Im vorletzten Post hatte ich bereits
von meinem Italien-Aufenthalt Anfang Februar erzählt. Heute noch
einmal etwas dazu.
Einer der Teilnehmer am
Ordensmännertreffen, welches der Grund für meine Italien-Reise war,
ein deutscher Benediktiner, fragte, ob es nicht möglich wäre,
während des Treffens in Castel Gandolfo einen Besuch im Haus von
Chiara Lubich zu machen.
Chiara Lubich war die Gründerin und
Präsidentin der Fokolarbewegung, am 14.März 2008 starb sie mit 88
Jahren und am 7.Dezember 2013 wurde der Seligsprechungsprozess für
sie eröffnet.
Ich gab die Anfrage des Benediktiners
weiter und wir bekamen eine Zusage. Nicht nur das, ich wurde gefragt,
ob ich als Übersetzer für den Deutschen mit gehen würde. Nachdem
der Besuch im Haus Chiaras in der Mittagspause unseres Treffens statt
finden sollte, schluckte ich zunächst („Siesta fällt aus!“),
sagte aber dann zu.
Zu fünft machten wir uns also auf den
Weg von Castel Gandolfo nach Rocca di Papa, verfuhren uns unterwegs,
trotz eines einheimischen Autofahrers, und fanden schließlich das
Haus, in dem Chiara Lubich lange Jahre gelebt hatte.
Freundlicherweise stellte sich uns eine
der Gefährtinnen Chiaras zur Verfügung, um mit uns durch das Haus
zu gehen. Und schon diese kleine zierliche Person war das erste, was
mich an diesem Nachmittag beeindruckte. Doni, so heißt sie, ist von
Beruf Ärztin. Und sie war eine aus der Gruppe der Ärztinnen und
Mediziner, welche lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs von Chiara
Lubich in die damalige DDR geschickt wurden, um dort das Evangelium
zu verkünden. Auf ihre und die einzige damals dort mögliche Weise:
nicht predigend, sondern durch ihr Leben, als Ärztinnen und Ärzte.
Doni war über zehn Jahre in Berlin und Leipzig. Schmunzelnd gab sie
zu, dass wir uns leider nicht auf Deutsch unterhalten könnten. Denn
nach ihrer Zeit in Deutschland ging Doni nach Krakau und war dort
ebenfalls über zehn, ich meine fast 20 Jahre. Und sie sagte: „ich
habe mich so angestrengt, die schwere polnische Sprache zu erlernen,
dass ich mein Deutsch darüber vergessen habe“. Mit dieser
beeindruckenden Persönlichkeit, vom äußeren her eine kleine,
zierliche, alte Dame, durften wir nun also das Haus Chiaras besuchen.
Welches überhaupt nicht spektakulär
ist. Und gerade deswegen so besonders. Ein Wohnhaus. Mit
Empfangszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Büro. Ja, eine Kapelle
ist auch dort.
In diesem Haus lebte und starb Chiara
Lubich. Schwer krank lag sie vor sechs Jahren in der römischen
Gemelli-Klinik und wollte gerne nach Hause. Und ihre Gefährtinnen
entschieden sich, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, als klar war, dass
ihr in der Klinik nicht mehr geholfen werden konnte.
In ihrem Büro an den Wänden
eingerahmte Briefe hinter Glas von Papst Paul VI. und Papst Johannes
Paul II. Wichtig für sie, die streng gläubige Katholikin. Und
gleichzeitig gehören heute und gehörten schon zu Chiaras Lebzeiten
Menschen verschiedener Weltreligionen und auch Menschen ohne
religiöse Weltanschauung zu dem von ihr gegründeten Werk.
So wird etwa ein dreitägiges Treffen
von Christen, Juden, Muslimen, Hindus, Buddhisten, Shintoisten und
Sikhs in Castel Gandolfo mit einem Festakt am 20.März in der Aula
Magna der römischen Universität Urbaniana enden, anlässlich des
sechsten Todestages Chiaras. Und überall auf der Welt wird auf
verschiedene Weise ihrer gedacht werden.
(vgl.:
http://www.focolare.org/area-press-focus/de/news/2014/03/12/ricordata-chiara-lubich-in-molte-citta-del-mondo-nel-6-anniversario-della-sua-morte-2/)
„Omnia vincit amor“ steht auf einer
kleinen Plakette, welche auf dem Schreibtisch Chiaras liegt, „alles
besiegt die Liebe“. Felsenfest hat sie daran geglaubt und die
Menschen im von ihr gegründeten Werk leben und tragen diesen Glauben
weiter.