Freitag, 30. September 2022

Internationale Exerzitien

Von 4.-12. September fanden in Rom geistliche Exerzitien für Regionaloberinnen der Anbeterinnen des Blutes Christi und Provinz- bzw. Vikariatsobere der Missionare vom Kostbaren Blut aus aller Welt statt. Wir waren insgesamt gut 70 Teilnehmende, darunter auch Übersetzerinnen und ein Übersetzer. Denn es wurde in sechs Sprachen übersetzt – Deutsch war nicht darunter.

Für die Anbeterinnen des Blutes Christi war die Woche eine Möglichkeit der Vorbereitung auf ihre im kommenden Jahr stattfindende Generalversammlung, bei der es auch Neuwahlen geben wird. Wir Missionare vom Kostbaren Blut wollten einen konkreten Schritt zur Umsetzung des ersten Grundwertes unserer letzten Generalversammlung (2019) tun: „Das Evangelium und die Spiritualität des Blutes Christi fordern uns dazu auf, als einzelne und als Kongregation, ein Leben der Umkehr und Erneuerung zu bezeugen“.

Dass wir diese Exerzitien gemeinsam durchführten, Anbeterinnen und Missionare, Frauen und Männer, war für uns erstmalig und wurde von einigen als historisch bezeichnet. Außer der Spiritualität verbindet uns die Geschichte, seit der Gründung der beiden Gemeinschaften. Die konkrete Zusammenarbeit und das Miteinander gestalteten sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte durchaus verschieden, mit Aufs und Abs…

Herausfordernd und bereichernd war natürlich die Internationalität. Obwohl die Liturgie hauptsächlich entweder in Italienisch oder in Englisch gefeiert wurde, gab es doch auch immer wieder andere Sprachen zu hören. Die Schwestern und Patres aus Tansania, welche ihren mehrstimmigen Gesang mit Rhythmusinstrumenten unterstützten, beeindruckten mich besonders. Aber auch Liturgie wird in unterschiedlichen Ländern und Kulturen unterschiedlich gepflegt: nicht alle schienen gegenüber abendlichen Anbetungszeiten in gleicher Weise aufgeschlossen…

Natürlich muss an Ernährungsgewohnheiten gedacht werden: ab dem zweiten oder dritten Tag stand mittags und abends immer auch Reis zur Verfügung. Für Menschen aus Asien aber auch aus Südamerika gehört der einfach dazu und auch die beste italienische Pasta kann ihn nicht ersetzen.

Lange hatten wir nach einem passenden Haus gesucht. Im Hinblick auf die Anreise von Menschen aus aller Welt sollte es nicht zu abgelegen (außerhalb Roms) sein. Zum anderen schreckte aber dann der Preis des ein oder anderen römischen Hauses. Getroffen haben wir uns schlussendlich in der Villa EUR. Sie liegt im gleichnamigen römischen Stadtteil EUR. Das ist die Abkürzung von „Esposizione universale romana“ (auf Deutsch: römische Weltausstellung). Für die im Jahr 1942 (!) geplante Weltausstellung wurde hier gebaut – die Weltausstellung fand schließlich nicht statt. In diesem Stadtteil haben die Maristenbrüder ihr Generalat und sie hatten dort ein internationales Studienhaus. Inzwischen haben sie ihre Studienhäuser in anderen Erdteilen und aus dem römischen Studienhaus wurde ein Hotel. Wobei uns die Brüder ihre Kapelle bzw. Kirche in dem Gebäudeteil, welchen sie selbst weiterhin nutzen, zur Verfügung stellten.

Impulsgeber während dieser Tage waren P. Benedetto, Missionar vom Kostbaren Blut und Sr. Patrizia, Anbeterin des Blutes Christi, beide Italiener. Benedetto ist Pfarrer hier in Rom und seit kurzem auch Ökonom der italienischen Provinz der Missionare vom Kostbaren Blut. Patrizia hat am Spiritualitätszentrum der Anbeterinnen gearbeitet und gibt diese Arbeit jetzt auf, weil sie in die Regionalleitung ihrer Gemeinschaft gewählt wurde. Die beiden machten ihre Sache gut, wobei ich mich von der Fülle des angebotenen Materials eher „erschlagen“ fühlte. An den ersten Tagen gab es zwei biblische Impulse und noch einen zur Enzyklika „Fratelli Tutti“. Gegen Ende hin wurde etwas „ausgedünnt“ – es hatten wohl einige dasselbe Problem wie ich. Sehr wertvoll erlebte ich die Gesprächsgruppen zu „Fratelli Tutti“, bei der wir die Inhalte der Enzyklika mit unserer konkreten Lebensrealität in Verbindung zu bringen suchten. Wir bildeten etwa zehn Gruppen, nach Sprachen bzw. Kontinenten aufgeteilt.

An den letzten beiden Tagen besuchten wir unsere Gründungsorte: Acuto und Vallecorsa für die Anbeterinnen, San Felice di Giano und Albano für die Missionare.

Und ganz zum Schluss bekamen alle Teilnehmenden einen USB-Stick mit dem Material der Exerzitien: gedacht ist, diesen Exerzitienkurs in den jeweiligen Ländern, Einheiten zu wiederholen, bzw. adaptiert umzusetzen.

