Samstag, 7. Februar in der kleinen
Kirche S. Maria in Trivio, gleich hinter dem berühmten Trevibrunnen
in Rom. Es ist kurz vor 17.00 Uhr und immer mehr Menschen strömen in
die kleine Kirche. Fleißige Helfer bringen immer weitere Stühle in
den ohnehin schon engen Kirchenraum. Eine deutsche Feuerpolizei würde
vermutlich den Kopf schütteln oder die Hände über dem Kopf
zusammenschlagen und das Lokal sperren bzw. teilweise räumen. Wobei
man ja sagen muss, dass die zahlreich in der Kirche vorhandenen
Opferlichtständer nicht ganz so gefährlich sind: durch Münzeinwurf
wird eine Art Glühbirne zum Leuchten gebracht, also kein offenes
Feuer. Das gibt es nur vorne im Altarraum.
Was führt die Menschen an diesem Abend
hier zusammen? Antonio, Anfang 40, legt sein feierliches
Treueversprechen als Missionar vom Kostbaren Blut ab. Dadurch bindet
er sich für immer an diese Gemeinschaft und diese wiederum sagt
definitiv „ja“ zu ihm. Als äußeres Zeichen wird Antonio im
Verlauf der Feier das Missionskreuz überreicht bekommen, welches die
Missionare bei besonderen Anlässen oder im Predigteinsatz tragen.
Antonio war in einem diözesanen
Priesterseminar, verließ dieses aber am Ende des Studiums und
arbeitete. Bis er die Missionare vom Kostbaren Blut kennen lernte, in
deren Reihen er nun als Priester wirken möchte. Gleich am Tag nach
dem feierlichen Treueversprechen wurde Antonio zum Diakon geweiht.
In der ersten Bank saßen Antonios
Eltern und der Bürgermeister der Heimatgemeinde. Als dieser in der
Kirche ankam, zog seine Frau eine quadratische Schachtel aus ihrer
Handtasche und ich dachte mir: „schau, das Geschenk des
Bürgermeisters“. War es aber nicht: in der Schachtel war eine
Schärpe in den italienischen Nationalfarben, welche sich der
Bürgermeister feierlich über den Kopf streifte.
In der zweiten Reihe saß Antonios
Bruder, neben sich im Buggy die kleine Tochter. Deren Mutter, also
Antonios Schwägerin, war im Fotoeinsatz und stand vorne, um ja kein
Detail der Feier zu verpassen und als Foto festzuhalten. Lustig war,
die Kommunikation zwischen der fotografierenden Frau und ihrem Mann
zu beobachten, wenn die kleine Tochter sich leise oder auch ein wenig
lauter unzufrieden vernehmen ließ. Durch eine Art Zeichensprache
versuchte die Frau von vorne ihrem Mann entsprechende Maßnahmen
verständlich zu machen, in meiner laienhaften Deutung: „versuch´s
mit dem Schnuller!“ oder „gib ihr ein Keks!“. Die Sache
funktionierte, denn die Kleine beruhigte sich jeweils sehr schnell
wieder.
Weil der Generalobere unserer
Gemeinschaft anwesend war, leitete dieser die Feier und hielt auch
die Predigt, die aus dem Englischen ins Italienische übersetzt
wurde. Der italienische Provinzobere fügte am Schluss der Feier noch
ein paar Worte hinzu und hob dabei unter anderem auf die
Internationalität der Versammlung ab. Tatsächlich waren an diesem
Abend außer den italienischen Mitbrüdern auch welche aus den USA,
aus Indien, Tansania, Kroatien und – mit mir – Deutschland
vertreten. Ein frohes Fest für alle.
Bei der Agape hinterher sagte der
italienische Provinzial, auf mich zeigend, zu einem jungen Mann:
„Federico, mit dem kannst Du Deutsch reden!“. Was dann auch
geschah. Wie sich heraus stellte, hat Federico fünf Jahre in
Heidelberg gelebt, um Molekularbiologie zu studieren und darin zu
promovieren. Und er hätte auch eine Arbeitsstelle bekommen. Wenn...
Wenn er sich nicht auf einen anderen Weg eingelassen hätte. Er lebt
nun in Albano, wo junge Männer in einer Art Vorbereitungsjahr ihren
Weg zu klären versuchen, um hinterher gegebenenfalls in die
Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut einzutreten und in Rom
Theologie zu studieren.