Nikolaustag, 6. Dezember. Ich habe
einen Termin in Augsburg. Sr. Ewa muss am selben Tag nach Rom reisen.
So starten wir gemeinsam am Morgen mit dem Auto Richtung Bahnhof in
Mindelheim. Ich lasse sie vor dem Bahnhofsgebäude aussteigen, um
mich auf Parkplatzsuche zu machen. Mühsam. Beim Bahnhof selbst gibt
es keinen, ich weiche in eine Seitenstraße aus. Und laufe schnell
zum Fahrkartenautomaten.
Dort werde ich zwar mein Geld los,
bekomme auch Wechselgeld, aber keine Fahrkarte. Ein junger Mann
hinter mir empfiehlt: „schreiben Sie sich die Automatennummer auf
und rufen Sie bei der Störungsstelle an, dann bekommen Sie das Geld
überwiesen. Ich gehe zum anderen Automaten!“
Ich folge der Empfehlung des jungen
Mannes und mache mich ohne Fahrkarte auf den Weg zum Bahnsteig, um
Sr. Ewa noch zu treffen. Bis Buchloe können wir gemeinsam fahren.
Während wir da stehen, kommt der junge
Mann von vorher und wedelt mit einer Fahrkarte. „Nach ihnen war
eine Frau am Automaten und der spuckte zwei Fahrkarten aus. Ist das
Ihre?“ Tatsächlich war das die Fahrkarte, für die ich bezahlt
hatte: Mindelheim – Augsburg und zurück. Ich bedanke mich bei dem
jungen Mann. Und werde von Sr. Ewa darauf hingewiesen, dass da
vielleicht auch der heilige Nikolaus als Fürsprecher seine Hand im
Spiel hatte. Denn dass da ausgerechnet der junge Mann wieder vorbei
kam, als eine Frau nach mir am Automaten ihre Karte anforderte, das
war ja schon toll. Die Frau selbst fragte auf dem Bahnsteig
angekommen auch noch, ob ich meine Fahrkarte bekommen hätte, was ich
freudig bestätigte.
Wobei meine Freude etwas getrübt ist:
ich habe zwar jetzt meine Fahrkarte. Was aber, wenn nach mir wieder
jemand dieselbe Erfahrung am Automaten macht, wie ich vorher? Und die
Fahrkarte hängen bleibt?
Ich sollte mich doch bei der
Störungsstelle der Bahn melden. Aber jetzt sitze ich da im Zug einem
Herrn gegenüber. Und – ja, ich bin in dieser Beziehung altmodisch!
- habe Hemmungen, einfach das Handy heraus zu nehmen und zu
telefonieren zu beginnen. Aber ich sollte die Sache doch melden,
möglichst schnell. Ich fasse mir ein Herz, nehme das Handy heraus
und bewege mich in den Türbereich, um zu telefonieren. Mist! Ich
habe doch seit kurzem eine neue SIM-Card und damit hat sich die PIN
geändert. Und natürlich weiß ich die neue PIN nicht auswendig. Was
mich über mich selbst zum Schmunzeln bringt: jetzt habe ich das
Handy eingepackt und es nutzt mir überhaupt nichts...
Kurz darauf kommt der Zugbegleiter, um
die Fahrkarten zu kontrollieren. Diesen spreche ich an, erzähle ihm
das Erlebte und bitte ihn, den defekten Automaten bei der
Störungsstelle zu melden. Was er umgehend tut – er zeigt mir die
ausgefüllte Eingabemaske auf seinem Smartphone und ich bedanke mich.
Jetzt bin ich beruhigt!
„Refugees welcome“ ist der Titel
des Buches, das ich unterwegs gelesen hatte. Auf deutsch! Nur der
Titel ist englisch. Weil das Buch einen Moment neben mir lag, sprach
mich mein Gegenüber im Zug an, ob wir zu selben Veranstaltung in
Augsburg unterwegs seien. Waren wir nicht. Er war als Leiter eines
Asylhelferkreises zu einem Workshop der Diakonie für
Flüchtlingshelfer unterwegs. Aber wir kamen schnell miteinander ins
Gespräch und ich hörte mit großem Interesse und auch Freude vom
Engagement in der Allgäuer Stadt, aus der mein Gegenüber stammte.
Nikolaus ist aktiv und hilft...