Donnerstag, 15. September 2022

Workshop Kommunikation

Das war richtig gut! Ende August, Anfang September hatten wir Missionare vom Kostbaren Blut einen Online-Workshop zum Thema „Kommunikation“. Eingeladen waren Menschen aus den verschiedenen Einheiten, Ländern, unserer Gemeinschaft, Mitbrüder und „Laien“, welche in diesem Bereich tätig sind. Diese hatten sich bereits im Vorfeld ein paar Mal online getroffen, um Erwartungen zu klären, Inhalte des Workshops festzulegen. Zum Workshop selbst stießen dann Emanuele und ich noch hinzu. Chesco und Juan, mit Emanuele und mir in der Generalleitung, waren von Anfang an mit im Boot. Fünf Nachmittage (in den USA Vormittage), jeweils von 15.00 bis 18.00 Uhr.

Als Moderatorinnen waren Giulia und Tatiana dabei, zwei junge Italienerinnen, welche an der römischen Salesianer-Universität Kommunikationswissenschaften studiert haben und jetzt gemeinsam in diesem Bereich für die Cabrini-Schwestern, also ebenfalls eine Ordensgemeinschaft, arbeiten. Sie erwiesen sich als Expertinnen in ihren Beiträgen und der Art der Moderation. Auch die italienische Provinz der Missionare vom Kostbaren Blut war durch eine Frau vertreten, die US-Provinz gleich durch zwei. Eine von diesen, Jean, fragte dann auch einmal, ob vielleicht Frauen ein größeres „Kommunikations-Talent“ hätten…

Außer den inhaltlichen Impulsen von Giulia und Tatiana präsentierten an den aufeinander folgenden Tagen einzelne Mitbrüder ihre Arbeit. Zum Teil wusste ich ja darum, zum Teil war ich dann aber doch richtiggehend beeindruckt, was es in unseren Reihen alles gibt.

Gleich am Anfang der Tage erzählte P. Felix aus Tansania von Radio Mwangaza, eine 2002 gegründete Radiostation, welches auf zwei Frequenzen gehört werden kann und Programme verschiedener Art anbietet: Glaubensvertiefung, Erziehung, Unterhaltung... Die Kosten für die technische Ausstattung des Radios bereiten Sorgen.

In Kroatien sind die Mitbrüder sehr aktiv im Internet, wie P. Davor an einem anderen Tag darstellte. Einer von ihnen, P. Stjepan, hat mehr als 150.000 (!) Follower auf Facebook. Die Leute, vor allem auch junge, schätzen seinen Stil. Deswegen wird er auch hin und wieder zu Sendungen von einem katholischen Fernsehsender eingeladen. P. Ivan dagegen, der im Oktober zum Priester geweiht werden wird, hat einen Youtube-Kanal und zwei interessante WhatsApp-Gruppen. Die eine ist für Menschen, welche von Depression(en) betroffen sind, darunter leiden. Die eine ist für Menschen, welche ein Kind verloren haben. Mit Unterstützung wenigstens einer Psychologin begleitet Ivan diese Menschen. P. Davor selbst schließlich ist der Webmaster des kroatischen Vikariates, betreut dessen Webseite und die sozialen Medien.

Eine beeindruckende Power-Point-Präsentation hatte für einen weiteren Tag P. Damian aus Polen vorbereitet. Die polnischen Mitbrüder haben ein eigenes Verlagshaus „Pomoc“ (auf Deutsch: „Helfen“). Und damit hat auch das Verlagsprogramm zu tun: es werden Bücher produziert und verlegt, welche Menschen auf verschiedene Weise helfen wollen. Mit seinen Büchern ist der Verlag auch bei Buchmessen präsent. Eine sehr hohe Auflage erreicht ein jährlich herausgegebenes Buch, in welchem Mitbrüder aus Polen und auch aus Kroatien für jeden Tag einen kleinen Kommentar zu den Schriftlesungen des jeweiligen Tages verfassen. (Dieses Buch gibt es dann auch in kroatischer Sprache).

Sehr bewegt waren alle Teilnehmer von der Präsentation Jeans am letzten Tag. Sie ist eine erfahrene Journalistin und eng mit den Missionaren vom Kostbaren Blut verbunden („ich wurde von einem Missionar vom Kostbaren Blut getauft, ein solcher reichte mir die Erstkommunion, einer hat meinen Mann und mich getraut und unsere Kinder getauft…“). Jean ist vom „story-telling“ überzeugt: Geschichten bewegen. Und das Tolle dabei ist, dass sie nicht nur die „guten Geschichten-Erzähler“ zum Zug kommen lässt, sondern auch aus dem ein oder anderen „schweigsamen“ Mitbruder eine Geschichte hervorlockt. Und sie weiß auch um die Wirkkraft guter Fotos und setzt diese entsprechend ein.

Die während des Workshops entstandenen Ideen (etwa zur besseren Vernetzung unserer Kommunikationsfachleute aus den einzelnen Einheiten) müssen jetzt konkretisiert werden. Tatsächlich geschieht ja viel Gutes und Berichtenswertes, aber das muss dann eben auch berichtet, erzählt werden…