Ich bin unterwegs nach Pfaffenhausen
zum Zahnarzt. Und zwar zu Fuß, weil ich auf dem Rückweg das Auto
bei der Werkstatt abholen möchte, wo ich es am Vortag abgestellt
hatte (TÜV und Reifenwechsel).
Nach einer Stunde erreiche ich den Ort
Unterrieden. Wo mir ein Mann begegnet, der mit Rollator unterwegs ist
und sich offensichtlich darüber freut, einem anderen Menschen zu
begegnen. „Woher kommt denn dieser Mann?“, spricht er mich an.
„Aus Maria Baumgärtle“ antworte ich. „Was, aus Baumgärtle!“
sagt er und kneift etwas die Augen zusammen, um mich genauer
anzusehen. „Ach das ist ja der Pater, der Pater...“ fährt er
fort. Und nachhelfend ergänze ich: „der Pater Alois, ja“.
Und dann plaudern wir ein wenig. Er
erzählt mir, dass er einen Beckenbruch hatte, im Krankenhaus und
anschließend auf Reha war und schließlich zu Hause gut von seiner
Frau gepflegt wurde. Dafür ist er offensichtlich sehr dankbar,
genauso wie für die Möglichkeit, jetzt wieder – wenn auch mit
Rollator – ein wenig gehen zu können.
Wir verabschieden uns und mir geht
unsere Begegnung beim Weitergehen und auch in den folgenden Tagen
nach. Ich hatte den Eindruck, mein Gegenüber hat sich über unsere
Begegnung gefreut. Und in mir selbst nehme ich ebenso Freude war. Es
tut gut, sich zu begegnen.
Und schon öfter, wenn ich mir den
Luxus leistete, zu Fuß oder mit dem Fahrrad etwa zur Feier der
heiligen Messe in einen Nachbarort zu gelangen, genoss ich es, hier
zu grüßen bzw. gegrüßt zu werden, dort kurz stehen zu bleiben,
mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Eine Form der Seelsorge, die dem
Pfarrer einer Pfarreiengemeinschaft mit (wie bei uns) neun Pfarreien
nicht mehr so ohne weiteres möglich ist. Zwangsläufig ist
angesichts der vielen Termine das häufigste Fortbewegungsmittel das
Auto.
So sehr ich mich darüber freue, wenn
Menschen die Begegnung mit mir (als Pater/Priester) als etwas
„Besonderes“ einzustufen scheinen, so sehr wünschte ich mir,
dass viele Begegnungen unter Menschen als heilsam und hilfreich
empfunden würden. Jesus hat seine Gegenwart verheißen, wo zwei oder
drei in seinem Namen versammelt sind (vgl. Mt 18,20), er hat nicht
davon gesprochen, dass einer davon ein besonderes Amt in der Kirche
haben muss.
Auf der einen Seite bin ich davon
überzeugt, dass vieles in diesem Bereich ohnehin, ganz unreflektiert
geschieht. Gerade in unseren Dörfern ist – allen Unkenrufen zum
Trotz – noch vieles an Begegnungs- und Beziehungsqualität
vorhanden. Auf der anderen Seite muss eben das gepflegt werden.
Und da dürfen vielleicht gerade
Christ/inn/en besonders sensibel sein. Nicht um „penetrant“ den
lieben Gott mit vielen Worten ins Spiel zu bringen. Aber doch, indem
sie ihre Begegnungen im Bewusstsein seiner Gegenwart gestalten.
Ein Referent in unserer
Begegnungsstätte meinte vor kurzem, dass es im angelsächsischen
Bereich weniger Hemmungen gäbe, über Krankheiten zu reden und um
Heilung zu beten. Vielleicht haben wir in unseren Breiten da
tatsächlich Nachholbedarf und ist manches ausbaufähig.
Es geht mir – wohlgemerkt – gar
nicht so sehr um die Etablierung irgendwelcher organisierter
Heilungsgottesdienste. Sondern z.B. um die schlichte Zusicherung, die
Menschen einander aussprechen: „ich bete für dich!“.
Wenn das „normal“ ist, dann könnten
sich tatsächlich auch Menschen miteinander in ihrer Kirche vor Ort
treffen, die Anliegen ihrer Mitchristen vor Ort sammeln, benennen und
im Gebet vor Gott hintragen. Wie gut täte das...