Samstag, 30. September 2017

Hobbys

Mit einem geradezu zärtlichen Blick schaute er auf das Gefährt, während er um es herum ging. Auf der Suche nach einem Handwerker war ich unserem Nachbarn in der Maschinenhalle begegnet – bei seinem Lanz Bulldogg, ein Oldtimer-Traktor. Schwarz und kein Stäubchen darauf – unser Auto ist lange nicht so gut geputzt. Ein Ölfläschchen stand oben auf der Maschine und der Mann war wohl gerade sehr liebevoll an der Pflege des Bulldogg.

Mich erinnerte das an die – natürlich nicht ganz ernst gemeinte – Aussage einer Frau, die ich vor kurzem hörte: „Wenn ich wieder auf die Welt komme, dann möchte ich als Fahrrad zur Welt kommen“. „Wieso denn das?“ „Weil ich mir dann der liebevollen Aufmerksamkeit und Zuwendung meines Mannes sicher sein könnte“. Und jemand anderer wusste davon zu berichten, dass ein leidenschaftlicher Motorradfahrer in der Wintersaison hin und wieder in die Garage geht, um sein Motorrad anzusehen und darüber zu streicheln – wenn er schon nicht damit fährt.

Wenn eine Beziehung unter der Pflege eines Hobbys leidet, dann ist das natürlich fragwürdig und bedenklich. Auf der anderen Seite meine ich aber, dass wir es auch mit Gott zu tun bekommen können, der leidenschaftlich an der Fülle unseres Lebens interessiert ist. Und sich freut, wenn wir mit Leidenschaft mit einer Sache beschäftigt sind, gleichsam verloren daran.

Bevor ich mich am Freitag auf den Weg machte, begegnete ich S. Teresa. Nass war sie, abgekämpft, der Rücken tat ihr weh – und sie war überglücklich. Als sie mit einer großen Tasche voller Pilze heim kam, die sie gefunden und gesammelt hatte. „Keine Sorge, ich werde sie zuerst essen!“, grinste sie mich an. Noch am Vortag hatte sie mir auf dem Smartphone ein Foto von zwei Taschen voller Pilze gezeigt, welches ihr ihre Verwandten aus Polen geschickt hatten. Dazu sagte sie: „ich möchte morgen am freien Tag nach Polen und Pilze sammeln gehen!“ Nun hatte sie sich im Unterallgäu auf den Weg gemacht und war vor der Haustür fündig geworden.

In der Vorstellungsrunde der Wanderexerzitien erzählte eine Frau von ihrer Strickleidenschaft: schon über 90 Schals hat sie in diesem Jahr für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ gestrickt, und immer wieder ist sie dran, an Schals und Mützen. Wenn sie Wolle sieht, dann kommt ihr sofort die Frage, was sich daraus machen ließen. „Das ist wie eine Sucht“, sagt sie.

Wozu ich am Schluss die folgende Geschichte wieder geben möchte:

Zu einer betagten Ordensfrau kam eine ältere Dame und klagte:
Viele Jahre habe ich meine täglichen Gebete gebetet, doch nie habe ich dabei die Nähe Gottes gespürt“.
Da fragte die Nonne: „Haben sie Gott die Gelegenheit gegeben, ein Wort einzuwerfen?“
Wie das“, entgegnete die Frau, „nein, ich habe die ganze Zeit zu ihm gesprochen, das ist doch Beten!“
Nein“, sagte sie, „ich glaube nicht. - Ich empfehle ihnen, dass sie sich täglich eine Viertelstunde Zeit nehmen, einfach dasitzen und stricken. Und lassen sie Gott bei ihrem Stricken zuschauen. Mehr brauchen sie nicht zu tun. Ja, ihn nur beim Stricken zuschauen lassen! Jeden Tag eine Viertelstunde lang.“
Die Frau wunderte sich über diesen Vorschlag, bedankte sich und ging.
Schon nach einer Woche kam sie wieder und sagte: „Merkwürdig, wenn ich zu Gott meine Gebete spreche, bin ich wie taub für Gott. Doch wenn ich vor ihm still dasitze, stricke und schweige, dann fühle ich mich in seine Nähe eingehüllt“. (Quelle unbekannt)
Vielleicht geht es der einen oder anderen mit ihrem oder seinem Hobby ebenso...

