Mittwoch, 29. Februar 2012

CPPS 2015


Wenn 2012 die Welt nicht untergeht – einige meinen, einen Maya-Kalender so verstehen zu sollen, dass dies geschehen werde, wenn also die Welt weiter besteht und auch in den beiden Folgejahren nicht untergehen wird, dann können die Missionare vom Kostbaren Blut im Jahr 2015 ihren 200. Geburtstag feiern.

Eine andere, viel größere Ordensgemeinschaft, die Salesianer Don Boscos, feiert ebenfalls im Jahr 2015 200 Jahre. Sie feiern den 200. Geburtstag ihres Gründers, des heiligen Johannes Bosco.
Wir Missionare vom Kostbaren Blut erinnern uns an die Eröffnung unseres ersten Missionshauses in S.Felice di Giano, gar nicht so weit von Assisi entfernt. Die feierliche Eröffnung dieses Hauses am 15. August 1815 wird als Gründungsdatum angesehen.

Unsere Generalleitung hat nun eine Kommission eingesetzt, welche sich Gedanken machen soll über die Möglichkeiten, dieses Jubiläum zu begehen. Und diese Kommission hat auch gleich ein paar entscheidende Vorgaben auf den Weg mit bekommen. So soll es zum einen darum gehen, das Jubiläum als Anlass zu nehmen, uns als Gemeinschaft zu erneuern. Also nicht (nur) „let´s have party!“. Zum anderen ist daran gedacht, die einzelnen Einheiten unserer Gemeinschaft, also die Provinzen und Vikariate in den verschiedenen Ländern dieser Welt zu ermutigen, auf lokaler Ebene Schritte zu tun, sich nicht auf Zentralereignisse für alle zu konzentrieren.

In diesen Tagen (27.2. bis 1.3.12) trifft sich nun die „Kommission CPPS 2015“ zum ersten Mal unter der Leitung von P. Barry Fischer im Internationalen Zentrum der Spiritualität des Blutes Christi in Salzburg. Mit Barry zusammen sind wir acht Mitbrüder aus aller Welt. Was die Sache spannend und dynamisch macht.
So sagt etwa Eugen, der Mitbruder aus Tansania, die Mitbrüder dort haben eine heimliche Hoffnung, in Verbindung mit dem Jubiläum zur eigenständigen Provinz erhoben zu werden. Bisher sind sie ein von der italienischen Mutterprovinz abhängiges Vikariat. Mit etwas Galgenhumor füge ich dem hinzu – ich sitze neben Eugen, komme nach ihm zum Reden dran – die Mitbrüder der deutschsprachigen Provinz hofften eher, im Jahr 2015 noch Provinz zu sein und nicht einen anderen Status annehmen zu müssen. Wir haben – im Gegensatz zu den afrikanischen Mitbrüdern – das Problem der sinkenden Mitgliederzahl. Eugen erzählt mir übrigens, er habe seinen Namen von deutschen Benediktinern bekommen, die ihn getauft haben...

So sitzen wir acht also da in Salzburg zusammen und die Ideen sprudeln – dem Ganzen Struktur zu geben scheint die schwierigere Aufgabe zu werden. Werden wir ein Motto, einen Slogan für das Jubiläum finden, der von möglichst vielen akzeptiert werden und auch verwendet werden wird?
Die ähnliche Frage stellt sich hinsichtlich eines Zeichens oder Symbols.

Wird es uns gelingen, Anhaltspunkte zu geben, welche den Mitbrüdern in den verschiedenen Ländern sich tatsächlich auf einen Vorbereitungsweg zu machen, die Jahre bis 2015 und das Jubiläumsjahr selbst jeweils unter einem anderen Schwerpunkt zu leben und zu gestalten?

An mehreren Stellen des Gespräches untereinander wird deutlich, das wir nicht „alleine“ feiern wollen. Es geht darum, die verschiedenen Laien, die einzeln oder als Gruppen mit uns in Verbindung sind, mit einzubeziehen. Und zwar auch schon in der Vorbereitung und Planung.
Im Sommer wird es in Rom ein Treffen von Laien aus aller Welt geben, die mit den Missionaren vom Kostbaren Blut Kontakt haben, deren Spiritualität und teilweise auch das Apostolat teilen, auch dort kann das Jubiläum 2015 thematisiert werden...

