Donnerstag, 31. Januar 2013

Von A (Schellenberg) nach B (Castel Gandolfo)...

Vielleicht bin ich selbst schuld! Hätte ich fliegen sollen? Aber das Easy Jet – Angebot nach Rom galt ab dem Flughafen Basel. Und bis ich von Schellenberg in Basel bin... Also folge ich meinem ökologischen Gewissen und wähle die Bahn! Mit Sparpreis, soweit als möglich.

Zum Bahnhof in Feldkirch ist es zwar näher als zum nächsten Flughafen. Aber die besseren Busverbindungen beginnen erst am Vormittag. Mein Zug fährt um 8.09 Uhr ab, so bitte ich P.Hermann, mich mit dem Auto zum Bahnhof zu bringen. Wenn alles gut geht, schafft man das normalerweise in einer Viertelstunde. Sicherheitshalber entscheiden wir uns dafür, um 7.30 Uhr in Schellenberg zu starten. Wie gewohnt, über den kleinen Grenzübergang, die Wetterbedingungen lassen es zu. Und dann? Nanu, da steht ja immer noch die Sperrtafel! Sollte die Sperre nicht diese Woche aufgehoben werden? Zumindest hatten wir das so gehört. Was machen wir jetzt? Riskieren wir es trotzdem? Aber wenn es dann nicht weiter gehen sollte, immer noch Holz auf dem Weg liegen sollte... Wir drehen um und fahren auf einem anderen Weg nach Feldkirch. Und geraten jetzt in den – eigentlich einkalkulierten – morgendlichen Berufsverkehr. Oh nein! Hermann blödelt und meint: „sonst fahren wir halt bis Innsbruck weiter!“ Ich beginne, Alternativen zu überlegen – die billige Fahrkarte gilt ja mit Zugbindung. Aber wir schaffen es...

In Innsbruck muss ich umsteigen und treffe am Bahnhof drei alte Bekannte, Ordensmänner, die so wie ich zum Treffen nach Castelgandolfo unterwegs sind: Arno, ein Benediktiner, Markus, ein Kapuziner und Sebastian, ein Prämonstratenser. (Was es alles gibt!) Wir freuen uns, das nächste Stück gemeinsam fahren zu können. Denn ab Bologna müssen wir uns wieder trennen, die drei und ich haben verschiedene Züge für die Weiterfahrt nach Rom reserviert, mein Zug geht 20 Minuten eher. So einigen wir uns darauf, dass ich in Rom für uns vier schon einmal die Fahrkarten Rom – Castelgandolfo erstehe, die gab es nämlich in Österreich nicht zu kaufen.

In Roma Termini angekommen marschiere ich also zum Fahrkartenautomaten und stelle fest, dass er meine Eingabe „Castelgandolfo“ nicht akzeptiert. Komisch! Als ich es mit „Castel Gandolfo“ versuche, klappt es! Und – ein Lob der italienischen Bahn: der Fahrkartenautomat fordert mich sogar in gesprochenem Deutsch auf, das Geld einzuwerfen. Mehrsprachig sind ja auch deutsche und österreichische Automaten, aber das Ganze noch akustisch finde ich doch beachtlich!

Nicht nur ich kam mit Verspätung in Rom an, auch der Zug mit dem die drei anderen kommen ist verspätet. Es ist 19.20 Uhr und der Zug nach Castel Gandolfo fährt um 19.21 Uhr von Gleis 18 ab. Dieses Gleis liegt zwar zwischen den Gleisen 17 und 19, allerdings muss man aus der Bahnhofshalle 400 Meter (!) gehen, um zum entsprechenden Bahnsteig zu gelangen. Wild entschlossen machen wir uns auf den Weg und – sehen nicht einmal mehr die Bremslichter des abgefahrenen Nahrverkehrszuges! Einer geht noch, bekommen wir heraus, der letzte am Tag, um 20.21 Uhr, eine Stunde später, laut Fahrplan wieder auf Gleis 18. Nachdem wir schon dort sind, bleiben wir draußen stehen, um nicht die 400 Meter wieder zurück zu müssen. Was sich als folgenschwerer Fehler herausstellen soll. Denn irgendwie bekommen wir um 20.20 Uhr mit, dass der 20.21Uhr-Zug von Gleis 19 abfährt. So eilen wir zurück Richtung Bahnhofshalle. Sebastian und ich sind etwas schneller und bleiben in der Tür des Waggons stehen, einen Fuß auf dem Bahnsteig. Der Schaffner, oder Zugbegleiter, schimpft wie ein Rohrspatz: „was fällt euch ein? Wir müssen abfahren!“ Aber Arno und Markus sind noch nicht da. Mittlerweile hat auch der Lokomotivführer sich zum Fenster heraus gelehnt und stimmt in das Schimpfen mit ein. Und da kommen Arno und Markus, steigen ein und der Zug fährt ab. Der Schaffner schimpft noch ein bisschen weiter, ich versuche zaghaft, die Situation zu erklären.
Als er nach einer Viertelstunde kommt, um unsere Fahrkarten zu kontrollieren, lächelt er und sagt: „ah, ihr seid die, wegen denen wir nicht abfahren konnten!“ Sympathisch!
In Castel Candolfo bekommen wir tatsächlich noch etwas zum Abendessen...

