Neu
bewertet werden muss angesichts des technologischen Wandels auch die
Frage der Bildung. Bisher lautet die verbreitete Formel zur
Überwindung des Phänomens struktureller Arbeitslosigkeit, dass sich
der Einzelne besser qualifizieren muss. Vor dem Hintergrund der
Entwertung selbst hochqualifizierter Arbeit verliert der bisherige
Ansatz, Arbeitslosigkeit durch Bildung und Qualifikation zu
verhindern, möglicherweise an Geltung. Gefragt sind in Bezug auf die
Digitalisierung weniger formale Bildungsabschlüsse. Stattdessen
kommt es stärker auf soziale Kompetenzen und Qualifikationen wie das
Lernen-lernen, Kreativ-sein, selbstständiges Handeln und
unternehmerisches Denken an. Es geht verstärkt um Fähigkeiten, die
eng mit der Persönlichkeit des Beschäftigten zusammenhängen und
die zumindest in traditionellen Lernformen nur eingeschränkt
erlernbar sind.
So sagte es Dr. rer. pol. Matthias
Meyer, Dipl. Ökonom und Bereichsleiter im Sekretariat der Deutschen
Bischofskonferenz bei seiner Antrittsvorlesung als Honorarprofessor
an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (Abteilung Köln)
am 5.Mai 2015. Der überarbeitete Text der Antrittsvorlesung ist als
Heft Nr. 424 in der Reihe Kirche und Gesellschaft der Katholischen
Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach
erschienen, Titel „Die Digitalisierung als sozialethische
Herausforderung“, das Zitat oben auf S. 13f.
Mit den Arbeitsbedingungen ändert sich
durch die Digitalisierung also auch die Bildung. Und interessant,
welche Qualifikationen da gefragt sein werden.
Mich haben Meyers Ausführungen
erinnert an ein Interview mit Pedro Morales (auf YouTube in spanisch
zu sehen), ein Jesuit, der lange an der Madrider Jesuiten-Universität
Comillas lehrte und auf seine alten Tagen nach Guatemala ging, um
dort wieder zu lehren. Er ist Fachmann für Pädagogik, Didaktik und
damit verwandte Wissenschaftszweige. Er möchte seine Schüler „das
Lehren lehren“. Und wie geht das, wie ist sein Ansatz? Wenn ich ihn
richtig verstanden habe, dann wirbt er dafür, beim Lehren ganz stark
von den Schülern auszugehen. Was ist ihr Interesse? Und wie kann
etwas Inhaltliches so aufbereitet werden, dass es die
(Herzens-)Interessen der Hörenden, der Schüler trifft? Ich habe
Pedro Morales, genannt „Peter“, geradezu leidenschaftlich diese
Theorie erklären gehört. Und fand das gut: es geht also nicht
darum, einen (Lehr-)Stoff zu vermitteln. Was ja manchem/r eine
Binsenweisheit scheinen mag, in der Praxis aber durchaus nicht immer
so klar zu sein scheint.
Das aktuelle Heft von „Bibel und
Kirche“ (1. Quartal 2016) ist dem Bibliolog gewidmet, Untertitel:
„weil jede und jeder etwas zu sagen hat“. Uta Pohl-Patalong, die
auch Handbücher zum Bibliolog herausgegeben hat, schreibt im
erwähnten Heft, dass beim Bibliolog die Einsicht entscheidend ist,
„dass die menschlichen Grunderfahrungen, die sich in der Bibel
zeigen, sich nicht grundlegend von heutigen Erfahrungen
unterscheiden“ (S.6).
Eben: wie alles zusammenbringen?
„Kreativ sein, selbständiges Handeln“ nennt Prof. Meyer zwei
Qualifikationen, die in Zukunft entscheidend sein können.
Auch im Hinblick auf das Predigen
beschäftigen mich natürlich diese Fragen: die „übernatürlichen
Wahrheiten“ bleiben schlicht solche, „über-natürlich“, wenn
sie nicht in Verbindung gebracht werden können mit dem konkreten
Menschen, der da zuhört. Wobei er/sie ja schon längst mit solchen
Wahrheiten in Kontakt ist und vermutlich vor allem das aufgedeckt
werden muss....
Jetzt muss ich noch mit unserem
Organisten sprechen, der hauptberuflich in der Berufsschule
unterrichtet und gerade bei der „Didacta“ in Köln war, um sich
schlau zu machen, wie Schüler auf eine gute Weise fit gemacht werden
können für die „Industrie 4.0“...