Donnerstag, 30. November 2017

Dreifaltigkeit im Advent

Es war kein wunderschönes Wetter, aber wenigstens begann es erst nachmittags zu nieseln. Am vergangenen Dienstag, als ich von Babenhausen nach Memmingen wanderte. Die Orientierung war nicht allzu schwer, weil der Weg auch Teil des Jakobsweges und mit der Muschel gut markiert ist. Bei Wegkreuzungen in manchem Waldstück war das tatsächlich eine Hilfe.

Immer wieder ging es auch durch kleine Orte. „Kulturwandern“ nennt das Peter Lindenthal, ausgewiesener Experte für den österreichischen Teil des Jakobsweges. Bei vielen Häusern sah ich schon (vor)weihnachtlichen Schmuck: Strohsterne im Fenster oder ein großer Leucht-Stern irgendwo außen, Weihnachtsmänner unterschiedlicher Größen im Fenster oder auf dem Balkon etc.

Bei dem ein oder anderen Hauseingang oder im Vorgarten auch Sätze, Sprüche auf Metall oder Stein. Wie: „Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum“. Oder: „für das Vergangene danken, die Zukunft träumen, im Jetzt leben“, was mich an Dag Hammarskjölds 1953 notiertes: „Für das Vergangene: Dank – für das Kommende: Ja“ erinnerte. Oder: „Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne, die Blumen und die Kinder“.

Was mich zum Thema bringt: in wenigstens drei (!) Gärten sah ich eine sich ähnelnde Skulptur: drei etwas versetzt nebeneinander stehende schlanke, quaderförmige Granitsäulen, etwa einen Meter hoch. Auf den drei Säulen in zwei Gärten jeweils eine geschliffene Kugel aus demselben Material. In einem Garten keine Steinkugeln, sondern solche aus Milchglas, die vermutlich ein Leuchtmittel enthalten.

Ob die Leute sich etwas gedacht haben, als sie da ausgerechnet drei und nicht zwei oder vier oder noch mehr Steinsäulen im Vorgarten aufstellten? Mir kam – Berufskrankheit? - die Dreifaltigkeit in den Sinn. So ähnlich, wie über den ein oder anderen Heiligen berichtet wird, dass jedes Gebilde in der Natur, das irgendwie mit der Dreizahl zu tun hat, vom dreiblättrigen Kleeblatt angefangen, den Heiligen an die Dreifaltigkeit erinnerte und ihn ehrfürchtig werden ließ. Von unserem Gründer heißt es, wie vermutlich von anderen Heiligen auch, dass er immer beim Beten des „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist“ ehrfürchtig das Haupt neigte. Bis heute ist so etwas Praxis in der Liturgie des Stundengebets bei der ein oder anderen Gemeinschaft.

Der Dreizahl bin ich noch einmal begegnet bei der Vorbereitung der Adventsfeier mit unseren Mitarbeiterinnen hier im Haus. Diese wird am 4. Dezember, dem Gedenktag der heiligen Barbara, stattfinden. Barbara war eine junge Frau im dritten oder vierten Jahrhundert, die sich gegen den Willen ihres heidnischen Vaters zum Christentum bekehrt hat. Ihr Vater hatte sie in einem Turm untergebracht. So wird sie auch oft dargestellt, die Frau mit dem Turm. An die Wand ihres Zimmers soll sie ein Kreuz gezeichnet haben. Äußeres Zeichen ihrer Bekehrung und vielleicht auch ein Hinweis für einen Spitzel oder Verräter. Der Turm selbst wird oft mit drei Fenstern dargestellt. Dies nicht ohne Grund: Christen bekennen sich zum dreifaltigen Gott.

Vielleicht fragen Sie sich beim Lesen, ob ich mir nicht für den Advent etwas anderes hätte einfallen lassen können. Ein Auslöser für diese „anderen Adventsgedanken“ ist ein neues Adventlied von Norbert Becker, „Zeit ist voller Hoffnung“. Vor kurzem hat er das mit einer kleinen Gruppe von Menschen gesungen, ich war auch dabei. Und Norbert Becker hat darauf hin gewiesen, dass jede der drei Strophen endet mit: „...Er kommt zu uns, der starke Gott“. Also einmal entschieden nicht das liebliche, kleine Kind im Blick, sondern der starke Gott. Und darum meine ich geht es im Advent tatsächlich auch! Guten Advent!

