Seit 1985 gibt es – jeweils im September – die europäischen
Tage des Kulturerbes. Vergangenes Wochenende war ich „kulturell unterwegs“ bei
zwei Veranstaltungen, die mir beide gut gefielen. Erleichtert wurde mir das
Ganze noch dadurch, dass ich eine MIC (Musei in comune) – Card habe. Menschen
mit einem römischen Wohnsitz können mit dieser Karte für einen Jahresbeitrag
von fünf Euro alle städtischen Museen besuchen. Junge Römerinnen und Römer bekommen
die MIC-Card sogar zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt, wenn sie diese
beantragen.
Am Samstag wurde in der Gemäldesammlung der Kapitolinischen
Museen das Gemälde „Das Begräbnis der heiligen Petronilla“ vorgestellt und der
junge Kunsthistoriker machte seine Sache ausgezeichnet. Eine halbe Stunde
standen wir vor dem Bild und erfuhren interessante Einzelheiten dazu. Zu
Petronilla habe ich eine Beziehung, weil sie die Patronin der Pfarrkirche der
Gemeinde in Westfalen ist, in welcher meine Großeltern nach ihrer Vertreibung
aus Schlesien eine neue Heimat fanden. Aber ich hatte mich nie näher für die
Geschichte dieser Frau interessiert. Der Legende nach soll sie die Tochter des
hl. Petrus gewesen sein und sich der Heirat mit einem gewissen Flacco dadurch
entzogen haben, dass sie sich zu Tode fastete. „Eigentlich müsste sie als Tochter
des hl. Petrus `Petrilla´ heißen, `Petronilla´ wäre die Tochter des Petronius“
wusste unser Kunsthistoriker. Auf jeden Fall gibt es im Petersdom einen
Petronilla-Altar und für eben diesen malte Guercino dieses Riesenbild, mehr als
vier Meter breit und mehr als sieben Meter hoch – Petersdom-Maße eben. Dem
Riesengemälde geschah dasselbe wie anderen Gemälden im Petersdom auch: da
aufgrund der Feuchtigkeit im Gebäude Schäden befürchtet wurden, brachte man es
an einen Ort mit günstigeren Klima- bzw. Luftfeuchtigkeitsbedingungen und
ersetzte es durch eine Mosaik-Kopie. Die ja in sich auch wieder ein Kunstwerk
ist. Es soll Menschen geben, die allein wegen der verschiedenen Mosaike nach
Rom reisen. Beim Petersdom gibt es dazu eine eigene Werkstatt, die Mosaike
herstellt und vor allem auch restauriert. Zurzeit diejenigen der
Reliquienkapellen unter den Säulen(-Heiligen), welche die berühmte
Bernini-Kuppel (derzeit ebenfalls in Restaurierung befindlich) einrahmen. Während
der napoleonischen Herrschaft wurde das Riesen-Petronilla -Ölbild nach
Frankreich gebracht. Petronilla, die „Tochter des ersten Hauptes der Kirche ist
Patronin Frankreichs, der ersten Tochter der Kirche“. Dies trägt wohl auch – so
unser Führer am Samstag – zu ihrer Verehrung bei, trotz der eher unsicheren
(wenn nicht fragwürdigen) geschichtlichen Ausgangslage. Vor dem Riesengemälde
zu stehen und sich seine diversen „Reisen“ im Lauf der Geschichte vorzustellen,
das allein nötigt ja schon Respekt ab. Soviel zu Petronilla und meinem
Samstagsprogramm.
Am Sonntag dagegen nahm ich an einer Führung in der „Centrale Montemartini“ teil, in gewisser Weise eine „Außenstation“ der Kapitolinischen Museen und noch näher bei unserem Haus als diese. Dort war ich schon ein paar Mal und bin jedes Mal neu fasziniert. Denn bei der Centrale Montemartini handelt es ich um ein ehemaliges Heizwerk, es ging um Energieerzeugung. Bis in die 60er-Jahre unseres Jahrhunderts funktionierte das Gebäude als solches, dann waren die Maschinen in die Jahre gekommen und der römische Energieversorgungsbetrieb überlegte, eine Art „Museum der Energieerzeugung“ daraus zu machen. Ein paar Jahre später hatten die Kapitolinischen Museen Platznot und wollten einige ihrer Exponate auslagern. Es gab Gespräche und jetzt stehen römische (und auch ein paar griechische) Statuen vor den riesigen alten Dieselmotoren. Schon beim ersten Mal war ich von diesem Kontrast begeistert. Und das geht wohl auch anderen so, obwohl unsere Führerin am Sonntag erwähnte, dass es auch Kritik an dieser Form der Präsentation gäbe.
Auch in der Centrale Montemartini sind einige Mosaike – aus römischer Zeit – zu sehen, wahre Kunstwerke, mit teilweise wirklich „Mini-Steinchen“….