Sonntag, 15. Juni 2014

Come on: "Knoten"

Seit einiger Zeit feiern wir in Maria Baumgärtle jeweils am letzten Freitag eines Monats einen Jugendgottesdienst. Was mich bei diesem Abenteuer mit machen lässt, das ist nicht zuletzt ein Satz von Papst Franziskus: „Mir ist eine ,verbeulte’ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und Bequemlichkeit … krank ist.“

Es ist ja schon nicht einfach, klassische Gottesdienstvorstellungen und jugendliche Lebenswelt unter einen Hut zu bringen. Wenn dann noch sehr unterschiedliche Vorstellungen bei den beteiligten Haupt- und Ehrenamtlichen dazu kommen, dann wird es spannend. Aber wieso in der Theorie bleiben? Ein Blick zurück auf die „Mai-Ausgabe“.

Dem Diakon ist immer ein „Thema“ wichtig. Weil ich das weiß, hatte ich mich vorbereitet. Und schlug – im Mai am Marienwallfahrtsort! - Maria vor. Natürlich nicht ganz so platt! Sondern anhand des Bildes der Knotenlöserin, welches etwa den Diözesanteil des Augsburger Gotteslobes eröffnet. Das Original hängt in Augsburg und Papst Franziskus hat es wohl früher dort entdeckt und zur Verbreitung des Bildes in Argentinien beigetragen. Maria und Knoten – da müsste sich doch etwas machen lassen! Der Diakon fuhr voll auf die „Knoten“ ab – Maria blieb außen vor. Okay.

Also Knoten! Petra – unsere ehrenamtliche „power-Frau“, voller Engagement und mit viel Einsatz, bereitete mit zwei Jugendlichen aus ihrer Gemeinde eine Einstiegsszene vor. In einen dicken weißen Strick machten sie Knoten und deuteten sie: „Stress zu Hause“ - ein Knoten, „Ärger mit der Freundin“ - ein Knoten, „Schulprobleme“ - ein Knoten – usw.
Und der Diakon griff das in seiner Predigt auf – und machte das gut. Es gibt Knoten, bei denen können und müssen wir uns anstrengen, um sie zu lösen. Dann gibt es andere Knoten, da schaffen wir es nicht und es ist gut, um Gottes Hilfe dabei zu bitten. Und dann gibt es Knoten, die lassen sich vielleicht überhaupt nicht auflösen. Aber es mag sein, dass genau diese wichtig sind für mein Leben! Gerade diese Knoten.

Zwischendurch wollte mich der Diakon schon einmal in die Predigt einbeziehen, nachdem wir bei früheren Gottesdiensten schon öfter im Dialog gepredigt hatten. Zunächst wollte ich nicht, weil ich an diesem Abend der Musiker war. Wir hatten keine Musikgruppe gefunden, so war es mein Part, die Gitarre zu nehmen. Aber mir gefiel dann seine Predigt und der Strick mit den Knoten so gut, dass ich doch noch einen Gedanken dazu fügte, der mir gekommen war: „der weiße Strick sieht genauso aus wie derjenige, den manche anständig gekleidete Ordensleute – wisst Ihr, welche ich meine? - Franziskaner, ja! - um den Bauch haben. Das ist auch ein weißer Strick mit drei Knoten drin. Und diese Knoten sind wichtig im Leben und sollen nicht aufgelöst werden. Und manchmal sind sie auch schmerzvolle Knoten, ja!“ Und irgendwann – ich weiß nicht, ob während des Gottesdienstes oder hinterher – kam uns noch die Idee, dass der Strick mit den Knoten sich eignen würde, um daran hoch zu steigen. Viel besser als eine glatte Schnur ohne Knoten. So finden Hände und Füße Halt.

Noch eine andere Kleinigkeit an diesem Abend: Petra hatte mir ihre Ideen vorab gemailt und um ein Echo gebeten. Und ich war etwas erschrocken, dass sie Eltern einbeziehen wollte und riet davon ab. Damit es nur ja ein Jugendgottesdienst sei. Petra befolgte aber meinen Rat nicht, so dass auch zwei, drei Elternteile einen Knoten in den Strick knüpften: „muss es immer das neueste Handy sein“ war z.B. ein Knoten. Und ich hatte den Eindruck, für die anwesenden (jüngeren) Jugendlichen hat das genau so gepasst: ihre Eltern als Mitfeiernde, „Mit-Wirkende“ im Gottesdienst zu erleben. Und nicht nur als die Kirchen-Chauffeure, die beim Tun ihrer Kinder zuschauen. Auch die Eltern selbst äußerten sich zufrieden.

So geht das immer wieder einmal: wir improvisieren und lassen uns aufeinander und unsere unterschiedlichen Vorstellungen ein. Und erleben dabei Abenteuer und lernen, ja werden beschenkt. Grund genug, um das bisweilen durchaus mühsame Abenteuer weiter zu verfolgen...

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