Es war kein wunderschönes Wetter, aber
wenigstens begann es erst nachmittags zu nieseln. Am vergangenen
Dienstag, als ich von Babenhausen nach Memmingen wanderte. Die
Orientierung war nicht allzu schwer, weil der Weg auch Teil des
Jakobsweges und mit der Muschel gut markiert ist. Bei Wegkreuzungen
in manchem Waldstück war das tatsächlich eine Hilfe.
Immer wieder ging es auch durch kleine
Orte. „Kulturwandern“ nennt das Peter Lindenthal, ausgewiesener
Experte für den österreichischen Teil des Jakobsweges. Bei vielen
Häusern sah ich schon (vor)weihnachtlichen Schmuck: Strohsterne im
Fenster oder ein großer Leucht-Stern irgendwo außen,
Weihnachtsmänner unterschiedlicher Größen im Fenster oder auf dem
Balkon etc.
Bei dem ein oder anderen Hauseingang
oder im Vorgarten auch Sätze, Sprüche auf Metall oder Stein. Wie:
„Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“. Oder: „für das
Vergangene danken, die Zukunft träumen, im Jetzt leben“, was mich
an Dag Hammarskjölds 1953 notiertes: „Für das Vergangene: Dank –
für das Kommende: Ja“ erinnerte. Oder: „Drei Dinge sind uns aus
dem Paradies geblieben: die Sterne, die Blumen und die Kinder“.
Was mich zum Thema bringt: in
wenigstens drei (!) Gärten sah ich eine sich ähnelnde Skulptur:
drei etwas versetzt nebeneinander stehende schlanke, quaderförmige
Granitsäulen, etwa einen Meter hoch. Auf den drei Säulen in zwei
Gärten jeweils eine geschliffene Kugel aus demselben Material. In
einem Garten keine Steinkugeln, sondern solche aus Milchglas, die
vermutlich ein Leuchtmittel enthalten.
Ob die Leute sich etwas gedacht haben,
als sie da ausgerechnet drei und nicht zwei oder vier oder noch mehr
Steinsäulen im Vorgarten aufstellten? Mir kam – Berufskrankheit? -
die Dreifaltigkeit in den Sinn. So ähnlich, wie über den ein oder
anderen Heiligen berichtet wird, dass jedes Gebilde in der Natur, das
irgendwie mit der Dreizahl zu tun hat, vom dreiblättrigen Kleeblatt
angefangen, den Heiligen an die Dreifaltigkeit erinnerte und ihn
ehrfürchtig werden ließ. Von unserem Gründer heißt es, wie
vermutlich von anderen Heiligen auch, dass er immer beim Beten des
„Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“
ehrfürchtig das Haupt neigte. Bis heute ist so etwas Praxis in der
Liturgie des Stundengebets bei der ein oder anderen Gemeinschaft.
Der Dreizahl bin ich noch einmal
begegnet bei der Vorbereitung der Adventsfeier mit unseren
Mitarbeiterinnen hier im Haus. Diese wird am 4. Dezember, dem
Gedenktag der heiligen Barbara, stattfinden. Barbara war eine junge
Frau im dritten oder vierten Jahrhundert, die sich gegen den Willen
ihres heidnischen Vaters zum Christentum bekehrt hat. Ihr Vater hatte
sie in einem Turm untergebracht. So wird sie auch oft dargestellt,
die Frau mit dem Turm. An die Wand ihres Zimmers soll sie ein Kreuz
gezeichnet haben. Äußeres Zeichen ihrer Bekehrung und vielleicht
auch ein Hinweis für einen Spitzel oder Verräter. Der Turm selbst
wird oft mit drei Fenstern dargestellt. Dies nicht ohne Grund:
Christen bekennen sich zum dreifaltigen Gott.
Vielleicht fragen Sie sich beim Lesen,
ob ich mir nicht für den Advent etwas anderes hätte einfallen
lassen können. Ein Auslöser für diese „anderen Adventsgedanken“
ist ein neues Adventlied von Norbert Becker, „Zeit ist voller
Hoffnung“. Vor kurzem hat er das mit einer kleinen Gruppe von
Menschen gesungen, ich war auch dabei. Und Norbert Becker hat darauf
hin gewiesen, dass jede der drei Strophen endet mit: „...Er kommt
zu uns, der starke Gott“. Also einmal entschieden nicht das
liebliche, kleine Kind im Blick, sondern der starke Gott. Und darum
meine ich geht es im Advent tatsächlich auch! Guten Advent!