Seit einiger Zeit feiern wir in Maria
Baumgärtle jeweils am letzten Freitag eines Monats einen
Jugendgottesdienst. Was mich bei diesem Abenteuer mit machen lässt,
das ist nicht zuletzt ein Satz von Papst Franziskus: „Mir ist eine
,verbeulte’ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, lieber als
eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und Bequemlichkeit …
krank ist.“
Es ist ja schon nicht einfach,
klassische Gottesdienstvorstellungen und jugendliche Lebenswelt unter
einen Hut zu bringen. Wenn dann noch sehr unterschiedliche
Vorstellungen bei den beteiligten Haupt- und Ehrenamtlichen dazu
kommen, dann wird es spannend. Aber wieso in der Theorie bleiben? Ein
Blick zurück auf die „Mai-Ausgabe“.
Dem Diakon ist immer ein „Thema“
wichtig. Weil ich das weiß, hatte ich mich vorbereitet. Und schlug –
im Mai am Marienwallfahrtsort! - Maria vor. Natürlich nicht ganz so
platt! Sondern anhand des Bildes der Knotenlöserin, welches etwa den
Diözesanteil des Augsburger Gotteslobes eröffnet. Das Original
hängt in Augsburg und Papst Franziskus hat es wohl früher dort
entdeckt und zur Verbreitung des Bildes in Argentinien beigetragen.
Maria und Knoten – da müsste sich doch etwas machen lassen! Der
Diakon fuhr voll auf die „Knoten“ ab – Maria blieb außen vor.
Okay.
Also Knoten! Petra – unsere
ehrenamtliche „power-Frau“, voller Engagement und mit viel
Einsatz, bereitete mit zwei Jugendlichen aus ihrer Gemeinde eine
Einstiegsszene vor. In einen dicken weißen Strick machten sie Knoten
und deuteten sie: „Stress zu Hause“ - ein Knoten, „Ärger mit
der Freundin“ - ein Knoten, „Schulprobleme“ - ein Knoten –
usw.
Und der Diakon griff das in seiner
Predigt auf – und machte das gut. Es gibt Knoten, bei denen können
und müssen wir uns anstrengen, um sie zu lösen. Dann gibt es andere
Knoten, da schaffen wir es nicht und es ist gut, um Gottes Hilfe
dabei zu bitten. Und dann gibt es Knoten, die lassen sich vielleicht
überhaupt nicht auflösen. Aber es mag sein, dass genau diese
wichtig sind für mein Leben! Gerade diese Knoten.
Zwischendurch wollte mich der Diakon
schon einmal in die Predigt einbeziehen, nachdem wir bei früheren
Gottesdiensten schon öfter im Dialog gepredigt hatten. Zunächst
wollte ich nicht, weil ich an diesem Abend der Musiker war. Wir
hatten keine Musikgruppe gefunden, so war es mein Part, die Gitarre
zu nehmen. Aber mir gefiel dann seine Predigt und der Strick mit den
Knoten so gut, dass ich doch noch einen Gedanken dazu fügte, der mir
gekommen war: „der weiße Strick sieht genauso aus wie derjenige,
den manche anständig gekleidete Ordensleute – wisst Ihr, welche
ich meine? - Franziskaner, ja! - um den Bauch haben. Das ist auch ein
weißer Strick mit drei Knoten drin. Und diese Knoten sind wichtig im
Leben und sollen nicht aufgelöst werden. Und manchmal sind sie auch
schmerzvolle Knoten, ja!“ Und irgendwann – ich weiß nicht, ob
während des Gottesdienstes oder hinterher – kam uns noch die Idee,
dass der Strick mit den Knoten sich eignen würde, um daran hoch zu
steigen. Viel besser als eine glatte Schnur ohne Knoten. So finden
Hände und Füße Halt.
Noch eine andere Kleinigkeit an diesem
Abend: Petra hatte mir ihre Ideen vorab gemailt und um ein Echo
gebeten. Und ich war etwas erschrocken, dass sie Eltern einbeziehen
wollte und riet davon ab. Damit es nur ja ein Jugendgottesdienst sei.
Petra befolgte aber meinen Rat nicht, so dass auch zwei, drei
Elternteile einen Knoten in den Strick knüpften: „muss es immer
das neueste Handy sein“ war z.B. ein Knoten. Und ich hatte den
Eindruck, für die anwesenden (jüngeren) Jugendlichen hat das genau
so gepasst: ihre Eltern als Mitfeiernde, „Mit-Wirkende“ im
Gottesdienst zu erleben. Und nicht nur als die Kirchen-Chauffeure,
die beim Tun ihrer Kinder zuschauen. Auch die Eltern selbst äußerten
sich zufrieden.
So geht das immer wieder einmal: wir
improvisieren und lassen uns aufeinander und unsere unterschiedlichen
Vorstellungen ein. Und erleben dabei Abenteuer und lernen, ja werden
beschenkt. Grund genug, um das bisweilen durchaus mühsame Abenteuer
weiter zu verfolgen...
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