„Dürfen wir Ihnen eine Gans auf
Kirchweih vorbei bringen? Sie haben das so schön gemacht bei unserer
Goldenen Hochzeit – wir möchten uns einfach noch einmal bedanken.“
Als einer, der vielleicht gerade noch fähig ist, Würste heiß zu
machen oder ein Spiegelei zu braten, zögerte ich einen Moment und
sagte dann zu, vor allem um dem Jubelpaar eine Freude zu machen. Und
war dann froh, als Tatjana in der Küche sagte, sie käme wohl mit
der Gans zurecht und man könne sie eventuell ja als ganze einfrieren
– die ganze Gans... Kurz darauf kam sie, ein großes Exemplar,
morgens geschlachtet, noch warm... Aber Gott sei Dank schon gerupft,
gezupft...
Mir fielen dann andere Episoden ein.
Vor Jahren hatte ich einmal das Kind eines Försters und Jägers
getauft und bekam danach von ihm Wildschweinrouladen, von seiner Frau
bereits mariniert, also bratfertig. Leider gerieten diese dann in der
Küche nicht so toll. Was mich darüber nachdenken ließ, wie das
ist, wenn wir mit gutem Material nicht sachgerecht und adäquat
umgehen. Das ist ja ähnlich wie bei der Predigt: die Grundlage,
Gottes Wort in der Heiligen Schrift, ist grandios. Und wir machen
nicht immer das Beste daraus, wir Predigerinnen und Prediger. Aber
halt – ich wollte nicht gleich „zur Moral von der Geschicht´“
kommen, es gibt noch eine andere tatsächliche Küchenszene.
Die liegt länger zurück. Ich war
Kaplan in Klagenfurt. Wo ich gar nicht alle Einladungen „auf a
Jaus´n“ annehmen konnte. Auch von Nicht-Kirchgängern übrigens.
Und einmal läutete in der Mittagszeit die Hausglocke und vor mir
stand der Nachbar mit einem Riesen-Fisch in den Händen. „Den habe
ich beim Angeln gefangen und wollte ihn Ihnen schenken“ strahlte er
mich an. Nach einem Moment der Sprachlosigkeit bedankte ich mich und
erklärte, noch schnell eine Platte holen zu wollen, um den Karpfen,
ein solcher war´s, in Empfang zu nehmen. Als ich eine große Platte
gefunden hatte und mit dieser bei der Haustür war, legte der Nachbar
den Karpfen auf die Platte und der Karpfen schien mir noch einmal zu
zappeln, zu meinem großen Entsetzen („lebt der etwa noch?“) –
aber wenigstens hüpfte er nicht von der Platte herunter...
Ach ja, zum Essen gehört ja auch das
Trinken. „Herr Pfarrer, meine Mutter ist untröstlich! Die
Sternsinger sind dieses Jahr nicht hier gewesen. Können Sie die
nicht noch bei uns vorbei schicken?“ So sagte mir eine hörbar
verzweifelte Frau in Salzburg an einem 7. oder 8. Jänner am Telefon.
Ich musste ihr erklären, dass die Sternsingeraktion abgeschlossen
sei, die Königsgewänder wieder verstaut bis ins kommende Jahr. „Das
geht nicht, Herr Pfarrer, meine Mutter hält das nicht aus, das
können Sie nicht machen“. Als mir die Not der Anruferin klar
wurde, fragte ich vorsichtig: „würde es denn eine Hilfe sein, wenn
ich als Pfarrer vorbei käme, um einen Besuch zu machen und den Segen
an die Haustür zu schreiben?“ „Das würden Sie tun, Herr
Pfarrer? Das wäre wunderbar!“ Gesagt, getan, wir vereinbarten
einen Termin. Ich ging zu der alten Dame und bekam außer der
Sternsingerspende auch die für die Sternsingerkinder zurück
gelegten Schokoladetafeln. Und damit nicht genug: an Ostern ließ die
Dame eine Flasche edlen Champagners bei mir vorbei bringen – immer
noch als Dank für den nachgeholten Sternsingerbesuch...
Was sich vor kurzem zugetragen hat: ich
ging zu Fuß zur Abendmesse nach Bedernau. Wann immer ich kann,
leiste ich mir diesen Luxus, ca. vier Kilometer, 40 Minuten, ein
wunderschöner Weg. Als ich am Freitag nach der Messe zurück ging,
hörte ich plötzlich jemand „Pater Alois“ rufen. Als ich mich
umdrehte, stand da eine Frau bzw. sie lief auf mich zu mit einer
kleinen Tüte in der Hand: „ich wollte Ihnen eine Brotzeit mit auf
den Weg geben!“ „Wie wissen Sie denn, dass ich jetzt gerade hier
vorbei komme?“ „Ja der Christoph (Anmerkung: der Sohn besagter
Frau) hat doch ministriert und der sagte mir: `jetzt musst du schnell
sein, wenn du dem P.Alois noch etwas mit auf den Weg geben
möchtest´“. Also ging ich den Weg weiter mit köstlich knusprigen
Salzspitz ausgestattet, die ich mir tatsächlich nach der Rückkehr
noch schmecken ließ. Dankbar für die Aufmerksamkeit und zufrieden
über den abendlichen Fußmarsch...