Sind Sie schon einmal beim Beten
eingeschlafen? Ja? Nein? Schade...
Wenn es vorkommt, sind die Reaktionen
der Menschen verschieden. Hängt wohl auch noch von Ort und Situation
ab, klar. Öffentliches Schnarchen wird natürlich peinlich. Aber
auch sonst leidet die ein oder andere unter dem Einschlafen beim
Beten oder ärgert sich über sich selbst. Bzw. bekommt gar
Gewissensbisse...
Und ich möchte jetzt nicht einfach
jemandem seine Gewissensbisse nehmen. Wenn Du dem lieben Gott nur
solche Zeiten zur Verfügung stellst, die eigentlich „Un-Zeiten“
sind, dann ist das zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern.
Eventuell kann das Einschlafen auch mit einer Apnoe zusammen hängen,
die im Schlaflabor untersucht gehört. Beim Urlaub in der Schweiz las
ich mit leichtem Schmunzeln in der Zeitung die sorgenvollen bzw. auch
belustigten Artikel über einen Bundesrat, der wohl beim
Parlamentssitzungen hin und wieder einnickt. Wie mag es um sein
Gesundheit bestellt sein?
Etwas anders ist es bei solchen, die
nicht einschlafen können und deswegen Rosenkranz beten. Rosenkranz
als Schlafmittel? Okay, kann man drüber reden. Es ist wohl auf jeden
Fall gesünder als Alkohol und unter Umständen sinnvoller als
Fernsehkonsum. Die Situation ist jedoch hier eine andere: da will ja
jemand einschlafen.
Was jedoch, wenn ich beten möchte und
dabei einschlafe?
Papst Franziskus gibt zu, dass ihm so
etwas passiert, dass er vor dem Tabernakel einnickt.
Und ich meine, für manche Beterinnen
und Beter, die sich über ihren Gebetsschlaf grämen, könnte ein
wenig Nachdenken über ihr Gebet angebracht sein. Worum geht es beim
Beten, worauf kommt es an?
Leider scheint sich der in unserer
Gesellschaft übliche Leistungsdruck für manche auch mit dem Beten
zu verbinden. Je mehr, je länger, desto besser. Was gibt es nicht
alles für Anliegen, die ins Gebet genommen, vor Gott gebracht werden
wollen! Man wird ja gar nicht mehr fertig damit. Ach, wie ärgerlich
und peinlich, wenn ich dann darüber einschlafe. Was mag denn der
liebe Gott über mich denken, von mir halten? In seinen Augen scheine
ich es nicht so ernst zu nehmen...
Tja, und was denkst denn Du über den
lieben Gott, wie stellst Du ihn Dir vor?
Der hl. Ignatius empfiehlt eine
mehrteilige Gebetsvorbereitung. Zum einen wähle ich mir sorgfältig
den Ort und die Zeit und die Körperhaltung für mein Gebet. Und dann
– ganz zu Beginn – mache ich mir die Gegenwart Gottes bewusst.
Ich erinnere mich daran, dass Gott mich anschaut, mich, sein
geliebtes Geschöpf. Diese Vorbereitungsschritte sind hilfreich für
das Gebet.
Und vielleicht gerade für den, der
dabei einschläft. Denn dann kann ich mich ja beim Aufwachen, anstatt
mich zu ärgern, darüber freuen, dass Gott mich auch während meines
Nickerchens liebevoll angeschaut hat. Und vielleicht dringe ich sogar
zu neuen Dimensionen des Betens vor. Dass ich gar nicht Gott davon
überzeugen muss von dem, was er doch tun sollte, dass ich ihm nicht
nur all meine Anliegen unterbreiten muss. Sondern dass ich mich beim
Beten schlicht in seiner Gegenwart aufhalten darf, von ihm
angeschaut. Und eventuell hellhörig für ihn werdend. Für seine
Anliegen, sein Leben...
In diesem Sinn wünsche ich Dir und
Ihnen einen gesunden, erholsamen und spirituell Frucht bringenden
(Gebets-)Schlaf. Frei nach Psalm 127,2: „Den Seinen gibt’s der
Herr im Schlaf“.