Es ist fast ein wenig eine Fortsetzung
des letzten Posts...
Neulich habe ich wieder einmal unseren
früheren Pfarrer hier zitiert. Er korrigierte gerne den Wunsch
„Hauptsache Gesundheit!“ und hielt dagegen: „Hauptsache
Zufriedenheit!“. Seine Begründung: „ich kenne gesunde Leute, die
unzufrieden sind, aber ich kenne kranke Menschen, die zufrieden
sind“. Zufriedenheit! Noch einmal eine andere Ebene als die
Gesundheit.
Die vorletzte Novemberwoche war ich zu
Exerzitien für Schwestern im Kloster Wernberg in Kärnten. Eine
Gruppe von 12 Schwestern, zwischen 70 und 90 Jahren jung, durfte ich
begleiten. Und hatte den Eindruck von ganz viel Zufriedenheit!
Manchmal kam mir der Gedanke, ich würde gerne unzufriedene Menschen
dort hin schicken, damit sie diese Erfahrung machen können.
Eine der Schwestern erzählte mir, sie
wäre 62 Jahre in Afrika, hauptsächlich in Kenia gewesen. Eine
andere meinte im Gespräch – etwas schüchtern: „ich bin ein
einfaches Landmädchen“. Und dann erzählte sie mir von Jahren in
Spanien und hinterher 25 Jahren in Zimbabwe.
Eine weitere – ein Energiebündel –
war 50 Jahre in Zimbabwe und auch erst seit kurzem wieder in Europa.
Und jetzt bietet sie ihren Mitschwestern Fußreflexzonenmassage an.
Wenn ich sie recht verstanden habe, dann hat sie einen Internetkurs
(mit Diplom!) dazu gemacht. Mir hat sie´s auch angeboten, aber
während der Exerzitien wollte ich das Angebot nicht annehmen.
Und dann kam noch eine weitere
gestandene Frau, die erzählte: „ich habe 40 Jahre im Garten
gearbeitet“. Und sie gab zu, auch jetzt noch hin und wieder dort
hin zu gehen, auch wenn der Garten inzwischen verpachtet ist. Und sie
selbst eher „hatscht“. Ihre Leidenschaft ist das Singen im
(Kirchen-)Chor, dazu fährt sie nach Villach und steigt die Treppe
mit unterschiedlich hohen Stufen zur Chorempore hinauf.
Ich gebe zu, dass ich mir gegenüber
diesen Ordensfrauen sehr „klein“ vorkam. Und umso dankbarer
darüber staunte, mit welchem Wohlwollen und welcher Offenheit sie
mir zuhörten. Da floss wohl Sympathie hin und her. Wenn wir
miteinander zu den Mahlzeiten am Tisch saßen, während der
Exerzitien natürlich schweigend, dann wurde mir manchmal „warm ums
Herz“. Welch ein Reichtum an Leben!
Besondere Freude hatte ich an einer,
die mir erzählte, einmal habe sie auch in einer Familie am Ort
geholfen, als die junge Mutter gestorben war und der Vater mit drei
kleinen Kindern da stand. Als sie mit der Kleinsten, zwei Jahre alt,
zum Grab der Mama ging, meinte die Kleine: „da liegt meine Mama,
aber jetzt bist ja du meine Mama!“ Was die Schwester dazu
veranlasste, dem Mann ins Gewissen zu reden, er solle sich doch
wieder nach einer Frau umsehen, seine Kinder bräuchten eine Mutter.
„Wenn du nicht im Kloster wärst, dann hätte ich schon eine“,
meinte der Mann. Die Schwester versprach ihm, potentielle
Kandidatinnen mit zu begutachten.
Und tatsächlich brachte der Mann bald
darauf eine Frau mit nach Hause, die aber – so erzählte die
Schwester, die Kinder zunächst gar nicht beachtete. Gemeinsames
Fazit von Mann und Ordensfrau: „die passt nicht!“. Wieder einige
Zeit später kam dann eine andere, die sofort den Kindern zugewandt
war. Und die dann auch die neue Ehefrau und Mutter der drei Kinder
wurde, ein viertes kam dann noch dazu.
Die Herzlichkeit und auch ein wenig
Schlitzohrigkeit, mit der die Schwester erzählte, waren beim Zuhören
ein Genuss, ich gebe es zu!