„Du hast doch einen tollen Beruf!“
sagte mir neulich meine Mutter, nachdem sie in der Zeitung ein Foto
von der Kinderwallfahrt in Maria Baumgärtle gesehen hatte. Stimmt!
Ich kann es bestätigen, wenn natürlich auch nicht alle Tage gleich
sind.
Vorige Woche war jedoch wieder ein
solcher Tag, der mich vor allem dankbar sein lässt.
Wir feierten die Eiserne Hochzeit eines
Paares. Eine Tochter war vorher bei mir und hatte mir den von ihr
vorbereiteten Gottesdienstentwurf gezeigt, den wir genau so nahmen.
Nachdem die Eltern mit 85 und 92 Jahren nicht mehr so ganz beweglich
sind, war der Plan, im Wohnzimmer einer anderen Tochter einen
Wortgottesdienst zu feiern.
Als ich dorthin kam, war alles
vorbereitet. 15 Stühle standen im Kreis: das Jubelpaar, drei Töchter
und ein Sohn mit ihren Partnern, drei Enkelkinder, zwei Urenkel,
einer davon im Buggy auf dem Boden, zwei Schwestern der Jubilarin.
Und die Mitte im Raum wunderschön vorbereitet.
Eine der Enkelinnen, Mutter der beiden
kleinen Urenkel, übernahm die Begrüßung, hielt die in der Mitte
liegenden Gegenstände hoch: das Hochzeitsbild („war ich nicht eine
hübsche Braut?“ kommentierte die Jubelbraut und erzählte, dass
das Brautkleid von der Cousine war, „1949 hat man doch nichts
gehabt!“), ein Ährenbündel als Zeichen für die Landwirtschaft,
die das Leben des Paares bestimmt hatte („schon am Tag nach der
Hochzeit haben wir Getreide geerntet“), ein Glas Wein, welches der
Vater gerne trank oder trinkt, ein Kreuz als Zeichen für den Glauben
(„ohne den wäre ich unter gegangen“, sagte die Frau).
Dazu hatte ich die Hostienschale
gestellt. Und mir kam der Ort so passend und würdig vor! Schon
allein die Runde der im Kreis versammelten Menschen. Und dann noch
die symbolischen Gegenstände in der Mitte. Ein Ort der Gegenwart
Gottes! Schon bevor die Eucharistie in der Mitte lag!
Zwei Enkelinnen begleiteten die Lieder
mit Gitarre und Querflöte. Und als ich zum Kreuzzeichen einlud,
schaute der kleine Urenkel Jakob, ich schätze so zwischen zwei und
drei Jahren alt, ganz aufmerksam, was die da alle machen. So lernten
Kinder einmal glauben: durch den praktischen Mit-und Nachvollzug
dessen, was „die Großen“ machen. Klar muss das Ganze dann
inhaltlich gefüllt und persönlich adaptiert werden.
Der Sohn las die Lesung (Phil 4,4-9) –
wie gut passte das. Nach den von den Enkelinnen gebeteten Fürbitten
und dem Vater unser, bei dem wir uns im Kreis die Hände reichten,
lud ich zum Friedensgruß ein, zu dem wir uns Zeit ließen. Und dann
empfingen die Feiernden die Kommunion.
Mehrmals während der Feier hatte ich
zu schlucken und spürte den berühmten „Kloß im Hals“. Ich darf
da als „Nicht-Familienmitglied“ bei so einer dichten Feier dabei
sein und bekomme ziemlich selbstverständlich eine Rolle in dieser
Feier. Welch ein Geschenk, welch ein Grund zur Dankbarkeit.
Hinterher erzählte mir dann der
„Jubelbräutigam“ noch Geschichten von ganz früher, die mit
Maria Baumgärtle zu tun hatten und deswegen natürlich interessant
waren. Und dann wollte ich doch auch noch den kleinen Urenkel, der
vorher im Buggy gelegen und mich schon angestrahlt hatte, einmal
halten. Seine Oma gab mir noch Anweisungen, den Kopf des Kleinen
etwas mit der Hand zu unterstützen, weil er das selbst noch nicht
könne.
Weil ich weitere Termine hatte,
verabschiedete ich mich bald, obwohl ich auch zum Festmahl, das
gleich in der Küche neben dem Wohnzimmer, wo wir zuerst gefeiert
hatten, eingeladen worden war. Wobei ich sehr dankbar war, zu Fuß
unterwegs zu sein und den Heimweg zum „Nachklingen“ zu haben.