Montag, 31. März 2014

Musik, Manager, mehr (vom) Leben...

Eine Rock-Göre! Singen kann sie. Und wollte sie auch. Singen, sich zeigen. So erzählt sie selbst über sich. Als dann eine Darstellerin und Sängerin für eine Rolle in einem Musical über eine Ordensfrau gesucht wurde, legte sie das Info-Blatt zunächst einmal auf die Seite. War doch nicht ganz ihre Wellenlänge. Obwohl sie zu Hause mit christlichen Werten aufgewachsen war. Irgendwann entschied sie sich aber doch und übernahm die Rolle. Die ihr schlussendlich, in Verbindung mit Nachfragen einer Ordensfrau, unter die Haut ging. Einige Zeit später bat sie um Aufnahme in die Gemeinschaft der Ursulinen und hat inzwischen, nach einigen Jahren, sich an diese Gemeinschaft gebunden, die Profess abgelegt.. Zur Zeit erregt sie Aufsehen in Italien, nachdem sie bei „The Voice of Italy“, einer Casting-Show im Fernsehen, gesungen hat. Und Komplimente bekam. Und eben auch schon über ihren Weg befragt wurde. Sie fand Zugang zu einer für sie fremden Welt über ihr Talent, ihre Leidenschaft. Suor Cristina, 25 Jahre jung.

Einem anderen saß ich neulich leibhaftig gegenüber. Er hat nicht nur ein Studium der Wirtschaftswissenschaften hinter sich, sondern nach Abschluss desselben in der Automobilindustrie gearbeitet, bei einem Zulieferer für einen der bayrischen Autoproduzenten. Aber irgendetwas fehlte ihm noch. Was ihn dazu brachte, ins Internet zu gehen und folgende Suchbegriffe einzugeben: „Kirche-Jugend-Orden“. Auch er war kirchlich aufgewachsen und hatte in seiner Heimat gerne in der Jugendarbeit mit gemacht. Nachdem der junge Mann also seine Suchbegriffe eingegeben hatte, landete er auf www.donbosco.de. Und fing an zu lesen. Die Lektüre wühlte ihn aber so auf, dass er nach einer halben Seite wieder aufgab. Aber es ließ ihn nicht los. Und er kehrte zu dieser Seite zurück und las weiter. Bis er dort den Namen und die Kontaktdaten eines Ansprechpartners bei den Salesianern Don Boscos fand und sich mit diesem verabredete. Zunächst wollte er nur einen Tag im Kloster bleiben und verbrachte dann doch das ganze Wochenende dort. „Irgendwie fühlte es sich an wie Zu Hause“.

Junge Menschen auf der Suche und beim Finden! Die mich in Frage stellen. Was fänden junge Menschen auf der Suche bei unseren Internetauftritten und in unseren Häusern?

Wobei mich auch die Voraussetzungen dieses Suchens nachdenklich machen. In Verbindung mit einem Modell aus der anglikanischen Kirche, welches Christian Hennecke bei einem Studientag in Augsburg weiter gab. Diesem Modell nach gibt es vier Generationen. In der ersten gehen die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern in die Kirche. In der zweiten schicken die Eltern ihre Kinder in die Kirche. In der dritten gehen weder Eltern noch Kinder in die Kirche, aber sie wissen noch um diese, kennen sich ein wenig mit Glaubens- und Kirchenthemen aus. Und in der vierten ist auch dieses Wissen nicht mehr da. In Deutschland gibt es das alles.

Es ist also nicht mehr selbstverständlich, dass jemand auf seiner/ihrer Suche nach Leben, nach „Mehr“ den Suchbegriff „Kirche“, geschweige denn „Orden“ eingibt. Nicht nur, weil er oder sie dieses Stichwort nicht mit Leben verbindet, sondern weil dieses Stichwort gar nicht (mehr) in seinem/ihren Denk- und Lebensraum vorkommt.

Wir werden noch nicht von allen als die Trendsetter erkannt, die wir ja sind. Der viel diskutierte „Veggie-Day“ der Grünen ist seit Jahrhunderten Bestandteil eines klösterlichen Wochenrhythmus: wenigstens einmal, wenn nicht zweimal in der Woche fleischlos – gar keine Frage.
Und wenn bei jungen Leuten in Städten angeblich gar nicht mehr unbedingt ein eigenes Auto sein „muss“, und Car-Sharing eine gern und oft genutzte Alternative ist: auch so etwas pflegen Ordensleute seit langem.
Und global vernetzt waren wir schon, bevor es ein Internet gab.

