Freitag, 15. Juni 2012

Lieber barfuß - als ohne Bücher


Eine Spruchkarte mit diesem Text habe ich vor einiger Zeit geschenkt bekommen: „lieber barfuß – als ohne Bücher“. Und natürlich war da auch noch die Zeichnung einer munteren Barfuß-Gestalt mit Büchern zu sehen...
Ja, ich gehöre zu der Sorte Menschen, die das unterschreiben würden. Wenigstens im Hochsommer!
Wie viele andere auch muss ich am Abend vor dem Einschlafen noch etwas lesen. Zur Zeit ist das ein Buch mit kurzen Geschichten, von denen ich mir am Abend eine, manchmal noch eine zweite gönne. Zugegebenermaßen liegen aber noch zwei andere Bücher auf dem Nachtkästchen.
Ganz zu schweigen von dem Stapel im Arbeitszimmer. Meistens lese ich mehrere Bücher nebeneinander. Also nicht zur gleich Zeit – das schaffe ich leider nicht. Aber mal ein paar Seiten in diesem und dann wieder in jenem.
Mit einem Buch mache ich zur Zeit eine Erfahrung, die anderen Leser/inne/n auch bekannt vorkommen wird: das Buch ist so gut, dass ich einerseits gar nicht mehr darin zu lesen aufhören möchte. Und andererseits sage ich mir: nein, nicht zu viel auf einmal, es ist einfach zu gut. Vielleicht mit dem unbewussten Hintergedanken: lieber länger etwas davon haben.
Oft sind das ja Texte, bei denen einer das Gefühl hat: „genau, das denke ich mir auch schon lange. Aber ich hätte es nicht so formulieren können!“.
Schön ist natürlich, sich über Gelesenes auch austauschen zu können. Ich weiß um den ein oder anderen „Lesekreis“ von Menschen, die sich das selbe Buch als Lektüre vornehmen, um hinterher darüber ins Gespräch zu kommen.
Oder dann – für mich fast so verführerisch wie eine Buchhandlung: Büchersendungen im Radio. Da gibt es montags „Andruck – das Magazin für politische Literatur“ im Deutschlandfunk. Und Freitag abends „Kontext“, ein Sachbuchmagazin im österreichischen Rundfunk. Damit lege ich noch etwas an meinem Leseverhalten offen: meistens habe ich es ja mit theologischer Literatur zu tun – und komme nicht dazu, alles zu lesen, was ich gerne möchte. Aber interessieren würden mich noch viele anderen Themenbereiche... Ganz zu schweigen von guten Krimis...
Die Gefährlichkeit des Internets, in dem ich mich manchmal auch surfend aufhalte, wird Gott sei Dank dadurch gemindert, dass ich halt doch lieber ein Buch in die Hand nehme.
Und das berühmte Buch für die einsame Insel? Dann doch die Bibel! Tut mir leid, war ja nicht anders zu erwarten, oder? Aber immer noch mache ich darin Entdeckungen, meine manchen Text zum ersten Mal zu lesen oder bin verblüfft über einen Aspekt an einem bereits bekannten Text, den ich bisher nicht so gesehen hatte. Wobei ich es auch hier ungemein schätze, mit anderen gemeinsam darin zu lesen, die Bibel zu teilen...

Ach ja, am 16.Juni ist übrigens Bloomsday, der – laut Wikipedia - „weltweit einzige Feiertag, der einem Roman gewidmet ist“. Der Roman heißt „Ulysses“ (habe ich noch nicht gelesen! Aber ich weiß, in welchem Regal das Buch steht!) und sein Autor James Joyce sagt, dass die Stadt Feldkirch, in deren unmittelbarer Nähe ich ja seit Jahresbeginn lebe, auch mit diesem Roman zu tun hat. Der Roman spielt allerdings in Irland. Dort findet diese Woche (bis 17.Juni) der Eucharistische Weltkongress statt. Der hätte mich durchaus auch interessiert. Und ich hätte bestimmt ein passendes Buch für die Reise gefunden...

Freitag, 1. Juni 2012

Das große (Fr)Essen


Zufrieden kam P.Walter aus seinem Urlaub in einem Kolping-Ferienhotel zurück. Einer der Gründe für seine Zufriedenheit war das gute Essen: „mittags Buffet, bestimmt zehn verschiedene Salate, abends wieder Buffet“ usw.

Nicht dass ich nicht auch gerne esse und mich über ein Buffet freuen würde. Angesichts der mehr und mehr auseinander gehenden Schere zwischen Reich und Arm auch in unserer Gesellschaft frage ich mich nur bisweilen, wie das mit der Küche in kirchlichen Häusern ist.
In einem kirchlichen Bildungshaus der Stadt Salzburg, wo die Gäste auch mit einem reichhaltigen Buffet konfrontiert sind, wird schon beim Eingang in den Speisesaal auf die Verwendung regionaler Produkte hingewiesen. Als es in eben diesem Bildungshaus an einem Tag einen „Meeresfrüchtesalat“ im Angebot gab, fand ich die spöttisch-süffisante Frage einer Frau sehr berechtigt, wie sich das jetzt mit den regionalen Produkten verhielte. Meeresfrüchte im Alpenraum?

Während einer berufsbegleitenden Fortbildung über einen längeren Zeitraum mit anderen Ordensleuten kamen wir in verschiedene Bildungshäuser im deutschen Sprachraum. Und ich konnte mir teilweise ein Lächeln nicht verkneifen, wenn meine lieben Mitschwestern mit der Auswahl an Brötchen und Semmeln beim Frühstück nicht ganz zufrieden waren, weil z.B. der Anteil der Vollkornbrötchen zu gering war und diese schon von anderen Gästen genommen worden waren. Nein, ich habe den lieben Schwestern nicht ihr Armutsgelübde vorgehalten.
Als wir jedoch in einem Bildungshaus mit gut bürgerlicher Küche waren und eine der Schwestern fragte, ob es denn auch die Möglichkeit zu vegetarischer Kost gäbe, da konnte ich mir ein wenig Schadenfreude nicht verkneifen, als besagte Schwester zur Antwort bekam: „sie können ja das Fleisch weg lassen“.
Wobei ich ja grundsätzlich dafür bin, weniger Fleisch zu essen. Aus gesundheitlichen und Gerechtigkeitsgründen! Von den wirtschaftlichen ganz zu schweigen...

Vielleicht reagiere ich bezüglich dieser Thematik ein wenig allergisch, weil ich tatsächlich über Mitbrüder mit deutlicher Leibesfülle sagen gehört habe: „die dürfen ja nicht heiraten, also sollen sie wenigstens gut essen!“ Fatal, wenn das so wäre.

Noch einmal: nichts gegen ein gutes Essen! Bei der oben erwähnten Fortbildung handelte es sich um eine Exerzitienbegleiterausbildung. Und wir lernten auch: „achten Sie darauf, dass in dem Haus, in dem Sie Exerzitien begleiten, die Küche stimmt! Sie können noch so gute Vorträge halten oder Impulse geben – wenn das Essen nicht passt, dann wird die Sache daneben gehen“. Und: Leibfeindlichkeit ist nicht christlich, barocke Lebensfreude freut sich an schöner Kirchenmusik wie am Festessen beim Wirt hinterher. Das Maß (oder die Maß?) macht´s halt wohl wie bei vielem...
Guten Appetit!