Es war etwas unheimlich, nach Rom zu
reisen. Und ja nicht nur zu reisen, sondern umzuziehen. Mit einem
(!) Koffer. 23 Kilogramm sind erlaubt, auf der Waage wurden dann
24,6 Kilo angezeigt, aber das ging ohne Beanstandung.
Und schon beim Einpacken und Überlegen,
was jetzt da alles in den Koffer soll, hatte ich ständig die Bilder
von Menschen auf der Flucht vor mir, die nicht „so viel“ mit
nehmen können, die mit einem Rucksack oder ein paar Plastiktüten
unterwegs sind.
Ich habe in Baumgärtle viele
Schachteln auf dem Dachboden und einen Schrank voller Bekleidung
zurück gelassen, in der Hoffnung, gelegentlich weitere Sachen nach
Rom holen zu können. Wobei das ja etwas spannend ist: wie wird sich
die Corona-Pandemie entwickeln? Wenn es steigende Fallzahlen gibt,
dann könnte das ja mit erneuten Reiseeinschränkungen einher gehen.
Und dann wäre „Sachen holen“ nicht so ohne weiteres möglich.
Also ein gewisses mulmiges Gefühl... Und der Gedanke an Menschen auf
der Flucht...
Im Vorfeld meines Umzugs hatte ich mich
über Modalitäten und Formalitäten erkundigt und erfahren, dass ich
für die Einreise ein „Selbsterklärungs-Formular“ ausfüllen
muss. Das habe ich also im Internet herunter geladen, ausgedruckt und
ausgefüllt. Und kopiert, man weiß ja nie! Außer den persönlichen
Daten ist auf diesem Formular eine Begründung für die Reise
anzugeben, denn so ohne weiteres Reisen geht ja momentan (noch)
nicht.
Beim Flughafen in München musste ich
zunächst einmal suchen. Ich hatte gelesen, dass Terminal 1 aufgrund
geringen Fluggastaufkommens zur Zeit geschlossen ist und marschierte
gleich zu Terminal 2. Wo ich erfuhr, dass das Einchecken in Terminal
1 stattfindet. Also zurück. Bei der Kofferabgabe erklärte mir die
Alitalia-Mitarbeiterin, dass ich zwei Exemplare der „Selbsterklärung“
auszufüllen hätte. In dem Moment war ich glücklich über meine
Kopie!
So marschierte ich zur
Personenkontrolle, die sehr genau ablief, und wartete auf das
„Boarding“. Natürlich eine „komische“ bis „unheimliche“
Stimmung am Flughafen: praktisch kein Geschäft und kein Lokal
geöffnet, kaum Menschen unterwegs...
Zu Beginn des Einsteigeprozesses
(Boarding) wurden wir Fluggäste noch einmal gefragt, ob wir denn
schon das „Selbsterklärungsformular“ ausgefüllt hätten. Und
tatsächlich holten sich dann einige noch so ein Blatt, bzw. zwei.
Zwei Polizisten brachten einen Albaner, der nach Italien zurück
geschickt werden sollte. Wie ich mit hörte, hatte ihm ein Dokument
gefehlt, dass als Nachweis für einen „systemrelevanten Beruf“
hätte dienen können. Also musste er zurück nach Italien. Gott sei
Dank sprach der Mann Italienisch und konnte verstehen, worum es ging.
Im Flugzeug wurden wir – nanu! -
gefragt, ob wir schon ein „Selbsterklärungsformular“ ausgefüllt
hätten (das war also jetzt der dritte Anlauf). Dabei mussten wir ja
beim Boarding eines der beiden Exemplare abgeben, wären sonst gar
nicht in die Maschine gekommen. Außerdem wurde natürlich vor dem
Einsteigen die Körpertemperatur gemessen.
Und dann startete das Flugzeug und
landete ca. 75 Minuten später in Rom. Gespannt war ich ja, wie die
übliche Erklärung der Stewardessen für den Notfall aussehen würde,
weil wir ja alle mit „Mund-Nasen-Bedeckung“ im Flugzeug saßen.
Tatsächlich kam zuerst die ganz normale Erklärung und – wenn ich
es richtig verstanden habe – hinterher ein Nachtrag, in dem erklärt
wurde, dass doch die „Mund-Nasen-Bedeckung“ abzunehmen sei, bevor
die Atemmaske aufgesetzt wird. In Rom angekommen, bekamen wir ein
weiteres Formular ausgehändigt, das auszufüllen war, diesmal etwas
anders, aber im Prinzip mit denselben Angaben. Mit diesem Formular
ging es dann an einen Tisch zu einem Menschen hinter Plexiglas. Es
gab um die zehn Tische, fünf von Polizisten, fünf von Beamten des
Finanzministeriums besetzt. Mein Gegenüber kontrollierte die Angaben
auf dem Blatt und winkte mich durch zur Gepäckrückgabe. Auch der
Koffer war angekommen.
Hatte ich zwischendurch noch überlegt,
trotz des schweren Koffers den Weg vom Flughafen zu unserem Haus mit
öffentlichen Verkehrsmitteln anzutreten, so wurde mir klar, dass das
rechtlich gar nicht erlaubt war. Als aus dem Ausland Einreisender
durfte ich kein „öffentliches Verkehrsmittel“ in Anspruch
nehmen, so blieb das Taxi.
Am Tag nach meiner Ankunft meldeten wir
diese bei der Gesundheitsbehörde und wurden darauf hingewiesen, dass
ich mir zweimal täglich die Körpertemperatur zu messen hätte und
täglich einen Anruf bekäme, um diese durch zu geben. Außerdem
müsse ich 14 Tage in Quarantäne bleiben. Ab dem zweiten Tag lief
das „Temperatur-Durchgeben“ dann über WhatsApp.
Das „Quarantäne-Schicksal“ teile
ich mit Francesco Bartoloni, einem italienischen Mitbruder, der nach
vielen Jahren in Tansania in seine Heimat zurück gekehrt ist und ein
paar Tage vor mir ankam.