Jede und jeder gestaltet ihn etwas
anders, ihren oder seinen Morgen. Ganz abgesehen einmal von den
grundlegenden Unterschieden zwischen passionierten Frühaufstehern
(gibt es!) und Morgenmuffeln.
Bei mir gibt es die Reihenfolge G-K-G,
Gymnastik, Kosmetik, Gebet.
Für Teil 1 ca. 10 Minuten, Teil 2
10-15 Minuten und Teil 3 30 Minuten. Detaillierter?
Die Gymnastikübungen dienen vor allem
der Stärkung der Rückenmuskulatur und für ein paar davon nehme ich
ein Deuser-Band zu Hilfe, seit Jahren bin ich ein großer Fan dieses
Sportartikels, der „Sporthalle für zu Hause“. Der starke Rücken
ist ja auch im übertragenen Sinn nicht so schlecht. Damit hat
vielleicht dann eher Teil 3 zu tun.
Teil 2 werde ich hier nicht näher
beschreiben, manchmal ist darin das Besteigen der Waage enthalten.
Und der Blick auf deren Display löst verschiedene (nicht sehr
heftige) Reaktionen aus.
Und nachdem ich Teil 1 im Schlafzimmer
und Teil 2 in der Nasszelle absolviert habe, bewege ich mich für
Teil 3 in mein Wohnzimmer, wo ich mir einen Gebetsplatz eingerichtet
habe. An diesem stehe ich, atme durch, versuche mir der Gegenwart
Gottes bewusst zu werden und setzte mich dann auf einen
Meditationshocker, um eine Zeit im Schweigen „da“ zu sein.
Und neulich ist es mir passiert, dass
ich auf dem Weg von Teil 2 zu Teil 3, also von der Kosmetik zum Gebet
bemerkt habe, dass ich mich nicht auf die Waage gestellt hatte, wie
ich mir das eigentlich vorgenommen hatte. Egal! Beim nächsten Mal
halt, am nächsten Morgen.
Wobei mich diese Sache dann doch noch
weiter beschäftigte. Das Körpergewicht im Auge zu behalten ist ja
gut, vernünftig. Vor kurzem stand ich vor einem
Apothekenschaufenster, in dem mich ein Werbeplakat amüsierte: „Sind
Sie zu klein für Ihr Gewicht?“ stand da in fetten (!) Lettern zu
lesen. Und anhand der in etwas kleineren Lettern daneben angebrachten
Tabelle konnte ich feststellen, dass das tatsächlich auf mich
zutrifft. Ich bin zu klein für mein Gewicht – oh je!
Aber noch einmal: das Körpergewicht
ist die eine Sache. Aber was „wiegt“ denn sonst? Oder was zählt?
So meine tief schürfenden Überlegungen noch vor dem Frühstück.
Wenn man so die Lebensqualität eines Tages auch wiegen könnte –
wie viel brächte ich am Abend dieses Tages auf die Waage?
Und schon war ich bei meinem
Namenspatron, dem hl.Aloisius von Gonzaga. Dem man nachsagt, dass ihn
eben dieser Gedanke existentiell umgetrieben hat. Was hat all das,
was ich tue, für einen Wert im Hinblick auf die Ewigkeit?
Ich weiß nicht, mit welchem Alter
Aloisius anfing, sich solche Gedanken zu machen. Die Sache passt
nicht schlecht zur Ideenwelt des Jesuitenordens, dem der Heilige
angehörte. Dessen Gründer schlägt eine recht drastisch-deutliche
Übung vor: versetz dich einmal in die Stunde deines Todes: wie
möchtest du dann gelebt haben? Bis heute wird diese Übung
praktiziert, mit verschiedenen Methoden und Variationen. Z.B. „wie
müsste die Leichenrede für dich klingen, oder: was sollte auf
deinem Grabstein stehen?“
Ob das jetzt lediglich Gedanken eines
älter werdenden Paters und Missionars sind? Weil ich sie am Morgen
des besagten Tages nicht so weit vertiefte, habe ich das jetzt mit
Dir und Ihnen, geneigte Leserin, geneigter Leser getan. Gute Zeit!