Mittwoch, 15. November 2017

Narzissmus?

Das Abendessen war sehr fein! Zwar kam ich erst zum Essen, nicht schon zum Kochen, zu dem ich auch eingeladen gewesen wäre. Wobei das in diesem Fall tatsächlich an terminlichen Gründen lag. Während wir uns das Essen schmecken ließen, und nachher weiter, redeten wir über Gott und die Welt.
Dabei ging es unter anderem um einen Autor, der ein paar Tage zuvor in der nahe gelegenen Stadt einen Vortrag gehalten hatte. Und eine aus unserer Runde, von Beruf Fachärztin für Psychiatrie, meinte: „ein wenig Narzisst muss er wohl schon sein, wenn er meint, über seine Erfahrungen ein Buch schreiben zu müssen!“ Diese Äußerung ließ uns nachdenken. Wie das so ist mit dem Bücher schreiben und dem Narzissmus... Ist dann etwa der andere, der so viele Bücher schreibt, auch ein Narzisst? Vielleicht sogar ein noch größerer, weil er ja noch viel mehr Bücher geschrieben hat?
„Wenn einer so davon überzeugt ist, seine Erfahrungen etc. in der Welt verbreiten zu müssen...“ meinte die Psychiaterin.

Worauf mir ein wenig heiß wurde: wie ist das denn dann mit meinem Blog? Bin ich auch ein Narzisst? Wie meinte vor kurzem ein Mitbruder, der einen Post gelesen hatte: „wen interessiert das denn?“ Bin ich da in eine Falle getappt?

Wie fing es an? Das „Wie“ hat mit dem „Wo“ zu tun. Ich erinnere mich: ich war ein Jahr in Spanien und wollte der Bitte verschiedener Menschen nach kommen, von dort zu berichten. Was zum „BaM“ führte, zum „Bericht aus Madrid“, den Leute wie einen Newsletter bei mir bestellen konnten. Regelmäßig schrieb ich über meine Erlebnisse vor allem im Zusammenhang der Besuche bei Menschen in der Abschiebehaft.

Als ich wieder in den deutschen Sprachraum zurück gekehrt war – schneller, als ich gedacht und gewollt hatte, war mir an einer Fortsetzung des schriftlichen Kontakts mit den Lesern des „BaM“ gelegen. Auch wenn die Situation natürlich eine ganz andere war. Technisch wechselte ich vom Newsletter zum Blog. Um, ja, da kommt jetzt wohl doch der Narzissmus ins Spiel, um am eigenen Leben Anteil zu geben.

Ein wenig, jetzt kommt´s noch schlimmer, ist auch ein „missionarischer Gedanke“ damit verbunden. Manchmal versuche ich im eher säkularen Erzählen eine Botschaft zu verpacken. Nicht aufdringlich, sondern en passant. Was sehr oft nicht gelingt, ich weiß. Da bleibt es dann beim banalen Erzählen. Und ich fordere sicher die Geduld und das Wohlwollen meiner Leserinnen und Leser heraus. Deren Zahl überschaubar ist, im dreistelligen Bereich. Wobei ich weiß, dass ich auch Leserinnen und Leser habe, die das Geschriebene ausgedruckt bekommen, weil sie keine Internet-Nutzer/innen sind.

Manchmal ist mein Geschreibsel Auslöser für eine Reaktion und ich erfahre etwas aus dem Leben eines Lesers, einer Leserin. Was mich freut! Denn „Beziehungspflege“ ist nicht nur ein Nebeneffekt meines narzisstischen Schreibens. Leider ist es mir bisher technisch nicht gelungen, eine Kommentarfunktion zu aktivieren. Was mich wiederum davon befreit, täglich Kommentare sichten zu müssen.

Das Ganze hat wohl auch mit dem zu tun, was mein großer Kollege aus früheren Jahren, Paulus, in einem Brief an die Gemeinde in Thessalonich geschrieben hat. Wir „wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben“ (1 Thess 2,8).

Zum Schluss: diejenigen, die sich wundern, woher ich die Zeit nehme, kann ich beruhigen. Im Normalfall ist so ein Post sehr schnell geschrieben (merkt man ja auch dem Stil an!), wenn erst einmal die Idee da ist. Und die kommt nebenbei, wächst aus dem Alltag heraus, ohne dass ich mich extra zum Überlegen hin setzen müsste. Also: viel Freude oder viel Geduld beim Lesen wünsche ich!