Samstag, 15. März 2014

Chiara Lubich, zum sechsten Todestag

Im vorletzten Post hatte ich bereits von meinem Italien-Aufenthalt Anfang Februar erzählt. Heute noch einmal etwas dazu.
Einer der Teilnehmer am Ordensmännertreffen, welches der Grund für meine Italien-Reise war, ein deutscher Benediktiner, fragte, ob es nicht möglich wäre, während des Treffens in Castel Gandolfo einen Besuch im Haus von Chiara Lubich zu machen.
Chiara Lubich war die Gründerin und Präsidentin der Fokolarbewegung, am 14.März 2008 starb sie mit 88 Jahren und am 7.Dezember 2013 wurde der Seligsprechungsprozess für sie eröffnet.

Ich gab die Anfrage des Benediktiners weiter und wir bekamen eine Zusage. Nicht nur das, ich wurde gefragt, ob ich als Übersetzer für den Deutschen mit gehen würde. Nachdem der Besuch im Haus Chiaras in der Mittagspause unseres Treffens statt finden sollte, schluckte ich zunächst („Siesta fällt aus!“), sagte aber dann zu.

Zu fünft machten wir uns also auf den Weg von Castel Gandolfo nach Rocca di Papa, verfuhren uns unterwegs, trotz eines einheimischen Autofahrers, und fanden schließlich das Haus, in dem Chiara Lubich lange Jahre gelebt hatte.
Freundlicherweise stellte sich uns eine der Gefährtinnen Chiaras zur Verfügung, um mit uns durch das Haus zu gehen. Und schon diese kleine zierliche Person war das erste, was mich an diesem Nachmittag beeindruckte. Doni, so heißt sie, ist von Beruf Ärztin. Und sie war eine aus der Gruppe der Ärztinnen und Mediziner, welche lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs von Chiara Lubich in die damalige DDR geschickt wurden, um dort das Evangelium zu verkünden. Auf ihre und die einzige damals dort mögliche Weise: nicht predigend, sondern durch ihr Leben, als Ärztinnen und Ärzte. Doni war über zehn Jahre in Berlin und Leipzig. Schmunzelnd gab sie zu, dass wir uns leider nicht auf Deutsch unterhalten könnten. Denn nach ihrer Zeit in Deutschland ging Doni nach Krakau und war dort ebenfalls über zehn, ich meine fast 20 Jahre. Und sie sagte: „ich habe mich so angestrengt, die schwere polnische Sprache zu erlernen, dass ich mein Deutsch darüber vergessen habe“. Mit dieser beeindruckenden Persönlichkeit, vom äußeren her eine kleine, zierliche, alte Dame, durften wir nun also das Haus Chiaras besuchen.
Welches überhaupt nicht spektakulär ist. Und gerade deswegen so besonders. Ein Wohnhaus. Mit Empfangszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Büro. Ja, eine Kapelle ist auch dort.

In diesem Haus lebte und starb Chiara Lubich. Schwer krank lag sie vor sechs Jahren in der römischen Gemelli-Klinik und wollte gerne nach Hause. Und ihre Gefährtinnen entschieden sich, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, als klar war, dass ihr in der Klinik nicht mehr geholfen werden konnte.
In ihrem Büro an den Wänden eingerahmte Briefe hinter Glas von Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. Wichtig für sie, die streng gläubige Katholikin. Und gleichzeitig gehören heute und gehörten schon zu Chiaras Lebzeiten Menschen verschiedener Weltreligionen und auch Menschen ohne religiöse Weltanschauung zu dem von ihr gegründeten Werk.
So wird etwa ein dreitägiges Treffen von Christen, Juden, Muslimen, Hindus, Buddhisten, Shintoisten und Sikhs in Castel Gandolfo mit einem Festakt am 20.März in der Aula Magna der römischen Universität Urbaniana enden, anlässlich des sechsten Todestages Chiaras. Und überall auf der Welt wird auf verschiedene Weise ihrer gedacht werden.
(vgl.: http://www.focolare.org/area-press-focus/de/news/2014/03/12/ricordata-chiara-lubich-in-molte-citta-del-mondo-nel-6-anniversario-della-sua-morte-2/)
„Omnia vincit amor“ steht auf einer kleinen Plakette, welche auf dem Schreibtisch Chiaras liegt, „alles besiegt die Liebe“. Felsenfest hat sie daran geglaubt und die Menschen im von ihr gegründeten Werk leben und tragen diesen Glauben weiter.