Vorgestern war im Cineplex Memmingen
Kino-Gottesdienst. Mit Ausschnitten aus dem Film K-Pax. Nach dem
Gottesdienst wurde dann der Film in Gesamtlänge gezeigt.
Mit einigen Ordensschwestern,
vorwiegend etwa meines Alters, saß ich vor einem Monat in
gemütlicher Runde zusammen. Und neben anderem kamen wir auch auf
Filme zu sprechen, die wir im Kino gesehen hatten. Die eine diesen,
die andere jenen usw. Als ich bemerkte, dass eine ältere Schwester
sich nicht am Gespräch beteiligte, wollte ich sie auch „herein
holen“, am Gespräch beteiligen. Ich weiß nicht mehr genau den
Wortlaut meiner Frage, auf jeden Fall sagte sie: „Ich bin noch nie
im Kino gewesen“. Wobei sie das nicht enttäuscht oder traurig
sagte. Also gar kein Ausdruck von „zu kurz gekommen, womöglich
etwas verpasst haben“. Was mir zugegebenermaßen gefiel und mich
auch nachdenklich machte.
Ich erinnerte mich daran, wie ich bei
einem Treffen von Ordensmännern in Italien von meiner Erfahrung in
Spanien erzählt hatte. Ein Detail dabei war, dass mich die jungen
spanischen Mitbrüder manchmal noch abends um 21.00 Uhr ins Kino
mitnahmen – eine für mich damals neue, ungewohnte Erfahrung. Aber
klar – ich ging mit. Und nachdem ich davon beim Ordensmännertreffen
in Italien erzählt hatte, bekam ich nicht nur Komplimente, nein, ein
älterer Pater nahm mich zur Seite und sagte mir mit ernstem Blick
und etwas vorwurfsvollen Ton: „ich halte das gar nicht für
richtig, dass wir Ordensleute ins Kino gehen!“
Irgendwann las ich, dass frühere
kirchliche Verlautbarungen tatsächlich vor Film und Kino warnten und
vermutlich war der Kinobesuch teilweise auch für manche Gruppen
verboten – ich kann es an dieser Stelle nicht belegen. In neueren
kirchlichen Verlautbarungen wird das Kino positiv als Ausdruck von
Kultur verstanden, welches die Auseinandersetzung lohnt.
Während meiner Zeit als Pfarrer in
Salzburg habe ich hin und wieder Menschen in der Pfarre von einem
Film erzählt, den ich im Kino gesehen hatte und bisweilen dadurch
erreicht, dass auch andere den Film ansahen und wir hinterher darüber
ins Gespräch kamen.
Solche Formen gibt es ja auch
institutionalisiert: Menschen, die miteinander ins Kino gehen und
sich hinterher zusammen setzen, um darüber ins Gespräch zu kommen.
In Madrid nannten wir das „cine-forum“ und ich fand das gar nicht
schlecht, wie dabei sehr unterschiedliche Menschen ins Gespräch
kommen und sich mit dem jeweils persönlich Wahrgenommenen
gegenseitig bereichern konnten.
Ebenfalls in meiner Salzburger Zeit gab
es eine Ordensfrau, die davon sprach, dass sie gerne einmal mit Harry
Potter Exerzitien geben würde. Das war zur selben Zeit, als andere
Kirchenleute mit Harry Potter nur Teufelszeug verbinden konnten.
Einer, der regelmäßig
„Filmexerzitien“ gibt, hat jüngst ein Buch vorgelegt, welches
laut Untertitel „eine ignatianische Anleitung zum Beten“ sein
will. Und natürlich werden in diesem Buch Filme erwähnt, die auf
dem Gebets-, bzw. Exerzitienweg hilfreich sein können.
Und ich merke auch, dass mich an Krimis
im Fernsehen nicht nur „der Fall“ an sich interessiert, sondern
auch das Drumherum. Bisweilen ist es aufschlussreich, welche
gesellschaftlichen Erscheinungen und Tendenzen da mit verpackt sind:
das Verständnis von Beziehungen untereinander, Fragen von
Immigration und Inkulturation, der Umgang mit neuen Medien und
sozialen Netzwerken usw.
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