Wie unser Trendsetter-Dasein mit der Suche von (jungen) Menschen in Verbindung bringen?

Samstag, 15. März 2014

Chiara Lubich, zum sechsten Todestag

Im vorletzten Post hatte ich bereits von meinem Italien-Aufenthalt Anfang Februar erzählt. Heute noch einmal etwas dazu.
Einer der Teilnehmer am Ordensmännertreffen, welches der Grund für meine Italien-Reise war, ein deutscher Benediktiner, fragte, ob es nicht möglich wäre, während des Treffens in Castel Gandolfo einen Besuch im Haus von Chiara Lubich zu machen.
Chiara Lubich war die Gründerin und Präsidentin der Fokolarbewegung, am 14.März 2008 starb sie mit 88 Jahren und am 7.Dezember 2013 wurde der Seligsprechungsprozess für sie eröffnet.

Ich gab die Anfrage des Benediktiners weiter und wir bekamen eine Zusage. Nicht nur das, ich wurde gefragt, ob ich als Übersetzer für den Deutschen mit gehen würde. Nachdem der Besuch im Haus Chiaras in der Mittagspause unseres Treffens statt finden sollte, schluckte ich zunächst („Siesta fällt aus!“), sagte aber dann zu.

Zu fünft machten wir uns also auf den Weg von Castel Gandolfo nach Rocca di Papa, verfuhren uns unterwegs, trotz eines einheimischen Autofahrers, und fanden schließlich das Haus, in dem Chiara Lubich lange Jahre gelebt hatte.
Freundlicherweise stellte sich uns eine der Gefährtinnen Chiaras zur Verfügung, um mit uns durch das Haus zu gehen. Und schon diese kleine zierliche Person war das erste, was mich an diesem Nachmittag beeindruckte. Doni, so heißt sie, ist von Beruf Ärztin. Und sie war eine aus der Gruppe der Ärztinnen und Mediziner, welche lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs von Chiara Lubich in die damalige DDR geschickt wurden, um dort das Evangelium zu verkünden. Auf ihre und die einzige damals dort mögliche Weise: nicht predigend, sondern durch ihr Leben, als Ärztinnen und Ärzte. Doni war über zehn Jahre in Berlin und Leipzig. Schmunzelnd gab sie zu, dass wir uns leider nicht auf Deutsch unterhalten könnten. Denn nach ihrer Zeit in Deutschland ging Doni nach Krakau und war dort ebenfalls über zehn, ich meine fast 20 Jahre. Und sie sagte: „ich habe mich so angestrengt, die schwere polnische Sprache zu erlernen, dass ich mein Deutsch darüber vergessen habe“. Mit dieser beeindruckenden Persönlichkeit, vom äußeren her eine kleine, zierliche, alte Dame, durften wir nun also das Haus Chiaras besuchen.
Welches überhaupt nicht spektakulär ist. Und gerade deswegen so besonders. Ein Wohnhaus. Mit Empfangszimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Büro. Ja, eine Kapelle ist auch dort.

In diesem Haus lebte und starb Chiara Lubich. Schwer krank lag sie vor sechs Jahren in der römischen Gemelli-Klinik und wollte gerne nach Hause. Und ihre Gefährtinnen entschieden sich, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, als klar war, dass ihr in der Klinik nicht mehr geholfen werden konnte.
In ihrem Büro an den Wänden eingerahmte Briefe hinter Glas von Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. Wichtig für sie, die streng gläubige Katholikin. Und gleichzeitig gehören heute und gehörten schon zu Chiaras Lebzeiten Menschen verschiedener Weltreligionen und auch Menschen ohne religiöse Weltanschauung zu dem von ihr gegründeten Werk.
So wird etwa ein dreitägiges Treffen von Christen, Juden, Muslimen, Hindus, Buddhisten, Shintoisten und Sikhs in Castel Gandolfo mit einem Festakt am 20.März in der Aula Magna der römischen Universität Urbaniana enden, anlässlich des sechsten Todestages Chiaras. Und überall auf der Welt wird auf verschiedene Weise ihrer gedacht werden.
(vgl.: http://www.focolare.org/area-press-focus/de/news/2014/03/12/ricordata-chiara-lubich-in-molte-citta-del-mondo-nel-6-anniversario-della-sua-morte-2/)
„Omnia vincit amor“ steht auf einer kleinen Plakette, welche auf dem Schreibtisch Chiaras liegt, „alles besiegt die Liebe“. Felsenfest hat sie daran geglaubt und die Menschen im von ihr gegründeten Werk leben und tragen diesen Glauben weiter.