Mittwoch, 15. Februar 2012

Katechetischer Werkstattbericht

Am Donnerstag beim Abendessen fragt mich der Mitbruder, ob ich die Schülermesse am Freitag Morgen übernehmen kann. Ich zaudere etwas, weil es bei einer Schülermesse oft eigene Gesetzmäßigkeiten gibt und es noch mehr als sonst auf das Sich-Kennen zwischen zelebrierendem Priester und Mitfeiernden ankommt. Und ich bin neu an diesem Ort – den Kindern unbekannt. Auf der anderen Seite ist der Mitbruder sehr erkältet. Also sage ich ihm zu...

Zugegebenermaßen bin ich außerdem unsicher, weil der frühere Pfarrer in der Schülermesse mit Beamer gearbeitet, ein Bild an die Stirnwand der Kirche geworfen hat und den Kindern hinterher selbst produzierte Sticker ausgeteilt hat. Mit solchen Trümpfen kann ich nicht aufwarten...

Es geht um die Schülermesse am Freitag, den 10.Februar, Gedenktag der heiligen Scholastika. Gerne lebe ich mit dem Kalender der Kirche und er ist ein fester Bezugspunkt für mich. Bis dahin, dass ich auch bei Begräbnisfeiern oft das für den jeweiligen Tag vorgesehene Evangelium auf die Situation hin auslege. Also auch jetzt: wie können wir in der Schülermesse der heiligen Scholastika gedenken? Wie viel oder wie wenig können die Kinder wohl mit einer „Heiligen“ anfangen, zudem noch mit einer, die vor langer Zeit gelebt hat?

Während ich sitze und überlege, ein wenig nach lese, kommt mir eine Idee. „Die“ Geschichte im Leben Scholastikas schlechthin hat mit ihrem Bruder Benedikt zu tun. Das ist es! Ich gehe davon aus, dass viele der anwesenden Kinder Erfahrungen mit Geschwistern haben – das wird der Ausgangspunkt sein. In mir macht sich Erleichterung breit...

Am nächsten Morgen, Freitag in der Kirche. Die Schülermesse ist „freiwillig“. Und immer sei eine große Schar von Schülern da, so habe ich gehört. Die Primarschule, welche Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse besuchen, liegt direkt neben der Kirche. Der Schulleiter selbst begleitet die Lieder in der Messe mit der Gitarre. Am 10. Februar sind dann nicht so viele Kinder da, es ist sehr kalt draußen. Vielleicht zwischen 20 und 25 Kinder in den vorderen Bänken, weiter hinten neben den Leuten, die auch sonst werktags die Messe mit feiern noch einige Mütter und außer dem Schulleiter noch die beiden Religíonslehrerinnen.

Nach dem Evangelium entscheide ich mich zunächst einmal, vom Ambo weg und näher zu den Kindern hin zu gehen. Und dann erzähle ich ihnen die Geschichte der beiden Geschwister Scholastika und Benedikt, die sich nicht ganz einig waren. „Kennt ihr das?“ Die Kinder antworten mir nicht – vermutlich kennen sie das nicht, in der Kirche gefragt zu werden, aber ich sehe auf den Gesichtern Zustimmung. Und aus dem Augenwinkel heraus ein Lächeln bei einer oder zwei der Mütter weiter hinten...

Dramatisch schildere ich das Unwetter, das aufgrund des Gebetes der Scholastika ausbrach und ihren Bruder daran hinderte, heim zu gehen. Anlass für einen Streit unter Geschwistern. Wobei ich natürlich auch die Fortsetzung erzähle, die Taube, welche Benedikt drei Tage später sah, welche ihm klar machte, dass seine Schwester gestorben war.

Und zur Sicherheit sage ich jetzt noch etwas zum Beten, nicht dass die Kinder das magisch missverstehen: „Kopf in die Hände, konzentrieren – wie Scholastika eben – und dann geschieht, was ich will!“ Nein, so funktioniert das nicht. „Du kannst nicht morgen beten, dass so schlechtes Wetter ist, dass du gar nicht in die Schule gehen musst“ - auf solche Ideen könnte ein Kind ja kommen, oder ist das nur meine Phantasie?

Nach der Messe bekomme ich ein Lob von einer der Religionslehrerinnen, die meint, die Kinder hätten gut zugehört und am Sonntag darauf sagt mir auch eine Mutter, dass es schön gewesen sei.