Sonntag, 31. Oktober 2010

Rueckblick

Rückblick

„Was werden die Leute sagen? Diejenigen, denen Du auch regelmäßig Informationen gesandt hast. Dabei hast gerade Du allerhand Anstrengungen auf Dich genommen für dieses Projekt. Ich schäme mich.“ So sagte es mir Queño neulich im Auto auf der Rückfahrt vom CIE nach Hause. Klar, die Frage stellt sich: „war es das jetzt? was hat das gebracht? wie gehen wir um mit dem plötzlichen und unerwarteten Ende unseres Projektes?“.
Ich möchte an dieser Stelle nichts beschönigen und auch mein eigenes „flaues Gefühl“ angesichts der Situation nicht verbergen.

Gleichzeitig ist Rückschau und Sammeln angesagt. Was sehe und sammle ich da?
Banal beginnend habe ich angefangen, eine für mich neue Sprache zu lernen, in der ich mittlerweile einigermaßen zurecht komme. Da bei internationalen Begegnungen der Missionare vom Kostbaren Blut mittlerweile Englisch und Spanisch die beiden verwendeten Sprachen sind, hoffe ich, dass mir das Erlernte weiterhin dienen wird.
Das Leben hier im Land hat mir erste Einblicke in spanische Geschichte und Kultur ermöglicht.

Im vergangenen Monat schließlich habe ich eine tiefere akademische Auseinandersetzung mit Migrationsfragen begonnen, in einer Schule, die mit der Universität Rey Juan Carlos verkoppelt ist. Wobei mir gerade diese durchaus interessante Auseinandersetzung deutlich gemacht hat, wie anders mein Zugang bisher war. Es ist etwas ganz anderes, auf dem Bildschirm eine Kuchengrafik, erstellt aufgrund von Daten und Informationen aus dem Nationalen Institut für Statistik, anzusehen (und dabei festzustellen, wie gering der Anteil von „Subsahara – Afrikanern“ unter den in Spanien lebenden Ausländern ist!) oder einem Menschen aus Senegal gegenüber zu sitzen, der bereits mehr als einen Monat im Internierungszentrum für Schubhäftlinge festgehalten wird.
Gerade diese persönlichen Begegnungen – deren Schilderung in meinen Berichten auch den meisten Eindruck bei Euch hinterlassen hat – werde ich als Reichtum mit nach Hause nehmen.

Und da ist noch etwas, was mich mit Staunen und Freude erfüllt. Es hat wohl mit meiner eigenen „Migrationserfahrung“ zu tun. Obwohl ich natürlich im Vergleich zu anderen Migranten ideale Bedingungen hatte, war das Ganze doch nicht nur leicht, vor allem am Anfang. Nicht zu verstehen, sich nicht ausdrücken zu können, eine andere Kultur, einen anderen Lebensrhythmus zu erfahren.
Dazu kam die Liturgie in der Pfarrgemeinde hier, so völlig anders. Und andere Schwerpunkte im Leben der Mitbrüder, wo ich zunächst kein Land für mich sah! Es ist auch etwas anderes, sich am Schreibtisch mit befreiungstheologischen Ansätzen auseinander zu setzen, oder sie gelebt – natürlich in einer europäischen Variante - vor zu finden.

Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit Gott gegenüber, vor den bisweilen unüberwindlich scheinenden Hindernissen nicht kapituliert zu haben, sondern in der Auseinandersetzung mit ihnen wertvolle Entdeckungen gemacht zu haben. Dass wir hier traurig sind ist Ausdruck für dasjenige, was unter uns gewachsen ist.
Und ein wenig muss ich lächeln. Von meinem Heranwachsen mit deutschsprachigen Missionaren vom Kostbaren Blut her kenne ich das gemeinsame Rosenkranzgebet und ist es mir persönlich eine liebe Praxis geworden. Hier habe ich diese Praxis nie erlebt. Und gleichzeitig wohl nie in meinem Leben so viel Rosenkranz gebetet wie in diesem Jahr. Eben nicht bei gemeinsamen Autofahrten, aber alleine im Bus, in der Metro oder bei vielen Stunden des Wartens im CIE.

Damit endet die Serie der „Berichte aus Madrid“ und ich bedanke mich für alle Aufmerksamkeit und Unterstützung. Wer wissen will, „wie es weiter geht“, die/der wird auf meinem Blog (dabei bin ich Anfänger) fündig werden können: http://AloisSchlachter.blogspot.com

Madrid, den 30.10.10 P. Alois Schlachter C.PP.S.









Montag, 18. Oktober 2010

Abschied...

Am 20. September trafen wir uns, wie im letzten Bericht erwähnt, mit den zuständigen Provinzialen und unserem Generalmoderator in Fatima und legten eine Art Bilanz unseres Lebens und Tuns seit dem Beginn der internationalen Gemeinschaft im vergangenen November vor. Außerdem machten wir deutlich, dass es für den Fortbestand, bzw. die Weiterentwicklung des Projektes zwei Voraussetzungen gibt: de facto bin ich als Mitglied der deutschsprachigen Provinz das einzige frei gestellte Mitglied. Die italienische und die polnische Provinz stellen niemanden, Italien zumindest nach dem Rückzug von Valerio nicht mehr, die beiden Mitbrüder der iberischen Provinz sind nicht wirklich frei, sondern mit Pfarrei, Aus- und Fortbildung gut beschäftigt. Außerdem schiene uns notwendig, der internationalen Gemeinschaft auch durch eine räumliche Trennung von der Hausgemeinschaft in Orcasitas eine größere Eigenständigkeit und mehr Möglichkeiten (z.B. Aufnahme von Immigranten) zu schaffen.