Vor zwei Wochen bin ich hier in Lima in Peru angekommen und seitdem strömen viele Eindrücke auf mich ein. Wenn „mir Deutschem“ schon der Verkehr in Rom bisweilen chaotisch vorkommt, hier ist er es noch viel mehr. Was allerdings im Gegensatz zu Rom positiv auffällt, das ist die Sauberkeit der Stadt. Und es ist auch sehr viel Personal der Stadtreinigung zu sehen, welches z.B. die Straßen kehrt. Auf der anderen Seite gibt es Hinweisschilder, die davor warnen, Abfall wegzuwerfen und die Strafen dafür androhen.
Lima hat 15 Millionen Einwohner, wozu – so sagt es ein Mitbruder hier – noch zwei Millionen Venezolaner kommen.
Die Stadt Lima ist in Distrikte aufgeteilt, wir sind hier in „San Borja“. Der Name geht auf den Jesuitengeneral San Francisco de Borja zurück, welcher seinerzeit Jesuiten zur Mission nach Südamerika sandte. Und die hatten wohl hier in der Gegend eine Landwirtschaft. So heißt auch die Pfarrei der Mitbrüder „San Francisco de Borja“, wobei es im Distrikt noch weitere Pfarreien gibt.
Und die Mitbrüder betreiben ein colegio, eine Schule für 3 - 16/17jährige, welche ebenfalls den Namen San Francisco de Borja trägt: 850 Schülerinnen und Schüler bringen Leben hier in die Gegend, die Stimmen sind weithin zu hören. Die Schüler/innen bzw. ihre Eltern bezahlen Schulgeld, 1100 soles (ein Euro entspricht 4,05 soles) im Monat, erst ab dem dritten Kind aus einer Familie wird es günstiger. Als ich mich über die Höhe dieses Schulgeldes wunderte, sagten sie mir, die Familien gehören zur Mittel- bzw. gehobenen Mittelschicht und oft verdienen beide Elternteile. So kann das Personal, etwa 110 Menschen, bezahlt werden und es fällt noch etwas für den Distrikt Peru der Lateinamerikanischen Provinz der Missionare vom Kostbaren Blut ab. Und außerdem fließt ein gewisser Teil auch in die Abendschule, im selben Gebäude. Dabei handelt es ich um eine Art „Berufskolleg“ für Volljährige, wo Menschen z.B. das Frisörhandwerk, Maniküre, Pediküre, aber auch Kochen und Konditorei lernen. Die Abendschule erhält staatliche Zuschüsse. In früheren Zeiten wurde sie von den Hausangestellten der Familien besucht, deren Kinder vormittags hier zur Schule gingen.
Ein Mitbruder, zurzeit P. Alex, ist „Promotor“ der Schule, er ist regelmäßig dort als Vertreter des Schulträgers und um Einfluss auf die Prägung der Schule zu nehmen. „Formar en y para la misión“ ist an verschiedenen Stellen zu lesen: wir bilden in einem missionarischen Geist aus und versuchen zu einem solchen zu erziehen.
P. Alex wohnt gemeinsam mit zwei Mitbrüdern, die in der Pfarrei arbeiten, im Pfarrhaus.
Wir sind „nebenan“, im Provinzhaus der Lateinamerikanischen Provinz untergebracht. Hier leben drei Mitbrüder, der Provinzial und sein Vize und der Ökonom der Provinz.
P. Maximo, der Provinzial, erzählte, dass während der Pandemie zeitweise Mitbrüder aus sieben Nationen hier zusammenlebten und um den Tisch saßen. Seit der Gründung der Lateinamerikanischen Provinz vor vier Jahren hat ein Austausch unter den Mitbrüdern der verschiedenen Länder begonnen, dazu kamen doch noch ein paar, die eine Erfahrung auf einem anderen Kontinent machen wollten.
Maximo stammt eigentlich vom Land, aber während der Zeit des Terrorismus (in den 80er Jahren gab es den Sendero Luminoso und ein Klima der Angst in vielen Gegenden) hat sein Vater ihn und seine Geschwister zu einer Tante in die Stadt gesandt. So ist Maximo zum Teil auch hier in Lima aufgewachsen und kennt sich sehr gut aus. Auf dem Weg zur Costa Verde am Pazifik zeigte uns Maximo das Haus, in welchem er als Kind lebte.
In einem anderen, ärmeren Teil der Stadt, leben weitere drei Mitbrüder, in der Pfarrei Santa Luzmila. Dort steht eine riesengroße Kirche, welche aber wohl sonntags gut gefüllt ist. Auch das ist interessant für einen an eher leere Kirchenbänke gewohnten Deutschen: hier sind die Bänke voll und es scheint ein zum Teil sehr reges Gemeindeleben zu geben.