Kühe! Jede Menge Rinder... Mit und
ohne Glocken und Schellen traf ich sie an. Und – ich gebe es zu -,
nachdem ich den Sommer über einige Male von Todesfällen durch
angriffslustige Rinder gelesen hatte: ich war ein wenig vorsichtig.
Einmal liefen zehn auf ein Gatter zu, auf dessen anderer Seite ich
stand. Und zunächst konnte ich das Gatter nicht öffnen, die Kühe
ließen sich nicht weg schieben, es dauerte, bis sie sich verzogen.
Weiter oben lief, ja sprang eine
muntere Kuh auf mich zu, als sie mich sah. Was mich auch etwas nervös
machte. Gott sei Dank bremste sie rechtzeitig.
Zwei prächtige Steinböcke sah ich und
jede Menge Murmeltiere. Am Portjoch, wo ich die
österreichisch-italienische Grenze überschritt, da pfiffen sie und
reckten die Köpfe.
Beim Abstieg vom Portjoch reckte ein
anderes Tier seinen Kopf, bei dem mir wiederum mulmig wurde: eine
etwa 60 cm lange schwarze Schlange, ich vermute eine Viper. Am Rand
des Weges lag sie und ich schob zunächst einen Stein in ihre
Richtung, damit sie sich fort bewege. Sie ließ sich jedoch davon
nicht beeindrucken, so dass ich mich entschloss, in einem kleinen
Bogen an ihr vorbei zu gehen. Weit genug, damit sie nicht plötzlich
in Richtung meiner Füße nach vorne schnellen könnte. Tat sie auch
nicht. Sie hob eben nur ihren Kopf und zischte...
Was gab´s noch? Einen kleinen
Dinosaurier. Allerdings aus Metall und Kunststoff. Als ich vom
Gampenpass herunter kommend das Tier sah, plötzlich nach einer
Wegbiegung tauchte es auf, erschrak ich allerdings auch kurz. Danach
aber hielt ich auf einer Bank neben dem Tier meinen Mittagsschlaf.
Vom Gampenpass herunter gibt es einen „Schöpfungsweg“ und der
Dinosaurier gehört zum Anschauungsmaterial desselben.
Am selben Tag wurde mir klar, dass ich
das deutschsprachige Gebiet hinter mir gelassen hatte und im
italienischsprachigen angekommen war. Ein Kettenhund ließ mich nicht
passieren. Und ein Bauarbeiter beim Haus legte den Winkelschleifer
auf die Seite und gebot dem Hund Ruhe. Als ich den Bauarbeiter auf
deutsch nach dem Weg fragte, sagte er nur „italiano?“.
Mäuse, viele tote und eine lebendige
waren auch anzutreffen. (Bei den Fröschen war das Verhältnis
ähnlich...)
Und eine Ratte. Judiths Ratte. Judith
ist die 13jährige Tochter einer der Vermieterinnen unterwegs. Die
Mutter hatte schon erzählt, dass sie noch einen Kuchen backen müsse
für die Geburtstagsfeier ihrer Tochter. Und als ich bezahlte, da
lernte ich Judith kennen und auf ihrer Schulter saß eine Ratte. Ein
Geburtstagsgeschenk, wie sich heraus stellte. Obwohl Judith auf einem
Bauernhof daheim ist, wo es einen Hund, Katzen, Hasen, Schweine und
Kühe gibt, wünschte sie sich eine Ratte. „Die nimmst du aber
jetzt nicht mit in die Schule?“ fragte ich sie. Worauf sie den Kopf
schüttelte. Und ihre Mutter meinte, vielleicht wäre das aber gar
nicht schlecht. („Wie bitte?“, dachte ich mir.) Die Mutter
erzählte, dass ihre Tochter Judith in einer ziemlich wilden Klasse
sei, mit einigen Rabauken, die immer wieder zuschlagen. So dass
Judiths Mutter den Lehrern im Vorjahr vorgeschlagen hatte, im
Klassenzimmer einen Brutkasten aufzustellen, mit Eiern, aus denen
kleine Hühner schlüpfen sollten. Die Lehrer hatten zugestimmt.
Was geschah? Die Kinder waren höchst
fasziniert von diesem Brutkasten. Das zaghafte Piepsen der
schlüpfenden Küken ließ es in der ansonsten lauten Klasse
mucksmäuschenstill werden. Und die Küken, die nicht überlebten,
rührten gerade die wildesten Typen der Klasse zu Tränen.