Sonntag, 31. Juli 2016

und wieder St. Ottilien...

Wieder St. Ottilien: diesmal bin ich unter den Jubilaren! Priester, die vor 25, 40, 50, 60 oder 65 Jahren geweiht wurden, sind zu Geistlichen Tagen im Exerzitienhaus der Erzabtei eingeladen.
Abgesehen von den Gelsen bzw. Schnaken bzw. Stechmücken, welche allen zu schaffen machen (ich selbst kehre mit bestimmt 100 Stichen zurück, die Nachtruhe war sehr eingeschränkt durch das ständige „ssss“ am Ohr!), abgesehen von dieser Plage sind die Tage sehr gut.

Ich selbst freue mich über diese Gelegenheit, Priester aus meinem Heimatbistum kennen zu lernen. (Bisher kannte ich mehr die Priester der Erzdiözese Salzburg, aufgrund meiner Tätigkeit dort.)
Und welch prächtige Gestalten sind da darunter!

Der eine Senior, der 65Jahr-Jubiläum feiert und mit seinen 90 Jahren unheimlich rüstig ist, war noch im „Stacheldrahtseminar“ von Orleans bzw. Chartres, suchte damals das Benediktinische und das Missionarische zu verbinden und erfuhr dort in Frankreich von St. Ottilien, wo er nach dem Krieg eintrat. Zu seinen Stationen gehören auch drei Jahre Israel, unter anderem als Oberer in Tabgha am See Genezareth.

Dann wunderschön die Wiedersehensfreude zu erleben: einer der jetzt 25 Jahre Jubiläum Feiernden traf seinen „ersten Pfarrer“, zu dem er nach seiner Weihe als Kaplan kam. Damals feierte der Pfarrer gerade 40 Jahre. Jetzt jubilieren sie zusammen: der eine 25, der andere 65 Jahre.

Oder der Missionar, der 30 Jahre in Afrika war, in Uganda und Kenia, bei Nomaden in der Wüste. Wie wertvoll ist seine Anwesenheit, welchen Reichtum an Erfahrung aus einer anderen Welt bringt er mit ein. Und er ist nicht der einzige mit Afrika-Bezug unter uns. Noch ein anderer ist dabei, der in der Ausbildung junger afrikanischer Ordensschwestern in Südafrika engagiert ist. Und ein Millhill-Missionar, der längere Zeit in Afrika gearbeitet hat. Sieben von den 35 Teilnehmern sind Ordensmänner. An einem Abend sitzen wir als Ordensmänner zusammen und erzählen, gemeinsam mit ein paar interessierten Diözesanpriestern: die Zeit scheint nicht auszureichen! Welcher Reichtum!

Ja und dann St. Ottilien: wir nehmen am mittäglichen und abendlichen Chorgebet der Mönche teil. Und es macht nicht nur auf uns Eindruck, wie sie in ihren schwarzen Gewändern in die Kirche ein und nach dem Gebet wieder ausziehen.
Mittags ist die Kirche zweimal beinahe voll. Das eine Mal eine große Frauengruppe, vermutlich auf Ausflug unterwegs. Das andere Mal Schülerinnen und Schüler. Gott sei Dank können sie so etwas erleben.

Und wir bekommen auch einen Auftritt des Musica Sacra-Boys-Choir der Kathedrale von Seoul in Korea mit. Die Buben sind auf Deutschland-Tournee. St. Ottilien hat Korea-Kontakte, so dass der Chor auch hier Station macht und einige Lieder singt – sehr gekonnt! In der ersten Bank sitzt eine Benediktinerin mit einigen Waisenmädchen aus einem Haus in der Nähe.

Die Tage werden von zwei Priestern begleitet. Der eine ist Referent und nimmt seine Zuhörer durch viele konkrete Erzählungen mit. Der andere ist der Priesterseelsorger der Diözese, welcher jeden Morgen an andere Priester aus dem Bistum erinnert, die einen Festtag (Geburts- oder Namenstag) begehen, oder bei denen sich der Sterbetag jährt. Auf diese Weise entsteht unter uns eine starke Erfahrung des Presbyteriums als Gemeinschaft der Priester der Diözese über den Tod hinaus.

