Dienstag, 28. Februar 2017

Heizungs-Krimi

Als ich nach einer Woche in Wien wieder zurück kam, war hier allerhand passiert. Nicht nur der schwere Autounfall einer Mitarbeiterin, nicht nur der plötzliche Auszug unseres Kirchenasylanten, der sich doch entschieden hatte, in den Irak zurück zu seiner Familie zu reisen.

Nein: zwischenzeitlich war es den Mitbrüdern und -schwestern im Haus kalt geworden. Das ist eine nicht völlig neue Erfahrung. Wir haben ein sehr ausgeklügeltes Heizsystem. Es fängt damit an, dass wir die Wärmeenergie als Fernwärme von unserem Nachbarn beziehen, der bei sich eine Hackschnitzelheizung stehen hat. Nur wenn nicht genug von dort kommt, dann schaltet noch der Ölbrenner bei uns im Haus zu. Und da ist beides schon passiert: unser Ölbrenner hat nicht eingeschaltet, es kam aber auch schon auf Dauer zu wenig Wärme vom Nachbarn.

Unsere über den Computer steuerbare individuelle Raumtemperaturregelung ist auch bereits in die Jahre gekommen. Der ein oder andere Kondensator trocknet ein oder die Technik spielt andere Streiche.
Nicht zuletzt ist auch Fehlbedienung ein Grund für Störungen: an den Fenstern etwa sind Kontakte, so dass das Heizungsventil schließt, wenn das Fenster geöffnet wird. Wenn nun das Fenster nicht richtig geschlossen wird, dann wird der Kontakt nicht hergestellt und das Ventil geht nicht mehr auf: Frieren ist die Folge.
Zwischenfazit: unsere Heizung ist für Überraschungen gut und beschäftigt uns immer wieder.

Und nun – während meiner Woche in Wien – war etwas Neues passiert. Gott sei Dank habe ich technisch begabte Mitbrüder im Haus. Einer davon stellte fest, dass der Wasserdruck im Heizsystem sehr gesunken war. Da kann die Heizung natürlich auch nicht funktionieren. Also füllte der Mitbruder Wasser nach. Was zu einer kurzzeitigen Verbesserung führte: der Wasserdruck sank wieder. Oh Schreck! Wohin geht das Wasser? Rundumfrage im Haus: wird es bei irgend jemandem im Zimmer nass? Hat jemand eine Pfütze auf dem Boden oder einen nassen Fleck an der Wand bemerkt, wo so etwas nicht sein sollte bzw. vorher nicht war? Es könnte ja einen Frostschaden gegeben haben... Nein, keine Wasserflecken. Beruhigung und Beunruhigung zu gleich.

Inzwischen ist natürlich auch der Heizungsmonteur mit auf Fehlersuche. Der fragt mich nach einem Plan der Heizungsstränge. Ich beginne in den mit „Plänen“ beschrifteten Ordnern bei mir im Zimmer zu suchen. Dort sind „Polierpläne“ und „Elektropläne“ zu finden, aber keine für die Heizung.
Also suchen wir vor Ort, im Heizungskeller, versuchen das Heizsystem zu verstehen. Ich gebe zu, ich habe damit gewisse Schwierigkeiten, bei den vielen Rohren und Leitungen.

Schlussendlich meint der Monteur eine Möglichkeit zu ahnen und beim Gang durch den Keller entdecke ich zufällig drei Pappschachteln, die mit „Umbau 94-96“ beschriftet sind: in einem davon finden sich Pläne der Heizung. Welche nicht komplett stimmen. Der Monteur erklärt, dass das ganz normal sei: beim konkreten Bauen wird manchmal aufgrund der tatsächlichen Situation etwas ein wenig anders gebaut als es im Plan vorgesehen ist. Und dummerweise wird so eine Änderung dann nicht im Plan nachgetragen. Interessant – denke ich mir!

