Als ich nach einer Woche in Wien wieder
zurück kam, war hier allerhand passiert. Nicht nur der schwere
Autounfall einer Mitarbeiterin, nicht nur der plötzliche Auszug
unseres Kirchenasylanten, der sich doch entschieden hatte, in den
Irak zurück zu seiner Familie zu reisen.
Nein: zwischenzeitlich war es den
Mitbrüdern und -schwestern im Haus kalt geworden. Das ist eine nicht
völlig neue Erfahrung. Wir haben ein sehr ausgeklügeltes
Heizsystem. Es fängt damit an, dass wir die Wärmeenergie als
Fernwärme von unserem Nachbarn beziehen, der bei sich eine
Hackschnitzelheizung stehen hat. Nur wenn nicht genug von dort kommt,
dann schaltet noch der Ölbrenner bei uns im Haus zu. Und da ist
beides schon passiert: unser Ölbrenner hat nicht eingeschaltet, es
kam aber auch schon auf Dauer zu wenig Wärme vom Nachbarn.
Unsere über den Computer steuerbare
individuelle Raumtemperaturregelung ist auch bereits in die Jahre
gekommen. Der ein oder andere Kondensator trocknet ein oder die
Technik spielt andere Streiche.
Nicht zuletzt ist auch Fehlbedienung
ein Grund für Störungen: an den Fenstern etwa sind Kontakte, so
dass das Heizungsventil schließt, wenn das Fenster geöffnet wird.
Wenn nun das Fenster nicht richtig geschlossen wird, dann wird der
Kontakt nicht hergestellt und das Ventil geht nicht mehr auf: Frieren
ist die Folge.
Zwischenfazit: unsere Heizung ist für
Überraschungen gut und beschäftigt uns immer wieder.
Und nun – während meiner Woche in
Wien – war etwas Neues passiert. Gott sei Dank habe ich technisch
begabte Mitbrüder im Haus. Einer davon stellte fest, dass der
Wasserdruck im Heizsystem sehr gesunken war. Da kann die Heizung
natürlich auch nicht funktionieren. Also füllte der Mitbruder
Wasser nach. Was zu einer kurzzeitigen Verbesserung führte: der
Wasserdruck sank wieder. Oh Schreck! Wohin geht das Wasser?
Rundumfrage im Haus: wird es bei irgend jemandem im Zimmer nass? Hat
jemand eine Pfütze auf dem Boden oder einen nassen Fleck an der Wand
bemerkt, wo so etwas nicht sein sollte bzw. vorher nicht war? Es
könnte ja einen Frostschaden gegeben haben... Nein, keine
Wasserflecken. Beruhigung und Beunruhigung zu gleich.
Inzwischen ist natürlich auch der
Heizungsmonteur mit auf Fehlersuche. Der fragt mich nach einem Plan
der Heizungsstränge. Ich beginne in den mit „Plänen“
beschrifteten Ordnern bei mir im Zimmer zu suchen. Dort sind
„Polierpläne“ und „Elektropläne“ zu finden, aber keine für
die Heizung.
Also suchen wir vor Ort, im
Heizungskeller, versuchen das Heizsystem zu verstehen. Ich gebe zu,
ich habe damit gewisse Schwierigkeiten, bei den vielen Rohren und
Leitungen.
Schlussendlich meint der Monteur eine
Möglichkeit zu ahnen und beim Gang durch den Keller entdecke ich
zufällig drei Pappschachteln, die mit „Umbau 94-96“ beschriftet
sind: in einem davon finden sich Pläne der Heizung. Welche nicht
komplett stimmen. Der Monteur erklärt, dass das ganz normal sei:
beim konkreten Bauen wird manchmal aufgrund der tatsächlichen
Situation etwas ein wenig anders gebaut als es im Plan vorgesehen
ist. Und dummerweise wird so eine Änderung dann nicht im Plan
nachgetragen. Interessant – denke ich mir!
In unserem gefliesten Keller gibt es
drei große Platten, mit Imbusschrauben verankert. Wir müssen wohl
oder übel da einmal hinein schauen. Zwei andere Männer von der
Heizungsfirma öffnen die erste Platte, die ihrer Meinung nach vier
bis fünf Zentner wiegt. Und da drunter ist Wasser und – verrostete
Rohre. Wiederum zwiespältige Gefühle. Die Ursache des
Wasserverlustes scheint gefunden und - wir müssen den Schaden
natürlich beheben. Am besten ohne allzu viel aufreißen zu müssen.
Und momentan – der Handwerker hat ja
für eine solche Maßnahme auch nicht von heute auf morgen Zeit –
füllen wir täglich neu Wasser in die Heizung. Und pumpen ständig
aus den Tiefen des Schachts im Keller Wasser heraus...