Wer sich die beschriebenen Gestalten auch ansehen will, der wird auf der Homepage des Bistums Augsburg fündig: www.bistum-augsburg.de.

Freitag, 15. Juli 2016

Jubiläen in St. Ottilien

Feier von Professjubiläen bei den Missionsbenediktinern in St. Ottilien – Festtagsstimmung und das passende Wetter am 9. Juli. Drei Mitbrüder haben sich vor 50 Jahren an die Gemeinschaft gebunden (und bekommen aus diesem Anlass einen „Altersstab“ - aus Holz, mit Schnitzereien und leuchtenden Steinen - überreicht! - Das gibt es bei uns Missionaren vom Kostbaren Blut nicht, ich werde fast ein wenig neidisch!), andere blicken auf 60 oder gar 65 Jahre zurück. Beeindruckend, wie diese Männer da stehen, bzw. auch – nicht weniger, eher noch mehr beeindruckend – wie sie im Rollstuhl da sitzen.
Einer der Jubilare, ein 85jähriger, hat es sich auch an diesem seinem Festtag nicht nehmen lassen, bereits am Morgen schon im Schweinestall nach dem Rechten zu sehen. Außer den Schweinen kümmert er sich auch um die Bienen. Der älteste Ottilianer Mönch ist 91, der jüngste 19 Jahre, der Einzug der Mönche zur Liturgie in die Kirche ist für mich ein Erlebnis.

Unter den Gästen sind auch Benediktinerinnen eines nahe gelegenen Klosters. Nach der Liturgie, beim Empfang im Garten des Exerzitienhauses, komme ich mit der ein oder anderen von ihnen ins Gespräch. Die eine ist seit 50 Jahren für die Küche zuständig, die Schwestern haben ein Kinderheim. Meine Vermutung, dass sich da im Lauf der Jahre vermutlich allerhand geändert habe, bestätigt sie. „Es gibt ganz andere Möglichkeiten heute als früher! Und auch aus dem Garten bekomme ich Gemüse, dass es früher gar nicht gab. Und natürlich bringen die Mitarbeiterinnen immer wieder neue Ideen ein“. Ja, sie sei immer eine Lernende geblieben, lächelt die Schwester.

Und erzählt auch von ihrer Verbundenheit mit St. Ottilien. Einer ihrer Großväter war beim Bau der großen Klosterkirche mit dabei. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe und erzählt, dass dort auf dem Feld, je nach Windrichtung, die große Glocke von St. Ottilien zu hören war.
Und sie erinnert sich an die Primiz eines der Jubilare, der heute im Rollstuhl sitzt. Damals, bei seiner ersten Messe vor vielen Jahren war das ganze Dorf auf den Beinen. Schon im Vorfeld: „es gab kein Haus im Dorf, das nicht herunter geweißelt wurde, jeder Zaun und alle Fensterläden wurden gestrichen. Was für ein Fest!“

Mit einer anderen Schwester komme ich noch ins Gespräch. Sie geht mit einer Krücke, deren leuchtend blauer Handgriff und Oberarmhalt sich lustig von ihrem schwarzen Habit abheben. Und sie ist klein von Gestalt. Im allgemeinen Stimmengewirr muss ich mich ziemlich hinunter bücken, um sie verstehen zu können. „Darf ich Ihnen ein Lesezeichen schenken?“ fragt sie und drückt mir schon ein kleines Stoffkreuz mit einer Quaste in die Hand. „Die Goldfäden sind wichtig“ erklärt sie mir dabei. „Denn wenn wir Kreuz und Leid annehmen, dann führt es nach oben“ sagt sie und macht mit ihrer freien Hand eine Bewegung nach oben. „Ich mag auch kein solches Lesezeichen ohne Goldfäden machen. Vor kurzem hatte ich keine mehr, da habe ich aufgehört.“ Später hat die Schwester irgendeine goldene Schnur aufgedröselt, um wieder an Goldfäden zu kommen.

Danke für das Lesezeichen – und die Erklärung dazu!