In unserem gefliesten Keller gibt es drei große Platten, mit Imbusschrauben verankert. Wir müssen wohl oder übel da einmal hinein schauen. Zwei andere Männer von der Heizungsfirma öffnen die erste Platte, die ihrer Meinung nach vier bis fünf Zentner wiegt. Und da drunter ist Wasser und – verrostete Rohre. Wiederum zwiespältige Gefühle. Die Ursache des Wasserverlustes scheint gefunden und - wir müssen den Schaden natürlich beheben. Am besten ohne allzu viel aufreißen zu müssen.

Und momentan – der Handwerker hat ja für eine solche Maßnahme auch nicht von heute auf morgen Zeit – füllen wir täglich neu Wasser in die Heizung. Und pumpen ständig aus den Tiefen des Schachts im Keller Wasser heraus...

Mittwoch, 15. Februar 2017

Diener des Herrn

Sie wissen, was eine Primiz ist? Wenn ein Mann zum Priester geweiht wurde und als solcher zum ersten Mal die heilige Messe in seiner Heimat feiert – in der Regel kurz nach der Priesterweihe, dann nennt man das Primiz. Früher war das ein großes Fest, noch heute strömen in manchen Gegenden Tausende Menschen dafür zusammen. In unserer Gegend hier gibt es in Verbindung damit noch einen besonderen Brauch. Am Elternhaus des Primizianten oder im Vorgarten des Hauses wird ein Primizkreuz angebracht bzw. aufgestellt, um an dieses denkwürdige Ereignis zu erinnern. Da hängt oder steht also dann ein Kreuz, manchmal mit Symbolen der Eucharistiefeier, Kelch und Hostie, versehen, und dabei steht der Name des Primizianten und das Datum seiner Primiz.
Hier in der Gegend sieht man gar nicht so selten ein solches Primizkreuz, in manchen Dörfern gibt es mehr als eines davon. Vor zwei Jahren wurde anlässlich einer Primiz an einem Haus in einem Dorf hier in der Nähe eines angebracht. Und wir hatten zu der Zeit eine Ordensschwester aus einem anderen Teil Deutschlands hier auf Besuch. Diese feierte mit Freude die Primiz mit – aber gegenüber dem Primizkreuz war sie dann doch etwas skeptisch. „Da könnte man doch, wenn jemand die Meisterprüfung als Automechaniker abgelegt hat, auch ein Kreuz am Haus anbringen“, meinte sie etwas spöttisch. Diese Aussage der Ordensfrau erzeugte auf der Stirn unseres Seniors mindestens so viel Stirnrunzeln wie das Primizkreuz auf der Stirn der Ordensfrau.

Ich erinnerte mich an diese Szene, als ich anlässlich meines silbernen Priesterjubiläums im vergangenen Jahr eine Kerze geschenkt bekam. Verziert mit der Aufschrift: „25 Jahre Diener des Herrn“. Nicht nur, dass ich meine, alle möglichen Leute hätten eine derartige Kerze verdient, es ist ja nicht so, dass einen die Priesterweihe zum „Diener des Herrn“ macht. Auch mit der Zeitangabe tat ich mich schwer. Denn ich kann mich sehr gut an die Jahre vor der Priesterweihe erinnern, in denen ich ja genauso – wenn nicht noch intensiver als später! - versucht hatte, dem Herrn zu dienen. So sind für mich die 25 Jahre in gewisser Weise eine unzulässige Einschränkung, an der ich mich stoße. Tatsächlich habe ich diese Jubiläumskerze umgedreht, die Schriftverzierung schaut zur Wand hin und nicht ich auf sie.

Ähnlich war es, als bei meiner Primiz vor 25 Jahren jemand Fotos von diesem Ereignis zusammen stellte und darüber schrieb: „das Ziel erreicht“. Was ja eine gewisse Berechtigung hat, weil es tatsächlich Jahre des Studiums und der Vorbereitung gibt. Andererseits war mir damals klar, dass ich eher am Anfang stehe. Nicht am Ziel! Und dass das Ziel ein ganz anderes ist.

Damit lade ich zum Aufbrechen und Anfangen ein, „das Ziel vor Augen“ (Phil 3,14) und zum Dienst bereit (Lk 17,7-10) – für beides braucht es keine Priesterweihe!