Die letzten zwei Wochen des Jahres 2011 verbringe ich in Baumgärtle. Und versuche, die Mitbrüder dort nicht nur im Beichtdienst zu unterstützen, sondern auch sonst ein wenig mit Hand anzulegen, Blumengestecke zur Gärtnerei zu fahren, damit sie von adventlich auf weihnachtlich umgestaltet werden, Vogelfutter einzukaufen, bzw. die Krippe mit auf zu bauen.
„Die Krippe“, um die es geht, ist eine umfangreiche Krippenlandschaft aus verschiedenen Teilen, deren Aufbau mehrere Stunden in Anspruch nimmt.
Zunächst einmal müssen besagte Teile vom Dachboden ins Erdgeschoss transportiert werden, die Aktion allein kostete Bruder Anton und mich zwei Stunden. Am Abend des Tages fragte ich mich, ob sich dahinter nicht eine starke Symbolik verbirgt. Aus dem Dachboden ins Erdgeschoss... Ist das nicht auch der Weg, den Weihnachten in meinem Leben nehmen will und muss? Damit ich nicht allein verstandesmäßig über das Geheimnis der Menschwerdung Gottes reflektiere, sondern mich auch in meinem Herzen darauf einlasse? Das Aufbauen einer Krippe und das Anschauen, am besten noch mit staunenden Kindern, helfen, diesen Weg zu gehen: vom Kopf zum Herzen!
Gleichzeitig will ich aber Weihnachten auch nicht zu etwas nur Rührseligem verkommen lassen, das Hirn soll durchaus mit beteiligt sein. Auch dazu hilft mir der Aufbau der Baumgärtler Krippe: obwohl die verschiedenen Teile beschriftet sind („rechts vorne, Mitte oben, links hinten etc.“), erfordert es gedankliche Arbeit, diese Teile nicht nur in rechter Weise einander zuzuordnen, sondern das auch noch in der rechten Reihenfolge zu tun. Dieser Teil erfährt noch eine Steigerung, wenn es an die Elektronik – das Fachgebiet von P. Josef – geht. Unter der Krippe verbirgt sich nämlich ein „Kabelsalat“: damit auf einen Knopfdruck hin alle Lagerfeuer flackern, das Licht im Stall leuchtet, das Wasser am Brunnen fließt und die Weihnachtsgeschichte mit passenden Liedern vom Speichermedium her erklingt, müssen die kleinen und größeren Stecker richtig eingesteckt werden.
Am Tag zwei des Krippen-Aufbauens ist es dann passiert: die Teile waren schon aus dem Dachboden im Erdgeschoss und mussten „nur“ noch entsprechend positioniert werden, da habe ich mir am hervorstehenden Kopf einer Schraube die Hand aufgerissen und zu bluten angefangen. So dass ich zunächst einmal nach einem Pflaster gesucht habe, um die Krippenlandschaft nicht zu verschandeln. An vielen Stellen hätte man die Blutflecken vielleicht mit Moos zudecken können, aber nicht an allen. Wenn Ihnen das jetzt nicht überzogen vorkommt, oder gewaltsam interpretiert: vielleicht ist auch diese Erfahrung nicht unwesentlich für das Verständnis der Krippe. Zunächst einmal denke ich mir natürlich: „wenn die Schraube noch ein bisschen mehr hinein geschraubt wäre, der Kopf nicht heraus stünde, dann hätte ich mich jetzt nicht aufgerissen“. Aber vielleicht dann eben doch den Schmerz erfahren beim Tragen eines großen Teiles, der zwar extra Tragegriffe hat, welche aber nicht abgerundet sind und deswegen in die Hände schneiden – ohne Blut, aber schmerzhaft. Nein, nein: der Krippenaufbau ist kein Martyrium, bevor da jemand auf falsche Gedanken kommt. Aber so ganz ohne Schmerz offensichtlich auch nicht zu haben. Und auch dieser Gedanke geht mir nicht aus dem Kopf, diese Erfahrung geht mir nicht aus dem Herzen.
Und dann ist noch etwas beinahe „Klassisches“ passiert: am 24.12. hat das Jesuskind für die Krippe gefehlt, welches natürlich erst an diesem Tag hinein gelegt werden soll. Wo ist das jetzt geblieben? Hat es der Mesner irgendwo „zwischengelagert“? Oder liegt es noch einer Schachtel? Schlussendlich fand es sich... Schon gut, bei aller Aktivität den im Blick zu behalten, um den es letztlich geht..
Ja und mit all dem in mir stehe ich dann vor der Krippe und schaue und staune auf das und den und die vor mir. Und wünsche Dir Leserin, Dir Leser, Gottes Segen für 2012!