Familienexerzitien in Untermarchtal. Am
Vorabend von Fronleichnam begannen wir und nahmen am folgenden Tag an
der Fronleichnamsfeier der Gemeinde(n) teil: Festmesse mit
Musikkapelle in der Vinzenzkirche mit anschließender Prozession. Der
Spiritual – neu in seinem Amt – gab zu, die genaue
Prozessionsordnung nicht zu kennen und machte deshalb einen
Vorschlag. Was dazu führte, dass Kinder mit Körbchen, in welchen
Blütenblätter waren, nicht genau wussten, wo in der Prozession
jetzt ihr Platz sein sollte. Während ich – am ersten Altar
angekommen - noch überlegte, ob ich dem Spiritual einen Hinweis
geben oder direkt zu den Kindern gehen sollte, nahm mir eine
Schwester das ab, ging zu den Kindern hin und sagte ihnen: „Geht
doch direkt vor dem `Himmel´, dann könnt Ihr die Blütenblätter
streuen“. Gott sei Dank!
Während der Prozession war es bewölkt,
hin und wieder gab es sogar ein paar Regentropfen. Keine brütende
Hitze. Für ein paar Kinder allerdings wieder zu kalt. Ein Mädchen
im ärmellosen Kleidchen fing an, sich die Arme warm zu reiben. Was
von Sr. Erika-Maria bemerkt wurde, die dann diesem Mädchen ihre
Strickjacke anbot, welche das Mädchen gerne annahm. Ein erstes
Symbol für das Teilen, welches einen wichtigen Stellenwert während
der Exerzitien hatte.
Ich selbst war oft berührt vom dichten
und tiefen Austausch der Paare untereinander. Während es ein eigenes
Kinderbetreuungsprogramm mit großartigen Bastel-Aktivitäten gab,
begleiteten wir als Dreierteam in einem Dreischritt die Elternpaare.
„Die Liebe ist unendlich erfinderisch“ - dieser Satz des hl.
Vinzenz von Paul stand als Motto über den Tagen. So lud ich am
ersten Tag zur Achtsamkeit ein und schlug Übungen dazu vor. Am
zweiten Tag ging es um die Kreativität: Sr. Marlies leitete ganz
wunderbar einen Bibliolog zu Mk 2,1-12 (die Geschichte von dem
Gelähmten, der von Jesus geheilt wurde, nachdem seine vier Freunde
das Dach des Hauses abgedeckt und ihn auf seiner Bahre vor die Füße
Jesu hinuntergelassen hatten) an. Am dritten Tag lud Markus, selbst
Ehemann und Familienvater die Paare ein, die Anfänge ihrer Beziehung
in den Blick zu nehmen, sich einander neu zu versprechen und
gegebenenfalls auch segnen zu lassen. Bei den Austauschrunden im
Plenum war eine große Offenheit und ein gegenseitiges
Sich-Beschenken, über das ich dankbar staunte.
Am Freitag und Samstag Morgen lud ich
jeweils zur Eucharistiefeier um 7.30 Uhr ein und begründete meine
Einladung. Denn zunächst war das auch im Team eine Frage: passt das?
Auch hier war ich dankbar überrascht, dass in der Reflexionsrunde am
Ende der Tage mehrere sich für diese morgendlichen schlichten Feiern
bedankten. Ich selbst bemerkte dazu, dass es eine Übereinstimmung
gab zwischen dem Teilen des Lebens in den Gesprächen untereinander
und dem Teilen des Lebens Gottes, welches in der Eucharistie
geschieht. Tatsächlich hatten die morgendlichen Feiern eine
besondere „Qualität“. Und andererseits bin ich davon überzeugt
bzw. mache die Erfahrung, dass die Eucharistiefeier – entsprechend
gefeiert – auch für das Teilen untereinander öffnen kann und
bereitet.
„Die Liebe besteht in der Mitteilung
von beiden Seiten“, dieser Satz aus der „Betrachtung, um Liebe zu
erlangen“, ziemlich am Ende des Exerzitienbuchs des hl. Ignatius,
kann über den gemachten Erfahrungen stehen. Da stärken Eheleute
ihre Beziehung, indem sie sich einander mitteilen. Da stärkt Gott
uns, indem er sich uns in der Eucharistie mitteilt. Die Feier
befruchtet das Leben, das Leben findet seinen Ausdruck in der Feier.
Deswegen hat auch der Bunte Abend am
letzten gemeinsamen Abend „gepasst“. Manche mögen womöglich die
Nase rümpfen, wenn so etwas im Rahmen von „Exerzitien“ vorkommt.
Aber diese gute Stunde gemeinsamen Spielens von Kindern und
Erwachsenen, die große Freude und das ausgelassene Lachen dabei, das
war ein weiterer Ausdruck für Leben und Feier...