Freitag, 15. August 2014

199

Der Countdown läuft! Die Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut wurde vor 199 Jahren gegründet, am 15. August, – 2015 feiern wir unseren 200. Geburtstag.
Und was tut man am Geburtstag außer feiern? Zurück und voraus schauen.

Beim Zurück-Schauen meine ich, lassen sich viele Motive finden, um von Herzen zu danken. Ohne dabei Negatives auszublenden.

Beim Voraus-Schauen könnte einem unter Umständen mulmig werden. Zumindest, wenn wir die europäische Situation ansehen. Ich persönlich kann das ungute Gefühl nicht verhehlen, seit meinem Eintritt in die Gemeinschaft vor 30 Jahren einer der jüngsten zu sein. Das war ich damals und das bin ich heute. Und da stimmt etwas nicht.

Eine beeindruckende Jahrgängerin von mir ist Ordensfrau, Franziskanerin und zudem diplomierte Theologin und promovierte Psychologin. Und mir leuchtet es ein, wenn sie sagt: „der Gehalt der Orden wird bald nur noch in einer neuen Gestalt zu haben sein oder gar nicht mehr.“ Vielleicht können einen solchen Befund eher Menschen meiner Generation feststellen. Wenn er stimmt, dann müssen wir uns dagegen wehren, eine bisherige Gestalt festhalten zu wollen. Das passiert viel zu oft und leider geht manches kaputt dabei und der notwendige Aufbruch kann überhaupt nicht gelingen.

Es geht um den Gehalt, nicht um die Gestalt!

Voller Enthusiasmus haben mir die spanischen Mitbrüder, mit denen ich ein Jahr lang zusammen leben durfte, von der Entwicklung der „Familie der Missionare vom Kostbaren Blut“ in ihrem Land erzählt. Und auch wenn ich südländische Übertreibung abziehe, bleibt da ein Kern: verheiratete und unverheiratete Frauen und Männer möchten mit leben und sich engagieren...

Wenn es stimmt, dass Gott der Menschheit durch eine bestimmte Spiritualitätsform oder ein Charisma ein Geschenk machen wollte, dann geht es um diesen Inhalt und nicht darum, eine zeitbedingte Verwirklichung partout aufrecht erhalten zu wollen.

Schon länger denke ich mir, dass Gott das durch Jahre hindurch an ihn gerichtete Gebet vieler Menschen um geistliche Berufe sehr wohl erhört hat. Aber halt anders, als viele der Betenden es sich vorstellen. Gerade aufgrund meiner Bekanntschaft mit vielen Betenden komme ich zu diesem Schluss. Wir haben die geistlichen Menschen oft schon geschenkt bekommen, wenn sie auch nicht alle in einen Orden oder in ein Priesterseminar eingetreten sind. Wobei wir diese Formen in irgendeiner Form zweifelsohne weiter brauchen werden. Aber zu gedankenlos versuchen wir in der Kirche oft, das Bisherige oder oft schon Überholte aufrecht zu erhalten. Ohne uns die ungemütliche Frage nach dem zu stellen, was Gott denn vorhat.

Als Jugendlicher gehörte ich zum „Jugendkreis der Missionare vom Kostbaren Blut“. Und ich erinnere mich an eine Diskussion darüber, was man unter einem „jungen Missionar vom Kostbaren Blut“ verstehe. Ist das jetzt ein Ordensmitglied? Oder ist das ein junger Mann, der in seiner Welt der Schule, des Studiums, der Arbeit die Spiritualität der Gemeinschaft der Missionare vom Kostbaren Blut zu leben versucht?

Kloster zum Schnäppchenpreis“ titelten vor wenigen Tagen die Stuttgarter Nachrichten einen Artikel, in welchem vom mühsamen Verkauf von Ordenshäusern berichtet wurde. Klar: wer braucht so etwas und wer kann es sich leisten? Und auch: wer soll es bekommen und wer darf es auf keinen Fall erwerben? Bei all den Schmerzen, die mit solchen Verkäufen und Loslösungsprozessen einher gehen: sind sie nicht notwendig für das Sichtbar-Werden und Sich-Heraus-Kristallisieren einer neuen Gestalt für den „alten Gehalt“?
Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11)

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