Dienstag, 15. Januar 2013

Priester mit Ruhm

Weiter lesen? Allergisch gegen das, was kommen könnte? Keine Angst: es kommt ganz anders!

Am Sonntag gehen wir ins Nachbarkloster zum Mittagessen. Am vergangenen Sonntag war dort auch eine vielköpfige Familie gemeinsam mit uns eingeladen. Wovon ich profitierte: nicht nur, weil ich die Lebendigkeit genieße, wenn da Kinder mit bei Tisch sind. Nein, die Schwestern hatten – ganz aufmerksam und um Kindervorlieben wissend - Pommes vorbereitet. Und das freut eben nicht nur die Kinder, sondern auch mich. Als Dessert gab es Obstsalat. Da wir viele Personen waren, mehrere Schüsseln voll. Bei der Schüssel, die zu meinen Mitbrüdern und mir gelangte, war ein Zettel dabei: „Priester mit Ruhm“. Ob es der Schalkhaftigkeit der Schwester zuzuschreiben ist, oder sich nur um einen Rechtschreibfehler handelt, kann ich nicht beurteilen. Wir mussten jedenfalls zunächst einmal lachen. Die aufmerksame Schwester, die den Obstsalat vorbereitet hatte, wollte einerseits den Kindern keinen Alkohol vorsetzen, andererseits für die Priester den Obstsalat extra mit Rum anreichern. Und damit es nicht zu Verwechslungen käme, hat sie durch einen kleinen Zettel für Klarheit gesorgt. Also keine Aussage über ruhmreiche Priester, sondern über den Rum im Obstsalat... Übrigens haben die älteren Söhne der Familie auch aus der „angereicherten“ Schüssel geschöpft.

Das Erlebnis erinnert mich an eine Geschichte, die meine Tante erzählte. Ganz kann ich sie nicht mehr wieder geben, es ging jedoch darum, dass bei einem Festmahl die anwesenden Priester offensichtlich bevorzugt bedient werden sollten. Was in der Küche bzw. bei den bei Tisch Auftragenden zu der Formulierung führte: „hier ist die Platte mit dem Priesterfleisch“. Im Zusammenhang war die Sache klar: da sollten wohl besonders große oder fettarme Stücke Fleisch zu dem Tisch getragen werden, an dem mehrere Priester saßen. Aus dem Zusammenhang gerissen könnte man freilich kannibalische Anklänge heraus hören: da hat jemand seiner Wut über die Priesterkaste freien Lauf gelassen und rächt sich nun auf brutale Weise...

An dieser Stelle möchte ich das Oberhaupt der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche der Ukraine, Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk von Kiew zitieren. In einem Interview kritisierte er am vergangenen Wochenende den von der Regierung angestrebten Beitritt zur Zollunion von Russland, Weißrussland und Kasachstan. Schewtschuk betonte, es sei eine Illusion, dass ein anderes Land der Ukraine nur helfen wolle: „Den einzigen kostenlosen Käse gibt es in der Mausefalle“. (Quelle: Newsletter von Radio Vatikan vom 13.1.13)

Die Kehrseite der bevorzugten Behandlung einer Gruppe („kostenloser Käse“) sind die damit verbundenen Erwartungen an dieselbe („Mausefalle“). Wenn also z.B. die Priester extra bedient werden, dann gelten ihnen auch extra Erwartungen. Abgesehen davon, dass es vom Neuen Testament her zu hinterfragen ist, ein solches Spiel mit zu machen, hat auch das II.Vatikanische Konzil, dessen 50-Jahr-Jubiläum wir in diesem Jahr feiern, weitere Klarheit geschaffen. (Das Titelfoto dieses Blogs zeigt übrigens das sogenannte „Konzilsfenster“ in der Pfarrkirche Schellenberg).
Eine Zerrform ist es, wenn die Körperfülle eines Priester halb wohlwollend, halb spöttisch so kommentiert wird: „wenn sie schon nicht heiraten dürfen, dann sollen sie wenigstens gut essen!“ So kämpfe ich dagegen, dass aus meinem Bauchansatz mehr wird...

Durch die Sonderbehandlung von Menschen kann man sich diese unter Umständen auch fern halten, bzw. sich selbst heraus halten. Die Schwierigkeiten im Zusammenhang von derzeit vorgenommenen Strukturveränderungen in der Kirche scheint mir auch mit solchen Vorgehensweisen („Priesterfleisch“) in der Vergangenheit zu tun zu haben. Ganz gut, wenn jetzt anders aufgeteilt wird...