Der Rasen in unserem Garten ist in diesem Sommer grüner als vor einem Jahr. Was mit einem Bewässerungssystem zusammenhängt, dass es damals noch nicht gab. Bei der Planung dieser Bewässserungsanlage verließen wir uns auf einen (vorhandenen) Brunnen im Garten – leider. Denn dieser Brunnen, 27 Meter tief, hat kein Wasser mehr. Also stehen jetzt zwei große Tanks im Garten, aus denen die Bewässerung gespeist wird (und die werden mit Leitungswasser gefüllt). Während zweier nächtlicher Zeitspannen werden bestimmte Teile des Gartens besprengt, insgesamt gibt es zwölf Sektoren im Garten, in welchen Sprühelemente enthalten sind, welche sich beim Einschalten des Systems nach oben heben und aus denen dann Wasser spritzt. Einige dieser Sprühelemente (aus Plastik) sind dem eifrigen Rasenmähen zum Opfer gefallen und mussten ersetzt werden. Aber im Großen und Ganzen freuen wir uns an mehr Grün. Wobei ich gleichzeitig ein schlechtes Gewissen wegen des Wasserverbrauchs habe. Immer noch. Obwohl ein Besucher aus Österreich meinte: „deswegen musst Du kein schlechtes Gewissen haben. Ihr habt ja keinen Pool im Garten. Das finde ich so eine Unsitte, diese Pools bei so vielen Häusern!“. Beim Generalat der Steyler Missionare – nicht so weit entfernt von uns – gibt es einen Pool. Juan hat inzwischen eine Zugangsberechtigung dafür erworben. Wobei die Steyler wiederum keine Klimaanlage im Haus haben, im Gegensatz zu uns. Ich versuche sie möglichst wenig zu nutzen, aber hin und wieder habe ich sie doch eingeschaltet in diesem Augst. Wenn ich den Eindruck hatte, es sei sonst einfach zu heiß, um überhaupt einen vernünftigen Gedanken fassen zu können. Wer weiß, wie das bei steigenden Energiepreisen in der Zukunft handzuhaben sein wird…
Franco, der Installateur, welcher das Bewässerungssystem installiert hat, war jetzt mit einem Freund hier, der Experte für Brunnen ist. Es ging um die Frage, ob der bestehende Brunnen vertieft werden kann oder ob an einer anderen Stelle im Garten ein Bohrversuch unternommen werden könnte, um eventuell Wasser zu finden. Besagter Experte meinte, es könnte auch sein, dass irgendein Nachbar auch einen Brunnen gebohrt und uns damit gleichsam „das Wasser abgegraben hat“. Na ja…
Als ich Franco und seinen Bekannten begrüßte, fiel mir ein Holz-Tau auf, welches dieser um den Hals trug – das franziskanische Zeichen. Und ich freute mich, wie das einem christlich sozialisierten Menschen eben passieren kann.
Als ich dann ins Haus zurück ging, fiel mir ein, dass Matteo Salvini, ein italienischer Politiker der Rechten (Lega), sich auch immer wieder mit einem „Holz-Tau“ um den Hals präsentiert. Wobei mir das schlicht im Gegensatz zu seiner Politik zu stehen scheint. Momentan ist ja wieder einmal Wahlkampf in Italien und Salvini wirbt – für mein Empfinden – ziemlich plump mit „Italia first“. Er war bereits einmal italienischer Innenminister und ließ damals ein Schiff, welches Flüchtlinge in Seenot gerettet hatte, nicht in einem italienischen Hafen anlegen.
Auch in Bayern gab (und gbt) es ja durchaus gemischte Reaktionen aus dem kirchlichen Bereich auf den „Kreuzerlass“ (verordnetes Anbringen von Kreuzen in öffentlichen Räumen) des Ministerpräsidenten.
Eigentlich hätte ich ja unseren Brunnenexperten fragen müssen, ob er das Tau um den Hals aus Sympathie für Franz von Assisi oder für Matteo Salvini trägt, so schmunzelte ich dann über mich selbst. Hatte aber wieder einmal neu gelernt, genau hinzusehen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Bzw. durchaus vorsichtig mit „auf den ersten Blick Frommem“ zu sein. Der Rosenkranz wird ja teilweise auch als Mode-Accessoire verwendet…
Und auch der Umkehrschluss gilt, diese Erfahrung durfte ich des Öfteren machen: auch der auf den ersten Blick nicht „so fromme Mensch“ kann letztlich ein solcher sein. Eben auf seine Art…