Wieder St. Ottilien: diesmal bin ich
unter den Jubilaren! Priester, die vor 25, 40, 50, 60 oder 65 Jahren
geweiht wurden, sind zu Geistlichen Tagen im Exerzitienhaus der
Erzabtei eingeladen.
Abgesehen von den Gelsen bzw. Schnaken
bzw. Stechmücken, welche allen zu schaffen machen (ich selbst kehre
mit bestimmt 100 Stichen zurück, die Nachtruhe war sehr
eingeschränkt durch das ständige „ssss“ am Ohr!), abgesehen von
dieser Plage sind die Tage sehr gut.
Ich selbst freue mich über diese
Gelegenheit, Priester aus meinem Heimatbistum kennen zu lernen.
(Bisher kannte ich mehr die Priester der Erzdiözese Salzburg,
aufgrund meiner Tätigkeit dort.)
Und welch prächtige Gestalten sind da
darunter!
Der eine Senior, der 65Jahr-Jubiläum
feiert und mit seinen 90 Jahren unheimlich rüstig ist, war noch im
„Stacheldrahtseminar“ von Orleans bzw. Chartres, suchte damals
das Benediktinische und das Missionarische zu verbinden und erfuhr
dort in Frankreich von St. Ottilien, wo er nach dem Krieg eintrat. Zu
seinen Stationen gehören auch drei Jahre Israel, unter anderem als
Oberer in Tabgha am See Genezareth.
Dann wunderschön die
Wiedersehensfreude zu erleben: einer der jetzt 25 Jahre Jubiläum
Feiernden traf seinen „ersten Pfarrer“, zu dem er nach seiner
Weihe als Kaplan kam. Damals feierte der Pfarrer gerade 40 Jahre.
Jetzt jubilieren sie zusammen: der eine 25, der andere 65 Jahre.
Oder der Missionar, der 30 Jahre in
Afrika war, in Uganda und Kenia, bei Nomaden in der Wüste. Wie
wertvoll ist seine Anwesenheit, welchen Reichtum an Erfahrung aus
einer anderen Welt bringt er mit ein. Und er ist nicht der einzige
mit Afrika-Bezug unter uns. Noch ein anderer ist dabei, der in der
Ausbildung junger afrikanischer Ordensschwestern in Südafrika
engagiert ist. Und ein Millhill-Missionar, der längere Zeit in
Afrika gearbeitet hat. Sieben von den 35 Teilnehmern sind
Ordensmänner. An einem Abend sitzen wir als Ordensmänner zusammen
und erzählen, gemeinsam mit ein paar interessierten
Diözesanpriestern: die Zeit scheint nicht auszureichen! Welcher
Reichtum!
Ja und dann St. Ottilien: wir nehmen am
mittäglichen und abendlichen Chorgebet der Mönche teil. Und es
macht nicht nur auf uns Eindruck, wie sie in ihren schwarzen
Gewändern in die Kirche ein und nach dem Gebet wieder ausziehen.
Mittags ist die Kirche zweimal beinahe
voll. Das eine Mal eine große Frauengruppe, vermutlich auf Ausflug
unterwegs. Das andere Mal Schülerinnen und Schüler. Gott sei Dank
können sie so etwas erleben.
Und wir bekommen auch einen Auftritt
des Musica Sacra-Boys-Choir der Kathedrale von Seoul in Korea mit.
Die Buben sind auf Deutschland-Tournee. St. Ottilien hat
Korea-Kontakte, so dass der Chor auch hier Station macht und einige
Lieder singt – sehr gekonnt! In der ersten Bank sitzt eine
Benediktinerin mit einigen Waisenmädchen aus einem Haus in der Nähe.
Die Tage werden von zwei Priestern
begleitet. Der eine ist Referent und nimmt seine Zuhörer durch viele
konkrete Erzählungen mit. Der andere ist der Priesterseelsorger der
Diözese, welcher jeden Morgen an andere Priester aus dem Bistum
erinnert, die einen Festtag (Geburts- oder Namenstag) begehen, oder
bei denen sich der Sterbetag jährt. Auf diese Weise entsteht unter
uns eine starke Erfahrung des Presbyteriums als Gemeinschaft der
Priester der Diözese über den Tod hinaus.
Wer sich die beschriebenen Gestalten
auch ansehen will, der wird auf der Homepage des Bistums Augsburg
fündig: www.bistum-augsburg.de.