Freitag, 15. September 2017

Urlaub

Urlaub!
Ganz in der Nähe. Und es begann mit der Anreise. P. Robert brachte mich mit dem Auto zum Bahnhof in Sontheim, von dort ging es mit dem Zug nach Memmingen. Wo ich eine halbe Stunde auf den Bus des Schienenersatzverkehrs warten musste, mit dem ich nach Leutkirch weiter fuhr. Wo ich wieder eine halbe Stunde auf den Linienbus bis Bad Wurzach warten musste. Im großen Bus von Leutkirch nach Bad Wurzach war ich an diesem Sonntag Abend der einzige Fahrgast. Aufgrund von Umleitungen ging es über ganz kleine Sträßchen – den ganzen Nachmittag Entschleunigung pur...

Und nach einer Übernachtung bei den Salvatorianern in Bad Wurzach – sehr liebenswürdige Mitbrüder, die sich sichtlich über meinen Besuch freuten – ging es am nächsten Tag los. Auf dem HW (Hauptwanderweg) 5 des Schwäbischen Alb-Vereins Richtung Pforzheim.

Bis auf die erste Übernachtung in Bad Wurzach hatte ich keine weitere geplant oder reserviert. Ich wusste wohl, dass das Hotel in Steinhausen (erstes Etappenziel – schönste Dorfkirche Deutschlands) Betriebsurlaub hatte. Und dachte deswegen daran, nach Bad Schussenried auszuweichen, in der Annahme, dort sicher ein Quartier zu finden. Aber unterwegs traf ich ein Paar, Pilger auf dem Jakobsweg Richtung Bodensee, die mir von einem Landgasthaus in Muttensweiler (Nachbarort von Steinhausen) erzählten. Eine erste von allerhand tollen Fügungen während des Urlaubs. Tatsächlich bekam ich im genannten Gasthaus ein Zimmer, obwohl Montag war. Hätte ja auch Ruhetag sein können.

Am zweiten Tag entschied ich mich für eine Variation. Und ging nicht den „Umweg“ über Biberach auf den Bussen, was in einem Tag kaum zu machen gewesen wäre, sondern eher direkt über Bad Buchau und den Federsee. Ein wunderschöner Weg, wie sich heraus stellte. Diesmal war die Sache mit dem Quartier spannend: das Gasthaus auf dem Bussen hat nur vier Gästezimmer und die waren belegt. Der Wirt empfahl mir eine Möglichkeit in Offlingen - „kann aber sein, dass die Betriebsferien haben!“ - oder 2 ½ Kilometer weiter in Unlingen. Also marschierte ich nach Offlingen: tatsächlich Betriebsferien! - und dann weiter nach Unlingen. Dort beim ersten Gasthaus: kein Zimmer frei, beim zweiten Gasthaus und der letzten Möglichkeit im Ort: kein Zimmer frei! Mit den Wirtsleuten redete ich über mein Not und die Möglichkeit, nach Untermarchtal zu kommen, wo ich im Bildungshaus der Schwestern wohl ein Plätzchen bekäme. Wie sich heraus stellte, gab es einen direkten Bus, Haltestelle vor dem Wirtshaus, nach Untermarchtal! Mit dem letzten Bus an diesem Tag gelangte ich dorthin und machte dort einen Ruhetag. Wie ich es mir erträumt hatte, saß ich auf einer Bank an der Donau und las...

Dann weitere drei Tage wandern, wieder ein Ruhetag – diesmal ein Sonntag in Tübingen – und noch einmal drei Tage wandern, um in Pforzheim anzukommen.

Es dürften so an die 250 Kilometer zu Fuß gewesen sein. Und: ohne einen Tropfen Regen! Welch ein Geschenk!
Davon gab es tatsächlich einige. Wenn es an meinen Wandertagen Mittag wurde, dann bat ich den Schutzengel um einen geeigneten Ruheplatz - und fand auch immer einen. Oft sogar eine Bank, auf der ich mich nach der mittäglichen Brotzeit der Länge nach für eine Siesta ausstrecken konnte.

Und die Blase am Fuß kam erst im Lauf des siebten Tages – da war es nicht mehr so weit.
In Pforzheim angekommen ging ich noch ins Reuchlin – Museum. Tatsächlich hatte ich mit Mittwoch einen der drei Tage „erwischt“, an denen es geöffnet ist. Dort traf ich als Aufsicht Anna Wozniak. Bei Missionstagen in einer Pforzheimer Pfarrei vor drei oder vier Jahren hatte ich bei der Familie Wozniak gewohnt. Welch ein freudiges Wiedersehen.

Dem sportlichen Teil schloss sich eine kulinarische Woche zu Hause bei meiner Mutter an, die eine Leibspeise nach der anderen kochte... Danke!