Montag, 31. Oktober 2016

P. Fritz Tschol C.PP.S.

In seinem 88. Lebensjahr verstarb am 16. Oktober P. Fritz Tschol, gebürtig aus St. Anton in Tirol und seit 1957 Missionar in Brasilien.

Schon als Student lernte ich ihn kennen, als er auf Heimaturlaub war. Und bereits damals hat er mich beeindruckt. Vielleicht begann das schon mit seiner Sprache, die für mich einmalig war. Denn er sprach deutsch, oder hin und wieder tirolerisch, mit brasilianischer „Melodie“ - und das war einfach schön anzuhören.

Und dann erzählte er, wie er schon als junger Mensch einerseits gerne in die Berge ging und andererseits gerne fotografierte. Was ihn zu einer für ihn günstigen Möglichkeit brachte, seinen Urlaub zu verbringen. Er baute sich eine Holzkiste für den Fahrradgepäckträger, in welche er einen Diaprojektor und die Magazine mit den von ihm gemachten Dias lud. Und damit fuhr er über Land und zeigte interessierten Leuten seine Bergbilder – und finanzierte sich auf diese Weise den Urlaub.

Er war nicht mehr so jung, als er einmal im Winter zum Heimaturlaub kam. Und in seiner Heimat stellten sie ihm eine Schiausrüstung samt Liftkarte zur Verfügung. „Und es ging noch!“ Er hatte Spaß daran, der inzwischen in Brasilien heimisch gewordene Tiroler, jetzt in der alten Heimat wieder einmal Schi zu fahren.

In Brasilien engagierte er sich sehr in dem, was wir Sozialbereich nennen würden. Viele Menschen baten ihn um Unterstützung und bekamen sie auch. Zu seinem Zimmer im Missionshaus im ersten Stock führte eine Außentreppe, so dass die Bittsteller direkt bei ihm anklopfen konnten. Und dann konnte es auch passieren, dass er sich von der Richtigkeit der Bitte und der Sinnhaftigkeit des Antrags überzeugen wollte und mit den Bittenden ging, wobei die anderen auf der Treppe halt warten mussten. Wobei er auch Mitarbeiter hatte, die er mit solchen „Kontroll-Diensten“ beauftragen konnte. Wie vielen Leuten hat Fritz geholfen! Eine unübersehbare Menge!

Er tat das unter anderem auch mit Unterstützung aus Europa. Und hier war er ein sehr korrekt und verlässlich Dankender. Sehr schnell antwortete er auf Post und später Mails und bedankte sich für eingegangene Spenden.

Ich erinnere mich an einen Besuch zu der Zeit, als ich Pfarrer in Salzburg-Parsch war. In der Pfarre fanden gerade die Aufbauarbeiten für den Flohmarkt statt. Die Menschen brachten die Dinge, die sie für den Verkauf zur Verfügung stellen wollten. Oder war es nach dem Flohmarkt, als wir das übrig Gebliebene in Container warfen? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Auf jeden Fall konnte es Fritz überhaupt nicht fassen, was die Leute alles weg gaben bzw. weg warfen. „Bei uns würden sich sofort Menschen darauf stürzen und diese Sachen holen und etwas mit ihnen machen“, so sagte er.

Der vielseitig begabte Mann hat praktisch zwei Stadtteile von Altamira gebaut. Indem er Land, welches unserer Gemeinschaft gehörte, parzellierte und armen Familien als Baugrund zur Verfügung stellte. Wobei er sich selbst auch als Architekt betätigte, genauso wie er die ein oder andere Kapelle oder Kirche entwarf und baute.
Für die Bauprojekte kam durch ihn auch eine Ziegelmanufaktur zustande. Er entdeckte günstige Erde, die zu Ziegeln geformt wurde, welche getrocknet und dann als Baumaterial verwendet werden konnten.

Zum Abschluss zitiere ich unseren Provinzial P. Andreas, der gerade auf Besuch in Brasilien war, als Fritz starb, und so an der Beerdigung teilnehmen konnte:
Wenn diese Mail euch erreicht stehen wir knapp vor der Beerdigung von P. Fritz. Schon gestern Abend als wir von Belem am Abend ankamen, feierten wir gemeinsam mit Dom Erwin (Kräutler, früherer Bischof von Altamira, A.S.) und Dom Joao (jetziger Bischof von Altamira, A.S.), Mitbrüdern und Diözesanpriestern und viel Volk die hl. Messe in der Kirche Perpetuo Soccorro. Es ist berührend, wie die Leute am offenen Sarg vorbeiziehen, P. Fritz berühren, weinen oder einfach still verweilen. Der Präfekt der Stadt hat drei Tage arbeitsfrei gegeben, damit die Leute sich von ihm verabschieden können. Heute morgen wurde der Sarg in die Kathedrale überführt, und hier war wieder eine hl. Messe mit Dom Joao, die Predigt hielt bei beiden Gottesdiensten Dom Erwin. In etwa drei Stunden beginnen dann die Beerdigungsfeierlichkeiten in der Kirche Perpetuo Soccorro.