Wieder einmal habe ich es genossen, das „Politiker-Derblecken“
auf dem Nockherberg gestern Abend. Einfach herrlich, wie da auf verschiedene
Weise Landes- und Bundespolitikern der Spiegel vorgehalten wird. Und
gleichzeitig macht mir die Veranstaltung auch das Fehlen von
Politiker-Persönlichkeiten wie Alois Glück deutlich. Er starb am 26. Februar.
Ich konnte ihm in seiner Heimat begegnen, weil ich ein halbes Jahr Dienst in
Traunreut tat. Dort hörte ich ihm einmal bei einem Vortrag zu und das gefiel
mir nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Art, wie Alois Glück mit seinen
Landsleuten redete. Ich hatte den Eindruck, diese hörten ihm respektvoll zu.
Alois Glück „musste“ dann auch mir einmal zuhören, bei einer Sonntagspredigt in
seiner Heimatgemeinde Traunwalchen. Ich freute mich, den zu dieser Zeit Vorsitzenden
des ZdK unter den Mitfeiernden der Messe zu sehen, obwohl es mich
zugegebenermaßen auch ein wenig nervös machte. Ein feiner Mensch! Ähnlich muss
es Birgit Mock empfunden haben, die aktuelle Vizevorsitzende des ZdK. Bei einem
Vortrag in Rom hörte ich sie von einem Ratschlag sprechen, den ihr Alois Glück
gegeben hatte, und ich hatte den Eindruck, dass sie davon mit dankbarer Freude
erzählte.
Was meiner Ansicht nach Alois Glück mit Alois Kothgasser verbindet ist die Unaufgeregtheit, diese Haltung wurde hin und wieder als typisch für Kothgasser benannt. Und auch ich durfte den am 22. Februar verstorbenen früheren Erzbischof von Salzburg so erleben. Von 2003 an war er zehn Jahre lang Erzbischof dort, also sechs Jahre hindurch in gewisser Weise auch mein „Chef“. An verschiedene Begegnungen mit ihm denke ich zurück.
So hatte ich ihn als Rektor von Maria Hilf in
Kufstein-Kleinholz einmal zum monatlichen Fatimatag eingeladen und er hatte
zugesagt. Wenn der Erzbischof kommt, dann muss natürlich auch der Bürgermeister
eingeladen werden. Auch das hatte ich getan, allerdings dann keinen Platz für diesen
reserviert. Er kam spät zur Messe und musste sich deswegen mit einem Platz auf
einer der vor der Kirche aufgestellten Bierbänke begnügen. Mir schien, dass
Erzbischof Alois „den Bürgermeister da draußen“ mit einem leichten Schmunzeln
begrüßte, was die eventuelle Peinlichkeit etwas abmilderte.
Einmal erzählte ich dem Erzbischof, wie es mir mit seinen Salesianer-Mitbrüdern
in Indien ergangen war. Ich hatte unsere Studenten in Bangalore besucht und sie
auch zu ihren Vorlesungen begleitet. Während mich die Karmeliten und die
Redemptoristen problemlos in den Vorsaal ließen, um mir eine Vorlesung anzuhören,
wurde mir in der Salesianer-Fakultät der Zutritt verweigert. Beide mussten wir
schmunzeln, Erzbischof Alois und ich, als ich ihm diese Geschichte erzählte.
Einmal kam er zur Firmung nach Parsch, der Salzburger
Pfarre, in der ich drei Jahre lang Pfarrer war. Am Ende der Feier sagte er den
Firmlingen sinngemäß Folgendes: „Also, wenn Ihr mir später, in einigen Jahren
vielleicht, irgendwo begegnet, dann sprecht mich ruhig an und sagt mir: `Herr
Erzbischof, Sie haben mich damals in Parsch gefirmt´. Dann freue ich mich und
werde Euch fragen: `Und wie lebst du denn jetzt mit dem Hl. Geist? ´“ . Diesmal
war ich der Schmunzelnde und dachte: „raffiniert der Erzbischof. So kann er
wohl verhindern, dass ihn einer der ehemaligen Firmlinge anspricht“. Ich gebe
aber zu, dass mir diese Frage seitdem nachgeht und ich sie mir selbst hin und
wieder stelle: „wie lebe ich denn mit dem Hl. Geist?“
Am 9. März um 10.00 Uhr findet das Begräbnis von Erzbischof
Alois Kothgasser im Salzburger Dom statt.
Ich bin dankbar für das Leben meiner beiden prominenten Namensvettern.