Im Vorfeld hatten wir lange darum
gerungen, gekämpft: „Familienexerzitien“ - so heißt das
Unternehmen seit Jahren – sind doch etwas anderes als
„Ehepaarexerzitien mit Kinderbetreuung“. Eine aus dem bisherigen
Team verteidigte das Bisherige und die Teilnehmer, denen man nicht
plötzlich etwas anderes vorsetzen könne. Den „Neuen“ im Team
war das zunächst nicht so einsichtig...
Und jetzt haben sie statt gefunden,
diese Exerzitien, und es war etwas von beidem dabei. Und es war gut,
sehr gut!
Es gab die wahrnehmbare Freude der
Erwachsenen, einmal Zeit für sich allein, bzw. für sich als Paar zu
haben. Und es gab die spürbare Freude, wenn die Kinder von einer
Zeit eigenen Programms wieder zu den Eltern kamen. Die Gottesdienste
feierten wir bis auf einen alle zusammen.
Einmal feierten die Kinder untereinander
Gottesdienst und wir Erwachsenen Eucharistie. Von zwei Männern (!)
wurde ich hinterher darauf angesprochen, wie gut das getan habe. „Wir
haben uns in der Studentengemeinde kennen gelernt, wo wir regelmäßig
Eucharistie auf diese Weise gefeiert haben. Seit damals - glaube ich -
haben wir das nicht mehr so erlebt...“
Mit großem Engagement waren groß und
klein bei der Sache. Für die ein oder andere Einheit mit den
Erwachsenen hatten wir Abschnitte aus „Amoris Laetitia“, dem von
Papst Franziskus nach zwei Bischofssynoden zum Thema Familie
verfassten Schreiben, ausgesucht. Da hätten wir – so eine
Rückmeldung und auch mein Empfinden – wohl noch mehr in die Tiefe
gehen können.
"Herzen" kamen immer wieder vor: Herzen,
auf die Familien schrieben, was sie gerne miteinander tun. Herzen,
auf die Familienmitglieder schrieben, was sie aneinander gut finden
und schätzen.
Gerade bei dieser Einheit habe ich das
Vergnügen und die Freude der Familien genossen, die sie an der
Aktion hatten.
In einem großen Herzen in der Mitte
stand eine biblische Erzählfigur, Jesus. Und eine der jüngsten
Teilnehmerinnen ging jeden Morgen zu diesem Jesus, um ihn zu grüßen,
wonach sie strahlend zur Mama lief. Auch abends wurde Jesus dann noch
einmal gegrüßt. Zwischendurch war die Kleine gerne mit den
Kuschelfiguren einer Freundin unterwegs.
Ein anderes Mädchen hatte seinen
Ohrring verloren. Was zu einer konzertierten Suchaktion führte. Und
tatsächlich: im Schwimmbad wurde der Ohrring wieder gefunden! Bei
dieser Geschichte zeigte sich etwas anderes, was ich voller
Bewunderung und Staunen wahr nahm. Aus den einzelnen Familien war
durchaus so etwas wie „eine große Familie“ geworden. Gut, einige
kennen sich schon lange, das trägt da sicher dazu bei. Auf jeden
Fall hatte ich das Empfinden von „Kirche“, wie ich sie mir
wünsche und vorstelle.
Nicht zuletzt empfinde ich großen
Respekt vor den anderen im Team: mit großem Einsatz, mit
Leidenschaft, Kompetenz und Glauben wurde da gearbeitet. In den
biblischen Texten der Liturgie ging es in diesen Tagen einmal um die
Zusammenarbeit des Apostels Paulus mit dem Ehepaar Priska und Aquila
in Korinth. Auch davon wurde etwas lebendig und zeigte das Potential
von Kirche heute auf...
Nicht zuletzt genoss ich als jüngster
Mann der Hausgemeinschaft, in der ich zu Hause bin, dass ich mit ganz
vielen jüngeren zu tun hatte. Bis hin zur schonungslosen Frage eines
Mädchens beim gemeinsamen Grillen: „ist das jetzt schon deine
zweite Wurst?“.