Vor einigen Jahren begegnete ich einem älteren Mann, der mir von seinem Stammtisch mit gleichaltrigen Freunden erzählte. Oberste Regel: „wenn wir uns treffen, dann wird nicht über Krankheiten gesprochen“. Klar, das könnte sonst ein Nachmittage bzw. Abende füllendes Thema werden. Nach einigem Überlegen möchte ich heute doch meinen Post eben diesem Thema widmen, weil es mich die vergangenen Wochen beschäftigt.
Mitte Februar habe ich es gespürt. Ich fühlte mich nicht ganz fit, ging aber abends noch in ein römisches Museum zu einer Filmvorführung und danach, weil ich 45 Minuten auf den Bus hätte warten müssen, zu Fuß nach Hause. Am nächsten Tag dann Fieber (wann hatte ich zum letzten Mal Fieber?), Hals- und Kopfschmerzen. Eine unserer Schwestern im Haus schwächelte ebenso und eine Schwester aus einem anderen Haus meinte: „es wird doch nicht Corona sein? Habt Ihr Euch schon getestet?“ Hatten wir nicht, taten wir dann und siehe da: beide positiv. Und ich hatte schon gemeint, ich gehöre zu denjenigen, die sich nicht infizieren.
Also „begab ich mich in Quarantäne“ und bin immer noch Schwester Malwina dankbar, die mir eine Woche lang Essen vor die Tür stellte. Weil mich Husten und Schnupfen quälten, rieten mir die Mitbrüder, bei der Ärztin anzurufen, aufgrund von Corona konnte ich ja nicht in die Praxis. Am Telefon verschrieb mir die Ärztin ein Antibiotikum, das ich fünf Tage nahm. Wodurch sich nichts änderte. Also noch einmal anrufen. Nun bekam ich Hustentropfen und ein leichtes entzündungshemmendes Mittel verschrieben. Da sich mein Zustand nicht veränderte, bat ich doch um einen Termin in der Praxis. „Machen Sie zuerst einen Corona-Text und wenn Sie negativ sind, dann kommen Sie tags darauf“. Ich war negativ und ging in die Praxis. Als ich dem Arzt meine Symptome beschrieb, schickte er mich zum Röntgen. Ich bat ihn, doch wenigstens die Lungen abzuhören, was er dann tat. „Die Lungen sind frei“. Okay. Wenigstens etwas.
Also jetzt ein Termin zum Röntgen. Es funktioniert hier in Italien wie woanders auch: über die normale Krankenkasse muss man warten, privat bezahlt kommt man schneller dran. Weil meine Geduld nach einem Monat etwas nachgelassen hatte und ich es mittlerweile lästig fand, wegen nächtlichen Hustens nicht besonders gut schlafen zu können, ging ich in eine nahegelegene Klinik und bat um einen Röntgentermin. Über die Krankenkasse ginge das frühestens Mitte April, wenn ich selbst bezahle (zweimal € 37.-), dann am 23. März. Okay, gebucht! So ging ich also zum Röntgen in die Klinik, die vorwiegend als onkologische Tagesklinik funktioniert. Beim Blick auf die anderen Patienten dort kam ich mir sehr „gesund“ und im Vorteil vor. Es hieß dann, dass ich eine SMS bekäme, um mit dieser einen Link zu öffnen, wo ich das Ergebnis der Röntgenuntersuchung fände. Diese SMS kam allerdings nie an. So rief ich wieder in der Tagesklinik an: „Sie müssen noch warten“. Inzwischen hatte ich den ersten Arzttermin verpasst, bei dem ich die Röntgenbilder besprechen wollte. Nachdem ein weiterer Anruf bei der Klinik kein Ergebnis brachte, machte ich mich wieder persönlich auf den Weg und bat, mir die Bilder halt doch auf einer CD auszudrucken, wenn es online nicht funktioniere. „Machen wir, Sie können heute Nachmittag die CD abholen“. Gott sei Dank, denn da war der nächste Arzttermin. Also ging ich am Nachmittag zur Klinik, holte die CD und marschierte damit zum Arzt. Den die Bilder gar nicht interessierten, sondern nur der Begleitbrief des Arztes aus der Klinik. Dieser bestätigte, dass meine Lungen in Ordnung seien. Und damit war der Arzt beruhigt, obwohl ich weiter huste und schnäuze. Etwas weniger als vor einer Woche, zugegeben.
So bekam ich noch ein Mittel gegen Husten verschrieben und ein Multivitaminpräparat zum Kauf empfohlen und werde jetzt sehen, wie die Sache sich weiter entwickelt…
Natürlich denke ich mir auch: welcher „normale“ Arbeitnehmer könnte sich so viel Zeit für seine „Gesundheitsgänge“ nehmen?