Anlässlich seines 20Jahr-Jubiläums
hatte der Eine-Welt-Verein Mindelheim den Grünwalder Gospel-Chor zu
einem Konzert eingeladen. Beeindruckend, was diese Frauen und Männer
am vergangenen Freitag boten! Eine nebensächliche Kleinigkeit an
diesem Abend geht mir jedoch noch genauso nach.
Zu Beginn des Konzerts grüßte eine
Dame vom Eine-Welt-Kreis und – war nur äußerst mühsam zu
verstehen. Das Mikrofon am Rednerpult war entweder nicht
eingeschaltet oder kaputt. Mit äußerster Anstrengung war die Dame
zu hören. Interessanterweise gab es keine Proteste unter den
Zuhörenden – wollte keiner als „schwerhörig“ entlarvt werden?
Als nach einigen Liedern noch einmal
jemand vom Eine-Welt-Kreis ans Rednerpult ging, da nahm der
sympathische Leiter des Gospelchors eines der Chor-Mikrophone und
reichte es der Sprecherin. Und: wunderbar – jetzt verstanden wir
gut. Szenenapplaus, noch bevor die Dame überhaupt einen Satz zu Ende
gesprochen hatte.
Es ist schon so etwas mit dem Hören
und Verstehen! Das eine setzt das andere voraus – sonst geht ja
überhaupt nichts. Kirchliche Aufmerksamkeit geht oft genug auf das
Gehört- und Verstanden-Werden. Was ja nicht schlecht ist. Vielleicht
müsste diesem Aspekt sogar noch viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt
werden. In der Pfarrkirche in Schellenberg war zunächst keine
Lautsprecheranlage vorgesehen, die Akustik ist ausgezeichnet. Aber
dank veränderter Hörgewohnheiten (oder eventuell auch aufgrund des
steigenden Altersdurchschnitts derjenigen, die Gottesdienste mit
feiern) ist inzwischen eine Lautsprecheranlage installiert.
Wobei mir die Handlung des Chorleiters
an jenem Freitag Abend erst recht wie ein Bild für kirchliches
Handeln schien: indem er ein Mikrofon zur Verfügung stellte, verhalf
er jemandem dazu, gehört zu werden. Ginge es nicht darum? Klar,
einerseits verwendet Jesus das Bild von den Schafen, die auf die
Stimme des Hirten hören, denn sie kennen diese (vgl. Joh 10,1-6).
Andererseits ist Jesus auch derjenige, der einen hört, den andere
gern zum Schweigen brächten (vgl. Mk 10,46-52). Jesus hört und
verschafft Gehör. Es kommt darauf an, in seiner Nachfolge Menschen
eine Stimme zu geben.
Am Samstag nach dem Konzert des
Gospelchors war bundesweit der „Tag der offenen Klöster“, an dem
auch wir im Missionshaus Baumgärtle teilnahmen. Einer unserer
Programmpunkte hieß: „Was ich schon immer eine Schwester/einen
Pater fragen wollte“ - wir wollten uns Fragen öffnen und zum
Gespräch zur Verfügung stehen.
Als wir am Abend des Tages und am Tag
danach reflektierten, was bei uns gelaufen und wie es gelaufen war,
tauschten wir eine interessante Erfahrung aus: wir hatten mehr
zugehört als gesprochen. Es war uns so, als ob unsere Gäste dankbar
dafür waren, selbst erzählen zu können. Das Bedürfnis nach
Information und Auskünften über unser Leben schien dem gegenüber
zweitrangig.
Diese Eindrücke nach dem „Tag der
offenen Klöster“ decken sich mit anderen. Sehr viele Menschen
kommen ja an diesen Ort, um etwas los zu werden, etwas auszusprechen,
was ihnen unter den Nägeln brennt, bzw. auf der Seele lastet.
Kann es sein, dass wir diesen Aspekt
unserer Berufung an diesem Ort noch viel mehr verstehen und
entwickeln müssen? Menschen sein, die zuhören können, die außer
der Zeit ein offenes Ohr haben..
Ich erinnere mich an Frere Roger Schutz
von Taize, für den diese Haltung typisch war, gerade im Umgang mit
jungen Leuten: „Meister des Zuhörens“ sein – das wollte und
das war er.
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