Einverstanden! Ich hätte noch andere
Ideen gehabt, aber in diesen Tagen einen Post für den Blog zu
schreiben, da kommt einer ja fast nicht dran vorbei. Wobei auch das
Motto: „es ist zwar schon alles gesagt worden, aber noch nicht von
jedem“ gelten könnte.
Benedikt von Nursia hat in einer
unruhigen Zeit (Völkerwanderung) mit seinen Klöstern ein
festigendes, Ruhe gebendes Element entwickelt. Und viele Klöster
betrieben Landwirtschaft, rodeten gleichsam Urwald und pflanzten
Nützliches und Nahrhaftes an. Ganz abgesehen von anderen
Kulturleistungen der Mönche, die bis heute Europa und die Welt
prägen.
Franz von Assisi war im eigentlichen
und besten Sinn ein Kirchenreformer. „Zurück zum Evangelium“ war
seine Devise. In einer Kirche, in der sich manch Nebensächliches in
den Vordergrund geschoben hatte. Konkreten Ausdruck fand Franziskus
Haltung vor allem in der Betonung und im Leben der Armut.
Nach dem großen Papst Benedikt XVI.
beginnt nun Papst Franziskus seinen Dienst als Papst. Welche Gedanken
kamen mir, als er zum ersten Mal die Loggia des Petersdomes betrat
und die Leute grüßte?
Er grüßte mit: „buona sera“ -
guten Abend. Ein Papst hätte auch mit „laudetur Jesus Christus“
- „gelobt sei Jesus Christus“, grüßen können. Und damit nicht
mehr alle Anwesenden und vielmehr über Bildschirme Zusehenden
angesprochen. Für den liturgischen Gebrauch mag das ein passender
Gruß sein – für den Anlass auf dem Balkon war „buona sera“
die offenere Grußformel.
Was Papst Franziskus nicht daran
hinderte, gleich hinterher zum Beten (für seinen Vorgänger)
einzuladen. Hier zeigte er eindeutig Profil: der Papst kann, ja, er
muss zum Beten einladen!
In den folgenden Worten beschwor er
beinahe die „fratellanza“, die „Geschwisterlichkeit“ - das
ist wieder offen und greift die am wenigsten verwirklichte Forderung
der französischen Revolution und einen viele Menschen verbindenden
Traum auf. „Liberte, egalite, fraternite“ - Freiheit und
Gleichheit sind weit fortgeschritten, mit der weltweiten
Geschwisterlichkeit hapert es noch.
Und in diesen Zusammenhang hinein
stellte Papst Franziskus dann auch die Evangelisierung. Damit
Gedanken aufgreifend, welche sein Vorgänger Papst Benedikt in seiner
letzten Generalaudienz geäußert hatte.
Vor dem Segen lud er dann die Menschen
ein, für ihn zu beten und beugte sich demütig an der Balustrade des
Balkons. Großartig! Er bittet um das Gebet der Menschen und weist
sie damit gleichsam auf ihren Part hin. Und stiftet damit
gleichzeitig eine ganz tiefe Beziehung.
Als Form wählt er dieses Mal das
schweigende Gebet. Faszinierend, wie es auf dem eben noch lärmigen
Petersplatz still wird und die Leute seine Einladung wirklich ernst
nehmen – auch wir vor dem Bildschirm taten es. Ob nicht das
wiederum ein sehr segensreicher Dienst des Papstes heute ist, die
Leute in dieser geschwätzigen Welt zum Schweigen einzuladen? Das
kann die „Live-Ticker“ ganz schön aus dem Konzept bringen, wenn
es Bruchteile einer Minute still ist und kein Programm mehr gibt.
Eine andere Sache verstand ich erst im
Nachhinein: beim Zusehen hatte ich den Eindruck, Papst Franziskus
betont über die Maßen seinen Dienst als Bischof von Rom und erwähnt
überhaupt nicht die weltweite Dimension des Papstamtes. Was, wenn
das gezielt geschah? Als Botschaft der Kollegialität. Der Papst
zeigt sich als einer der Bischöfe. Und macht den Leuten deutlich,
dass sie als Katholiken in einer Ortskirche zu Hause sind, nicht nur
in der großen Weltkirche. Es ist ja bekanntlich leichter, die weiter
entfernten Nächsten zu lieben als die der unmittelbaren Umgebung. Es
ist dies auch eine Geste gegen einen übermäßigen Zentralismus: die
Musik spielt nicht nur in Rom, sondern auch bei Dir zu Hause. Höre
dorthin und spiele dort mit!