Nicht „Äpfel, Nuss und Mandelkern“, auch nicht Bratwurst und Glühwein ließ ich mir in der Woche vom 5. bis 12. Dezember schmecken, sondern Milch und Semmel. Für eine Woche Fasten nach der Methode bzw. Kur von F.X. Mayr war ich in Kufstein – Kleinholz, im Exerzitienhaus Mariahilf der Missionare vom Kostbaren Blut. Natürlich bin ich mir bewusst, dass sich das nicht jede und jeder leisten kann, eine Woche von zu Hause und der Arbeit weg. Und ich bin sehr dankbar für dieses Geschenk. Abgesehen vom persönlichen Nutzen traf es sich, dass für den 9. Dezember auch ein Buß- und Solidaritätsfasten für die verfolgten Christen im Irak ausgerufen worden war und so bekam mein Fasten noch einmal einen anderen, zusätzlichen Akzent. Der 10. Dezember ist als „Tag der Menschenrechte“ auch kein schlechter Fasttag...
Ein besonderes Geschenk während der Fastenwoche war die Möglichkeit, am Bibelteilen einer Gruppe von Frauen in einer Wohnung mitten in Kufstein teilzunehmen. Fünf Frauen waren zusammen gekommen, drei weitere gehören noch zum Kreis der Bibelteilerinnen. Was mir auffiel und gefiel war die Art, wie wir Bibel geteilt haben. Als alle Frauen eingetroffen waren, ging es auch gleich los, ohne viel Vorgeplänkel und künstliche Höflichkeiten – mitten hinein. Geleitet hat das Ganze eine der Frauen (sie wechseln beim Vorbereiten und Leiten des 14tägig statt findenden Bibelteilens durch) und ich durfte einfach mit dabei sein. Und ich hatte den Eindruck, die Frauen fühlten sich frei, hatten keine Scheu, weil da jetzt ein Priester oder Theologe, „der sich ja besser auskennt“, mit dabei ist. Für mich eine Erfahrung von Kirche und ein Vorgeschmack auf Weihnachten. Da wird das Wort Fleisch im Leben von konkreten Menschen inmitten einer kleinen Stadt...
Am 12. Dezember fuhr ich nach Traunstein zurück und kam gerade zurecht zur Geistlichen Abendmusik in der Pfarrkirche Hl. Kreuz mit dem Kirchenchor Haslach – Hl. Kreuz und vier Bläsern. Ein wunderschönes Adventskonzert! Mir schien bei der Liedauswahl nicht nicht in erster Linie auf Gefälligkeit, sondern auf Qualität geachtet worden zu sein - und das war wohltuend. Genauso wie der sparsame Umgang mit Worten. Gelesen wurden lediglich zwei Texte aus der heiligen Schrift und ein sehr schönes Gebet.
Am 15. Dezember schließlich habe ich in München einen Vertrag vorbereitet. Nein, ich werde nicht Fußball spielen und auch nicht ins Management eines der dortigen Fußballvereine einsteigen. Im Vertrag geht es um meine Anstellung als Pfarrvikar im zu errichtenden Pfarrverband Traunreut. Außer der Pfarrei Traunreut gehören noch die beiden Pfarreien Traunwalchen und St. Georgen dazu. Von 1. Januar bis 31. August 2011 werde ich dort mithelfen, nachdem der bisherige Pfarrer von Traunreut zum 1. Januar ins Seelsorgeamt nach München wechselt und die Pfarrei bis zum September keinen neuen Pfarrer bekommt. Das Schöne und auch mit Ausschlaggebende für dieses „Geschäft“ ist, das ich die Arbeit von Traunstein aus tun, also mit P. Ferdinand zusammen eine kleine Hausgemeinschaft als Missionare vom Kostbaren Blut leben kann. Traunstein und Traunreut liegen 10 Kilometer auseinander. Vorbereitet habe ich den Vertrag deswegen, weil ihn in meinem Fall nicht ich unterzeichne, sondern der Provinzial.
Von München aus bin ich weiter nach Baumgärtle gereist, wo ich bis über Weihachten hin seelsorglich aushelfe und die Mitbrüder unterstütze.
Von hier aus möchte ich allen, die diese Zeilen lesen ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Ich füge dazu ein Foto eines der Glasfenster der Pfarrkirche in Traunstein – Hl. Kreuz ein.