Mittwoch, 17. Juni 2015

Landpfarrer

Liebe Leser/innen dieses Blogs,

                 nachdem ich mich selbst so an den Posts des "Landpfarrers" freue, möchte ich Euch in diesem Monat auf seinen Blog verweisen. Lohnt sich!

www.landpfarrer.blogspot.de

Montag, 1. Juni 2015

Kirchenasyl II

Kaum hatte ich den letzten Post geschrieben, bekam ich einen Anruf von einem evangelischen Pfarrer in Memmingen: „wir sind in Not und müssen schnell handeln. Ein junger kurdischer Mann, der vor dem IS aus dem Irak geflohen ist, soll nach Bulgarien abgeschoben werden. Ich appelliere an ihre Barmherzigkeit: nehmen Sie ihn auf!“ Natürlich habe ich den evangelischen Mitbruder gefragt, wieso er das nicht tue. „Wir haben ihn bei uns im 2. Stock des Pfarrhauses aufgenommen. Aber ich habe mit meiner Frau ein agreement gemacht, dass das nur vorläufig sei“. Als ich dem evangelischen Pfarrer erklärte, dass wir bereits einen jungen Syrer als Kirchenasylant im Haus haben und ich auf die Strukturen unseres Hauses und meine Mitbewohner/innen Rücksicht nehmen muss, hatte er Verständnis und bat mich um weitere Adressen von Klöstern, bei denen er nachfragen könnte.

Wieder: ich will nicht Nutzen ziehen aus der misslichen Lage so vieler Menschen. Aber ich glaube, in den zwei Jahren, in denen ich jetzt hier bin, ist das der erste Kontakt zu einem evangelischen Pfarrer hier in der Gegend. Und dieser wiederum lernt katholische Ordensleute in seinem Umfeld kennen, weil er sich auf die Suche nach Quartier macht. Hat das nicht mit der ganz praktischen Ökumene zu tun, die nicht nur einfacher ist als theologische Disputationen, sondern diesen womöglich auch die nötige Grundlage schafft?

Etwas suspekt war mir die Begeisterung des evangelischen Kollegen, mit er der mir erzählte, dass der junge Kurde bereits die Bibel auf arabisch liest und womöglich einer der kommenden Täuflinge sein könnte. Langsam – dachte ich mir!

Papst Franziskus hört mit einer gewissen Hartnäckigkeit nicht auf, die Menschen an die Werke der Barmherzigkeit zu erinnern. Manchmal fragt er seine Zuhörer wie Schüler danach. Und wenn die Schüler die sieben leiblichen und die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit nicht kennen, dann bekommen sie als Hausaufgabe auf, diese zu lernen. Damit sie sie in die Praxis umsetzen.
Bei verschiedenen Gelegenheiten hat der Papst das jetzt schon getan.

Und der Leiter des Referats für Weltkirche in unserer Diözese fragte vor kurzem im kleinen Kreis, ob nicht die Flüchtlinge in gewisser Weise ein Segen für die Gemeinden hierzulande seien. Weil da neues Engagement geweckt werden kann. Tatsächlich haben christliche Gemeinden die Barmherzigkeit ja oft an Hauptamtliche der Caritas „delegiert“. Wobei ich nicht leugnen will, dass engagierte Christinnen und Christen unheimlich viel Gutes in ihrem Umfeld leisten und damit tatsächlich oft heilsam für ihr Umfeld sind.

Wenn ein Flüchtling ins Kirchenasyl aufgenommen werden muss, dann muss er in entsprechende Räumlichkeiten. In die einer Kirche oder – in unserem Fall – eines Ordenshauses. Das ist klar.
Das Naheliegende wäre ja, dass Christen hierzulande sich entschließen, in den leer stehenden Zimmern ihrer Häuser und Wohnungen Menschen in Not aufzunehmen. Denn in gewissem Sinn sind ja auch diese Räume „Kirchenräume“.
Im Sozialstaat haben wir uns angewöhnt, nach „dem Staat“ oder „der Kirche“ zu rufen: dabei sind wir deren Teil.

Ein 86jähriger Mitbruder im Altenheim, dem ich von unserem Kirchenasyl erzählte, der fing eher zu schimpfen an und sah es als Folge der „Nazi-Vergangenheit“ Deutschlands an, dass „wir jetzt alle aufnehmen müssen“. „Der Deutsche muss zahlen!“
Mein Mitbruder ist ja nicht der einzige, der so denkt, von daher muss mit Klugheit vorgegangen werden.