Am vergangenen Mittwoch (28.5.14)
nachmittags wurde in Beirut im Libanon P.Michael Brenninkmeyer
beerdigt. Ein paar Mal durfte ich ihm begegnen und er hat mich
beeindruckt. Einer, zu dem ich aufschaute: nicht nur, weil er mich
mit seinen über zwei Metern Körperlänge überragte, sondern auch
aufgrund seines Lebens.
Dabei sagte er selbst nicht unbedingt
viel: das Zuhören schien ihm wichtiger zu sein. Wurde er jedoch
gefragt, dann antwortete er klar und hilfreich.
Michael Brenninkmeyer gehörte zu einer
der reichsten Familien Europas. Der Name ist verbunden mit der
Textileinkaufskette C&A, welche seinerzeit von Clemens und
August Brenninkmeyer gegründet wurde. Laut Wikipedia macht
die Textilsparte inzwischen lediglich ein Drittel des
Familienvermögens aus. Die Familienmitglieder haben alle einen
niederländischen Pass und sind katholisch. Was gepflegt wird. Beim
jährlichen Familientreffen gehört eine katholische Eucharistiefeier
dazu. Dies weiß ich wiederum vom ehemaligen Pfarrer von Interlaken
in der Schweiz, wo das Brenninkmeyer-Familientreffen wenigstens
einmal statt fand.
Michael wurde 1932 geboren und trat
1951 bei den Jesuiten ein. Damit ließ er den Reichtum der Familie
hinter sich. Gemeinsam mit seinem Mitbruder P.Frans, der vor kurzem
als letzter in Homs verbliebener katholischer Priester ermordet
wurde, kam er 1966 nach Syrien. Der ehemalige apostolische Vikar von
Aleppo in Syrien, Armando Borolaso, erzählt: „ich kann mich an
keinen anderen Ordensmann erinnern, der in einer so reichen Familie
geboren wurde, der so arm gelebt hat wie er“. Dabei war die Mühe,
sein langes „Gestell“ in einen kleinen Volkswagen hinein zu
zwängen nur ein sehr sprechender Ausdruck dafür.
Michael musste vor über einem Jahr aus
Gesundheitsgründen Syrien verlassen und ging in den Libanon, wo er
vor allem im Krankenhaus war. Am ersten Mai schrieb er an einen
befreundeten englischen Benediktiner: „nächsten Monat habe ich ein
Jahr Krankenhaus und dann Physiotherapie hinter mir... Ich hatte eine
Magenoperation und hinterher musste ich neu lernen zu essen, das
heißt, die Nahrung drinnen zu behalten“. Aus diesen wenigen Worten
wird ein weiteres Charakteristikum Michaels deutlich, das ich in
Erinnerung habe: sein feiner Humor. Während seines langen
Krankenhausaufenthaltes verwendete Michael Zeit und Energie darauf,
sich um zwei ältere Mitbrüder zu kümmern, die ebenfalls dort
waren. Einer der muslimischen Pfleger war tief beeindruckt über
Michaels Heiterkeit und beständiges Lächeln trotz aller
gesundheitlichen Probleme.
Wenn wir uns trafen, dann sprachen wir
auch über die Lage im Nahen Osten. Und natürlich gehen mir auch
diese Gespräche nach. Zum Beispiel bremste er meine eigentlich
positive Einstellung zu all dem, was in den vergangenen Jahren unter
„Arabischer Frühling“ oder „Arabellion“ in den Medien
verbreitet wurde. Vieles von dem schien ihm billige Propaganda zu
sein und er misstraute dem eher. Wie sich ja jetzt zeigt, nicht zu
Unrecht.
Zweifelsohne hat Michaels Leben Spuren
bei ganz vielen Menschen hinterlassen und ich bin glücklich und
dankbar, ihm begegnet zu sein, ihn kennen gelernt haben zu dürfen.