JPMorgan
Chase verspekuliert sich um zwei Milliarden US-Dollar – so die
Titelmeldung vieler Nachrichten am 11.Mai. Ja hallo! Gut, liegt ja
nicht im dreistelligen Milliardenbereich, geht ja noch... Läppische
zwei Milliarden! Viel weniger als die Beträge, die da im
Zusammenhang von irgendwelchen europäischen Unterstützungsfonds
genannt werden. Jetzt mal ehrlich: kannst Du Dir denn die Summen
irgendwie vorstellen, die da genannt werden? Wenn ja, wie machst Du
das? Schreibst Du vor Deinem inneren Auge eine Zahl und überlegst,
wie viele Nullen das sein müssen? Oder stellst Du Dir vor, wie viele
Autos Du damit kaufen könntest? Flugzeugträger kaufst Du ja
wahrscheinlich genauso selten wie ich...
Ich
gebe zu, mein Vorstellungsvermögen gerät da regelmäßig an
Grenzen. Und wenn ich mir etwas nicht mehr so recht vorstellen kann,
dann werde ich schon einmal skeptisch. Und frage mich nach der
Wirklichkeit dessen, was ich mir nicht vorstellen kann.
Anderen
geht das mit Gott so. Dass sie skeptisch sind, weil sie ihn sich
nicht vorstellen können. Ich habe Sympathie für solche Menschen,
eben weil ich auch vorsichtig bin gegenüber dem Unvorstellbaren.
Nur
ist andererseits für mich Gott viel wirklicher als irgendwelche
monströsen Geldsummen.
Gott
spielt eine Rolle in meinem Leben. Vermutlich nicht immer die
entscheidende, wie ich es gerne hätte und wie er es verdient.
Das
heißt nicht, dass Geld keine Rolle in meinem Leben spielen würde.
Aber mit diesen unvorstellbar hohen Summen tue ich mich
zugegebenermaßen unheimlich schwer. Und weil sie so unfassbar und
unvorstellbar sind, spielen sie dann konkret doch wieder nicht so
eine Rolle.
So
– und jetzt kommt noch ein Gedankensprung, Vorsicht: manchmal frage
ich mich nämlich auch, weil mir diese Summen geradezu irreal
erscheinen, wieso sie eine solch wichtige Rolle spielen in den
zwischenstaatlichen Beziehungen.
Gibt
es da nichts anderes, was uns Menschen in verschiedenen Ländern
miteinander verbindet, als dass die einen viel Geld und die anderen
viele Schulden haben? Und sind nicht die „anderen Dinge“ wiederum
realer als die unvorstellbaren Summen. Wieso denke ich bei
„Griechenland“ zuerst an „Schulden“ und nicht an Philosophen
wie Plato und Aristoteles?
Nein,
ich sympathisiere nicht nur nicht mit dem Kapitalismus und
Neoliberalismus, sondern genauso wenig mit dem Kommunismus. Und halte
am Zusammenhang von Arbeit und Bezahlung fest. Wobei gerade das mich
fast peinlich berührt, wenn jemand davon spricht oder schreibt, dass
„sein Geld arbeitet“. Ja wie um Himmels willen soll ich mir das
denn jetzt wieder vorstellen?