Den nur alle vier Jahre vorkommenden
29. Februar möchte ich als Aufhänger zu einigen „Zeit-Geschichten“
nehmen.
Gerade komme ich von zu Hause und habe
in der Heimatzeitung voller Freude einen Artikel über die Reparatur
der Kirchturmuhr in der Nachbargemeinde gelesen. Wochenlang stand sie
auf halb zwei. So dass schließlich ein Kostenvoranschlag für eine
Reparatur eingeholt wurde: € 10.000.- sollte sie kosten. Was die
Verantwortlichen schlucken ließ. Im Artikel wird nun die Initiative
des Pfarrgemeinderatsvorsitzenden beschrieben, offensichtlich ein
Tüftler. Mit dem Sachverständigen der Turmuhrenfirma schaute er
sich den Schaden an und gemeinsam machten sie den Defekt ausfindig.
Der Pfarrgemeinderatsvorsitzende entschied: „das machen wir
selbst!“. Sein Bruder hat einen Metall verarbeitenden Betrieb. So
wurden die zwei defekten Teile ausgetauscht und „nebenbei noch ein
paar andere Kleinigkeiten behoben“, wie der Zeitungsbericht
vermerkt. Die Uhr läuft wieder. Kosten jetzt: € 2000.- Toll, nicht
wahr?
Dabei fällt mir auf, dass ich noch nie
im Mindelheimer Turmuhrenmuseum gewesen bin. Wobei inzwischen eine
solche (Turm-)Uhr mitten in der Stadt zu sehen ist. Die Kosten dafür
waren (und sind?) bei der einheimischen Bevölkerung durchaus
umstritten...
Apropos Kosten: viele tragen ja
inzwischen keine Armbanduhr mehr, weil sie auf ihr Handy schauen,
wenn sie wissen möchten, wie spät es ist. Auf der anderen Seite
gibt es aber offensichtlich auch Menschen, die ein ganze Kollektion
von Armbanduhren zu Hause liegen haben müssen. Je nach Bekleidung
wählen sie das entsprechende Stück als Accessoire. Was mir fremd
ist. Ich habe eine Armbanduhr und bin froh, wenn diese funktioniert.
Bei Bergtouren nehme ich sie schon einmal vom Handgelenk weg und
befestige sie am Gürtel, um sie nicht zu sehr dem „Schweiß-Angriff“
auszusetzen.
Für meine älteren Mitbrüder ist die
Armbanduhr auch ganz wichtig. Wenn die Batterie zur Neige geht, dann
möchten sie am liebsten sofort eine neue eingesetzt haben. Nachdem
wir aber zum nächsten Uhrengeschäft 14 Kilometer fahren müssen,
muss ich manchmal etwas bremsen und habe neulich einmal einen kleinen
Reisewecker als Ersatz zur Verfügung gestellt, bis jemand in die
Stadt kam, um die Batterie der Armbanduhr wechseln zu lassen.
Auf dem Rückweg aus Rom am vergangenen
Samstag hatte mein Zug ab Bologna bald einmal ziemlich Verspätung,
knapp eine Viertelstunde war es schließlich. Und ich begann mir
Sorgen bezüglich meines Anschlusses in München zu machen. Wie sich
zeigte umsonst. Denn ab Innsbruck raste der Zug dahin, so dass bis
München die Verspätung aufgeholt war, wir pünktlich an kamen und
ich ganz ohne Schwierigkeiten den Anschlusszug Richtung Allgäu
erwischte. Wunderbar!
Zeit ist wichtig! „Die Tugend lässt
sich nicht an einem Tag erwerben. Wer vorwärts geht, rutscht
bisweilen aus, richtet sich jedoch sofort wieder auf und geht weiter.
Gott sieht, dass wir ihn lieben und ihm in Treue dienen wollen“, so
schrieb der hl. Gaspare del Bufalo, der Gründer unserer
Ordensgemeinschaft in einem Brief. Mir gefällt das! Wir sind als
Menschen unterwegs, auf dem Weg... Manchmal begegne ich Menschen, die
meinen, sie hätten sich doch vor so und so viel Jahren bekehrt und
jetzt begehen sie immer noch Sünden und machen Fehler. Und dann sind
sie maßlos enttäuscht über sich selbst. Die Sicht Gaspares ist
realistischer und deswegen dem Menschen angemessener: „die Tugend
lässt sich nicht an einem Tag erwerben“. Wir sind unterwegs und
das Entscheidende dabei ist, von Gott gesehen zu werden.
Eines der Prinzipien, das Papst
Franziskus nicht müde wird, zu wiederholen, heißt: „die Zeit ist
wichtiger als der Raum“. Es ist wichtiger/besser, Prozesse in Gang
zu setzen als Räume zu besetzen.