Es gibt weder einen direkten Auftrag, noch eine Bezahlung dafür. Als einer, der in den vergangenen Jahren in viele Altenheime hinein gesehen hat, halte ich diesen Dienst für unschätzbar wichtig. Als Ordensgemeinschaft überlegen wir oft, wohin, zu welchen Menschen wir vor allem gerufen sind. Ich zweifle daran, dass P.Hugo sich längere Zeit akademisch mit dieser Frage auseinander gesetzt hat. Er geht hin. Zu vielen, zu denen sonst niemand oder kaum jemand geht.

Schließlich feiert Hugo seit Jahren mit großer Treue jeden Werktagmorgen um 7.00 Uhr die Messe.
Drei Tage in der Woche steht sie offiziell in der Gottesdienstordung der Wallfahrtskirche, an den anderen Tagen nicht, weil da die „offizielle Messe“ abends gefeiert wird. Zweifelsohne hat sich auch Hugo nicht pastoraltheologisch mit der Idee eines „geistlichen Zentrums“ auseinander gesetzt und wäre wohl irritiert, wenn man ihn auf koordinierte Gottesdienstangebote im pastoralen Raum anspräche. Nein, er steht da am Altar und jeden Morgen sind Menschen da und feiern mit, dankbar für die Treue und Verlässlichkeit.

Jeden Werktag von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 16.00 bis 18.00 Uhr ist in der Wallfahrtskirche Beichtgelegenheit, was Menschen aus dem tirolerisch – bayrischen Umfeld gerne wahrnehmen. Die Mitbrüder im Haus teilen sich den Dienst auf. Wobei es den anderen beiden – sie sind jünger als Hugo - nicht selten so geht, dass sie zu spät kommen und Hugo schon im Beichtstuhl sitzt. Weil er auf das Läuten der Beichtglocke schneller reagiert hat oder sowieso gerade in der Kirche war.

Zweifelsohne ist Hugo im Garten, während ich hier schreibe...

Zufällig war ich an P.Hugos 85.Geburtstag vor einem Jahr in Kufstein. Als sich die Hausgemeinschaft zur nachmittäglichen Kaffeetafel versammelte, fehlte das Geburtstagskind: P.Hugo war draußen beim Schnee schaufeln! Jetzt darf er ausruhen!

Mittwoch, 1. Januar 2014

Der Landpfarrer: Gott ist weltlich

Der Landpfarrer: Gott ist weltlich: Lampedusa und die engen Grenzen Europas. Die gescheiterte Demokratie und der Bürgerkrieg in Ägypten. Assad, seine Chemiewaffen und die ...