Montag, 15. Dezember 2014

Das Ehrenamt ehren...

Vorsicht beim Lesen: weder vorweihnachtlich noch politisch korrekt...

„Das Ehrenamt ehren“.
Gut, an dem Gedanken ist was dran. Und doch... Ist das eine „kirchliche Charmeoffensive“ oder der Versuch, zu retten, was noch zu retten ist, die letzten Gutwilligen noch irgendwie bei der Stange zu halten?
Vielleicht muss ich sicherheitshalber einige Vorbemerkungen machen:
ich meine, das Menschen nicht ausgenutzt werden dürfen. Und weiß, dass ohne „unentgeltlich geleistete Arbeit“ so manches in verschiedenen Bereichen nicht möglich wäre.
Für tendenziell richtig halte ich auch, wenn verschiedene Leute für die gleiche Arbeit auch das gleiche bezahlt bekommen.

Und jetzt „das Ehrenamt ehren“ als hehres Vorhaben in manch kirchlichen Kreisen.
Hoffentlich sind „Hauptamtliche“ so wach, dass sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend würdigen. In meiner Zeit als Pfarrer habe ich z.B. den „Neujahrsempfang“ für die Engagierten der Pfarre eingeführt, der sich dort inzwischen etabliert hat und ausgebaut wurde.
Und doch...

Es ist 30 Jahre her, dass Karl Rahner gestorben ist, der sich despektierlich über den „Trachtenvereinskatholizismus“ geäußert hat. Und es sind 50 Jahre seit der Verabschiedung der Konzilskonstitution Lumen Gentium „Über die Kirche“ vergangen.
Wäre es nicht endlich an der Zeit, Kirche ausgehend von unserer gemeinsamen Berufung als Getaufte zu verstehen? Wir sind gleich an Würde, auch wenn wir dann verschiedene Dienste wahrnehmen. Ja, ich weiß, in der Kirche wird am liebsten „auf gehobenen Posten gedient“.

Aber um beim Rahnerschen Trachtenvereinsbild zu bleiben – vielleicht liegt es mir als ehemaligem Schuhplattler und Trachtenvereinsmitglied nahe: soll jetzt der große Gamsbart aufgeteilt werden, damit viele Menschen sich einen kleinen Gamsbart auf den Hut stecken können?
Und laufen wir nicht Gefahr, während wir den Klerikalismus auf der einen Seite bekämpfen, uns darüber freuen, dass Papst Franziskus irgendwelche Ehrentitel abschafft, diesem Klerikalismus durch die Hintertür wieder Einlass zu gewähren in unseren kirchlichen Milieus?

Es ist gut, wenn Menschen, die irgendeinen Dienst übernehmen, sich entsprechend dafür qualifizieren und wenn ihnen die Möglichkeit dazu angeboten wird.
Bei „das Ehrenamt ehren“ beschleicht mich jedoch das Gefühl, als gehe es um eine struktur-erhaltende Strategie. Es gibt immer weniger Hauptamtliche, also müssen die Ehrenamtlichen ran. Und die müssen bei Laune gehalten werden. Jemand muss ja die Arbeit machen.
Wird da etwa ein Lückenbüßertum gefördert?

Müssten wir nicht gerade in der Kirche tiefer ansetzen? Bei echter Partizipation und nicht bei etwas, das allzu leicht in Paternalismus umschlagen kann?
Wir sind als Getaufte alle Berufene. Berufen zunächst zu einem Leben aus dem Wort Gottes und den Sakramenten, das uns geschenkt ist, um „die Welt im Licht seiner Weisheit zu sehen“ (vgl. Schlussgebet des Messformulars vom 9. Dezember).
Klar sollten dann auch die Berufenen miteinander und im Hören aufeinander und den Geist Gottes Entscheidungen treffen können. Und dies nicht nur einigen wenigen vorbehalten sein.

Entschuldigung, aber „das Ehrenamt ehren“ klingt mir in diesem Zusammenhang so funktionärshaft, wie ich mir Kirche eben gerade nicht wünsche.

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