Am 10.Januar verstarb in Kufstein
P.Hugo Büchel. Aus diesem Anlass veröffentliche ich einen Text, den
ich im September 2011 über ihn geschrieben habe:
Wieder einmal bin ich in Kufstein, in
unserem Missions- und Exerzitienhaus Mariahilf. Von 2000 bis 2005
habe ich hier gewohnt und gearbeitet. Das ein oder andere hat sich
verändert, trotzdem fühle ich mich zu Hause und es werden
Erinnerungen wach.
Und neuerlich staune ich über die
Energie und Arbeitsleistung von P.Hugo, inzwischen über 80 Jahre alt
und 21 Jahre in Kufstein sesshaft. Wobei es bei Hugos Tätigkeit
nicht nur um etwas Äußerliches geht. P.Hugo betreut den Garten.
Viele Stunden verbringt er draußen, bei sengender Hitze, Wind und
Wetter. Schon früher fragte ich mich, ob wir die Produkte aus dem
eigenen Garten, welche für die Gäste des Exerzitienhauses auf den
Tisch kommen, wohl ausreichend werbewirksam vermarkten. Jeden Tag
gibt es frischen Salat und Gemüse. Kirchlich gesehen befinden wir
uns im „Schöpfungsmonat“. Einige begehen die Zeit zwischen dem
1. September als „Tag der Schöpfung“ und dem 4. Oktober,
Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dem naturverbundenen Heiligen
schlechthin, als solche. Ob P. Hugo das weiß? Er lebt es, das ganze
Jahr über.
Mancher Mitbruder mag darüber lächeln,
dass da einer wertvolle Zeit mit Gartenarbeit verbringt. Abgesehen
davon, dass diese Tätigkeit zweifelsohne positiv auf das psychische
Gleichgewicht wirkt, werden ja inzwischen „Stadtgärten“ modern.
Sogar mitten in Madrid habe ich so etwas gesehen. Zwischen den
Hochhäusern bauen einige Nachbarn miteinander Gemüse an. Ich
vermute, dass so etwas zu einem anderen, bewussten Umgang mit
Lebensmitteln aller Art führt. Da geht es um mehr als um ein
abgehobenes „zurück zur Natur“.
P.Hugo tut aber durchaus noch anderes.
Viel Zeit verbringt er auch im Wohnheim der Stadt Kufstein.
Regelmäßig besucht er die alten Leute dort, bringt manchen die
Kommunion und lädt alle zur Messe ein, die er jeden Donnerstag und
einmal im Monat auch sonntags dort feiert. Das Besondere an diesem
Dienst ist, dass er ihn praktisch ehrenamtlich ausübt. Es gibt weder
einen direkten Auftrag, noch eine Bezahlung dafür. Als einer, der in
den vergangenen Jahren in viele Altenheime hinein gesehen hat, halte
ich diesen Dienst für unschätzbar wichtig. Als Ordensgemeinschaft
überlegen wir oft, wohin, zu welchen Menschen wir vor allem gerufen
sind. Ich zweifle daran, dass P.Hugo sich längere Zeit akademisch
mit dieser Frage auseinander gesetzt hat. Er geht hin. Zu vielen, zu
denen sonst niemand oder kaum jemand geht.
Schließlich feiert Hugo seit Jahren
mit großer Treue jeden Werktagmorgen um 7.00 Uhr die Messe.
Drei Tage in der Woche steht sie
offiziell in der Gottesdienstordung der Wallfahrtskirche, an den
anderen Tagen nicht, weil da die „offizielle Messe“ abends
gefeiert wird. Zweifelsohne hat sich auch Hugo nicht
pastoraltheologisch mit der Idee eines „geistlichen Zentrums“
auseinander gesetzt und wäre wohl irritiert, wenn man ihn auf
koordinierte Gottesdienstangebote im pastoralen Raum anspräche.
Nein, er steht da am Altar und jeden Morgen sind Menschen da und
feiern mit, dankbar für die Treue und Verlässlichkeit.
Jeden Werktag von 10.00 bis 12.00 Uhr
und von 16.00 bis 18.00 Uhr ist in der Wallfahrtskirche
Beichtgelegenheit, was Menschen aus dem tirolerisch – bayrischen
Umfeld gerne wahrnehmen. Die Mitbrüder im Haus teilen sich den
Dienst auf. Wobei es den anderen beiden – sie sind jünger als Hugo
- nicht selten so geht, dass sie zu spät kommen und Hugo schon im
Beichtstuhl sitzt. Weil er auf das Läuten der Beichtglocke schneller
reagiert hat oder sowieso gerade in der Kirche war.
Zweifelsohne ist Hugo im Garten,
während ich hier schreibe...
Zufällig war ich an P.Hugos
85.Geburtstag vor einem Jahr in Kufstein. Als sich die
Hausgemeinschaft zur nachmittäglichen Kaffeetafel versammelte,
fehlte das Geburtstagskind: P.Hugo war draußen beim Schnee
schaufeln! Jetzt darf er ausruhen!