Dienstag, 15. Juli 2014

Räume

„Tag der offenen Architektur“: seit ich einem der Architekten begegnet bin, der als junger Mann die Kirche in Salzburg mit gestaltet hat, in der ich drei Jahre lang Gottesdienste feiern und beten durfte, ist das für mich ein Thema. Es gibt eben nicht nur „Designer-Möbel“, es gibt auch „Designer-Architektur“. Nicht eine, die sich abhebt um des Sich-Abhebens willen, der Extravaganz frönend. Nein: durch schlichte Eleganz überzeugend – wie etwa im Fall der besagten Salzburger Pfarrkirche.
Die vor nicht langer Zeit renovierte Kirche St. Moritz in Augsburg „hat auch etwas“...

Welche Räume sind förderlich und welche hinderlich? Das mag subjektiv verschieden empfunden werden. Als vor kurzem die Untersberger Riesending-Schachthöhle eine gute Woche im Mittelpunkt des Medieninteresses stand, da konnte ich immer wieder hören: „nicht für viel Geld würde ich da hinein gehen“. Und dann wurde als Gegenbeispiel einer zitiert, der sich in Höhlen geborgen fühlt wie im Mutterschoß.

Ich hatte es vor kurzem mit 50 12-13jährigen zu tun, die in einem engen Raum in sechs oder sieben Stuhlreihen hintereinander saßen, bei einem Programm, das sie nicht unbedingt brennend interessierte. Und auch ich schaffte es dann kaum mit allen nur möglichen Tricks, etwas Aufmerksamkeit zu finden. Da mögen mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben: einer war – da bin ich mir sicher – auch die Raumsituation.

Auf der anderen Seite feierte ich am Abend desselben Tages Gottesdienst mit einer bunt zusammen gewürfelten Gemeinde, auch Jugendliche darunter, in einem kleinen Kirchenraum und bekam nachher bestätigt, wie hilfreich schon eben dieser Raum gewesen sei. Im Gegensatz zur „Riesen-Kirche“, welche die Frau sonst bei gottesdienstlichen Feiern erlebt, ein Raum, in dem sich die Menschen verlieren.

Und dann war ich, an Architektur interessiert, in der „Ha11e“, einem „Oldtimer-Hotel“ hier in der Nähe: dort können Leute ihr Auto in einer klimatisierten und beheizten Halle mit Luftreinigung (Ionisierung) und (natürlich!) Sicherheitsüberwachung abstellen. Und da stehen einige Ferraris und Porsches.

Am Morgen desselben Tages hörte ich, dass die Stadt München sich entschieden habe, angesichts zunehmender Flüchtlingsströme zunächst einmal keine Zeltstadt zu errichten, sondern auf Fahrzeughallen zurück zu greifen. Wobei die Zeltstadt als Idee noch nicht grundsätzlich verabschiedet ist. Wohin mit den Menschen, wohin mit den Autos?

Wie sagte doch schon mein früherer Heimatpfarrer, als man ihn von der Notwendigkeit der Feuerbestattung überzeugen wollte, weil das ja schließlich eine Platzfrage sei: „für eine Garage findet sich immer noch Platz“.

Unvergessen bleibt mir die Schilderung eines Ehepaares über dessen ersten Urlaubstag. Er ist Architekt, auch von ihm kenne ich einen Kirchenbau, der mich sehr anspricht. Das Ehepaar fuhr also in Urlaub – ich weiß nicht mehr wohin. Und den ersten Urlaubstag verbrachten die beiden damit, die Möbel in ihrem Zimmer oder Appartement umzustellen. Es war ihnen nötig erschienen, um sich die restliche Urlaubszeit dann wohl zu fühlen. Ob es der Vermieter hinterher so gelassen hat?




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