Ist hinter allen Dingen,
Die scheinbar nicht gelingen,
Doch Einer, der mich liebt.
Die scheinbar nicht gelingen,
Doch Einer, der mich liebt.
In einem Nachruf auf die am 31.1.2011 im 92. Lebensjahr verstorbene Silja Walter hat Abt Martin Werlen von Einsiedeln diese Zeilen aus ihrem „Lied der Armut“ zitiert. Und mir sind sie gleich im Gedächtnis haften geblieben, wie anderes von dem, was Silja Walter gedichtet hat.
Ich bin nicht ganz sicher, was es genau ist, woher es kommt, dass mich diese Frau und ihr Schreiben beeindrucken und berühren. Ich erinnere mich an eine persönliche Begegnung mit ihr im Kloster Fahr bei Zürich, wo Silja Walter mehr als 60 Jahre als Sr. Maria Hedwig gelebt hat. Unter den vielen Dingen, welche die bedeutendste Schweizer Lyrikerin der Gegenwart geschrieben hat, war auch ein Mysterienspiel für die Schaaner Schwestern, welches 1984 in der Schellenberger Pfarrkirche (im Fürstentum Liechtenstein) aufgeführt wurde. Es war das Jahr meines Probandates an diesem Ort. Der Probandatsleiter hatte im Mysterienspiel die Rolle des hl. Kaspar, Thomas und ich waren Beleuchter. Wir saßen auf den Beichtstühlen hinten in der Kirche mit gewaltigen Theaterlampen, die wir laut Regie ein- bzw. auszuschalten hatten. Bzw. ab und zu ging es auch darum, eine Buntglasscheibe vor die Lampe zu schieben, um den entsprechenden Lichteffekt zu erzielen. Silja Walter nahm ihre Lebensform ernst und kam nicht nach Schellenberg, um sich ihr Mysterienspiel dort anzusehen. Wir Mitwirkenden machten jedoch einmal einen Ausflug nach Fahr und besuchten sie.
Ist es diese persönliche Begegnung, die mich sensibel sein ließ und lässt für Silja Walters Texte?
Fast meine ich, es sind eher ihre Texte selbst, ihre Sprache, auf die ich mich so gut einlassen kann.
Wie gerne etwa singe ich das Lied „Eine große Stadt ersteht“ (im Gotteslob 642) – und sehe dabei die geheimnisvolle Stadt vor mir, von der da die Rede ist. Dieses Kirchenlied mag ich mich viel mehr als andere Kirchenlieder.
Und interessanterweise haben ja die Texte der über 60 Jahre in einem Kloster lebenden Silja Walter viele Menschen angesprochen, die mit Kloster und Kirche zunächst einmal nicht unbedingt etwas anfangen können. Silja Walter hat sich als Mensch in ihrem Suchen gezeigt und damit Nähe hergestellt zu Menschen, die ebenfalls auf der Suche sind.
Jemand muß zuhause sein, Herr, wenn du kommst.
Jemand muß dich erwarten, unten am Fluß vor der Stadt.
Jemand muß nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht.
Wer weiß denn, wann du kommst?
Jemand muß dich erwarten, unten am Fluß vor der Stadt.
Jemand muß nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht.
Wer weiß denn, wann du kommst?
So beginnt ihr „Gebet des Klosters am Rande der Stadt“ - und wenn ich mein Leben, kein Klosterleben, aber als Missionarsleben doch auch verwandt damit, beschreiben möchte, dann muss ich oft an diese Zeilen denken. Wachend Ausschau halten, oft einmal stellvertretend, ja genau!
Wahrscheinlich muss ich gar nicht mehr erklären, wie sehr ich mich freue, dass in das Stundenbuch der Kirche 14 Texte Silja Walters als Hymnen aufgenommen worden sind, bei der Autorenangabe steht dort momentan noch „zeitgenössisch“. In ihren Texten kann ich mich betend finden und bergen – und habe jetzt hoffentlich Lust gemacht darauf, sie wieder und neu zu lesen. Diese zierliche Benediktinerin, die so gar nicht welt-enthoben war.