„Ich möchte gerne die Ministranten
einmal zum Essen einladen. Sie müssen aber mit gehen!“ So sagte
mir damals Frau Zenkl, vor vielen Jahren in Klagenfurt, wo sie sich
um die Sakristei kümmerte, in der Pfarrei, in der ich Kaplan war.
Und dann wurde sie noch konkreter: „ich habe da ein Lokal in der
Bahnhofsstraße gesehen, wo immer viele junge Leute sind. Das könnte
etwas für die Ministranten sein, oder?“ Also zogen wir an einem
Samstag Nachmittag in die Klagenfurter Bahnhofsstraße, sieben oder
acht Ministranten, Frau Zenkl, damals bestimmt schon Mitte 60 Jahre
alt und ich, der Kaplan. Das Lokal, welches Fini Zenkl ausgesucht
hatte, war eines aus der Fastfood-Kette mit dem gelben M. Alle
Ministranten durften sich etwas zu essen auswählen, ich natürlich
auch, und Fini Zenkl bezahlte. Was der Kassiererin den an die Kinder
gerichteten Kommentar entlockte: „habt Ihr aber eine nette Oma und
einen lieben Papa!“
Frau Zenkl lebte ihren Mesnerdienst
ganzheitlich, mit großer Hingabe und ebensolchem Einsatz. Wir
blieben lange in Kontakt, die letzten Jahre war er schwächer
geworden und ich war dann von der Nachricht ihres Todes überrascht.
Und hatte den Wunsch, ihr Grab zu besuchen. Was ich am vergangenen
Pfingstfest, das ich in Kärnten verbrachte, dann auch tat.
Von Beruf war Fini Zenkl
Krankenschwester gewesen – und Sauberkeit und Hygiene blieben bei
ihr groß geschrieben. Ich erinnere mich daran, dass Pater Johannes,
mit dem ich gemeinsam in der Klagenfurter Pfarre lebte, eines Morgens
von einem schrecklichen Traum erzählte, den er in der Nacht gehabt
hatte. Frau Zenkl hatte die halbe Kirche ausgeräumt, die Bänke auf
die Seite geschoben, um ja gut putzen zu können. Und dann hatte sie
noch alles mit einem Desinfektionsspray eingesprüht. Über solch
einem Traum war Johannes wohl aufgewacht. Regelmäßig litt er
darunter, wenn Fini Zenkl oder jemand anderer mit zu viel Wasser das
Holz der Kirchenbänke oder des Parkettbodens behandelte.
Christian, damals einer der
Ministranten und inzwischen Pfarrgemeinderatsobmann der Gemeinde,
erinnerte sich, dass er versuchte, den Bitten Fini Zenkls umgehend
nachzukommen. „Einmal meinte sie, man müsste doch das Glasvordach
vor der Kirche abspritzen, weil es so schmutzig sei. Und ich bemühte
mich, möglichst schnell zur Stelle zu sein und das zu tun, weil ich
Angst hatte, dass sie womöglich selbst hinaufsteigen und putzen
würde, und dann eventuell herunter fallen könnte“. Denn sie legte
sich auch Bretter auf die Kirchenbänke, auf welche sie dann eine
Staffelei stellte, um die Kirchenlampen putzen zu können.
Mir selbst ist noch die Akribie in
Erinnerung, mit der Fini Zenkl Altartücher bügelte und auf den
Altar legte. Manchmal, wenn ich später in Kirchen irgendwo recht
zerknitterte Tücher sah, musste ich daran zurück denken.
Aber Fini Zenkl war nicht nur eine
Person mit einem Reinlichkeits- und Ordnungsfimmel. Mit dem sie unter
Umständen, das ist vermutlich deutlich geworden, Menschen auch
lästig werden, auf die Nerven gehen konnte. Der Kirchenbau war ihr
tatsächlich so etwas wie ein Zuhause. Oft einmal richtete sie ihre
Arbeit so ein, dass sie mittags in der Kirche war, wenn die Glocken
läuteten. Und dann betete sie das Gebet des „Engel des Herrn“.
Gar keine Frage, dass sie auch sonst zu jedem Gottesdienst anwesend
war.
Am Ende ihres Leben sei es schwieriger
mit ihr geworden, sie konnte sich wohl auch nicht mehr so ganz leicht
mit wechselnden Priestern in der Gemeinde und deren jeweils neuen
Eigenheiten abfinden. Und trotzdem wünsche ich vielen Gemeinden
solche Menschen wie Fini Zenkl. Und weiß gleichzeitig, dass es sie
gibt, immer wieder und gar nicht so selten...