Sonntag, 15. Februar 2015

Feier in Rom

Samstag, 7. Februar in der kleinen Kirche S. Maria in Trivio, gleich hinter dem berühmten Trevibrunnen in Rom. Es ist kurz vor 17.00 Uhr und immer mehr Menschen strömen in die kleine Kirche. Fleißige Helfer bringen immer weitere Stühle in den ohnehin schon engen Kirchenraum. Eine deutsche Feuerpolizei würde vermutlich den Kopf schütteln oder die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und das Lokal sperren bzw. teilweise räumen. Wobei man ja sagen muss, dass die zahlreich in der Kirche vorhandenen Opferlichtständer nicht ganz so gefährlich sind: durch Münzeinwurf wird eine Art Glühbirne zum Leuchten gebracht, also kein offenes Feuer. Das gibt es nur vorne im Altarraum.

Was führt die Menschen an diesem Abend hier zusammen? Antonio, Anfang 40, legt sein feierliches Treueversprechen als Missionar vom Kostbaren Blut ab. Dadurch bindet er sich für immer an diese Gemeinschaft und diese wiederum sagt definitiv „ja“ zu ihm. Als äußeres Zeichen wird Antonio im Verlauf der Feier das Missionskreuz überreicht bekommen, welches die Missionare bei besonderen Anlässen oder im Predigteinsatz tragen.

Antonio war in einem diözesanen Priesterseminar, verließ dieses aber am Ende des Studiums und arbeitete. Bis er die Missionare vom Kostbaren Blut kennen lernte, in deren Reihen er nun als Priester wirken möchte. Gleich am Tag nach dem feierlichen Treueversprechen wurde Antonio zum Diakon geweiht.

In der ersten Bank saßen Antonios Eltern und der Bürgermeister der Heimatgemeinde. Als dieser in der Kirche ankam, zog seine Frau eine quadratische Schachtel aus ihrer Handtasche und ich dachte mir: „schau, das Geschenk des Bürgermeisters“. War es aber nicht: in der Schachtel war eine Schärpe in den italienischen Nationalfarben, welche sich der Bürgermeister feierlich über den Kopf streifte.

In der zweiten Reihe saß Antonios Bruder, neben sich im Buggy die kleine Tochter. Deren Mutter, also Antonios Schwägerin, war im Fotoeinsatz und stand vorne, um ja kein Detail der Feier zu verpassen und als Foto festzuhalten. Lustig war, die Kommunikation zwischen der fotografierenden Frau und ihrem Mann zu beobachten, wenn die kleine Tochter sich leise oder auch ein wenig lauter unzufrieden vernehmen ließ. Durch eine Art Zeichensprache versuchte die Frau von vorne ihrem Mann entsprechende Maßnahmen verständlich zu machen, in meiner laienhaften Deutung: „versuch´s mit dem Schnuller!“ oder „gib ihr ein Keks!“. Die Sache funktionierte, denn die Kleine beruhigte sich jeweils sehr schnell wieder.

Weil der Generalobere unserer Gemeinschaft anwesend war, leitete dieser die Feier und hielt auch die Predigt, die aus dem Englischen ins Italienische übersetzt wurde. Der italienische Provinzobere fügte am Schluss der Feier noch ein paar Worte hinzu und hob dabei unter anderem auf die Internationalität der Versammlung ab. Tatsächlich waren an diesem Abend außer den italienischen Mitbrüdern auch welche aus den USA, aus Indien, Tansania, Kroatien und – mit mir – Deutschland vertreten. Ein frohes Fest für alle.

Bei der Agape hinterher sagte der italienische Provinzial, auf mich zeigend, zu einem jungen Mann: „Federico, mit dem kannst Du Deutsch reden!“. Was dann auch geschah. Wie sich heraus stellte, hat Federico fünf Jahre in Heidelberg gelebt, um Molekularbiologie zu studieren und darin zu promovieren. Und er hätte auch eine Arbeitsstelle bekommen. Wenn... Wenn er sich nicht auf einen anderen Weg eingelassen hätte. Er lebt nun in Albano, wo junge Männer in einer Art Vorbereitungsjahr ihren Weg zu klären versuchen, um hinterher gegebenenfalls in die Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut einzutreten und in Rom Theologie zu studieren.