Was haben meine Wollsocken mit dem Klimagipfel COP 26 in Glasgow zu tun?
Während meiner Studienzeit habe ich manchmal die Mitstudentinnen beneidet, die in langweiligen Vorlesungen am stricken waren: „wenigstens etwas kommt bei diesem Sitzen heraus!“ Später habe ich auch junge Männer stricken gesehen, ich selbst habe diese Fähigkeit nie erworben. Aber immer wieder habe ich selbstgestrickte Socken geschenkt bekommen, tatsächlich viele Paare.
In diesem Jahr bin ich in Rom direkt vom sommerlichen Barfuß auf herbstlich-winterliche Wollsocken umgestiegen, ohne Zwischenphase mit dünner Fußbekleidung. Da hier grundsätzlich die Heizung erst im November eingeschaltet wird, obwohl man sie bisweilen im Oktober auch schon gut vertragen könnte, bin ich umso dankbarer um die warmen Füße. Mit einigen Exemplaren der Wollsocken verbinde ich Erinnerungen an die Damen, von denen ich sie geschenkt bekam. Einige habe ich sogar bei ihrer Tätigkeit gesehen: Frau G., die auf ihrem Balkon gegenüber der Pfarrkirche in Salzburg saß oder, während eines Urlaubsaufenthaltes, Frau T., auf dem „Bänkli“ vor ihrem Haus in Amden, hoch über dem Schweizer Walensee. Ich erinnere mich an die Geschichte der Frau, die sich bei ihrem geistlichen Begleiter darüber beklagte, nicht beten zu können, immer abgelenkt zu sein. „Was macht Ihnen denn Freude?“, fragt der Begleiter. „Stricken“, antwortet nach einigem Zögern die Frau. Und der Begleiter rät ihr, sie solle sich doch vorstellen, dass Gott ihr beim Stricken zuschaue. Gesagt, getan, und die Frau findet ihre Weise, sich mit Gott zu verbinden, gleichsam ihn ihm versunken zu sein, mit den Stricknadeln in der Hand...
Manche meinen, dass angesichts des Klimawandels, der kritischen Phase, die wir da inzwischen erreicht haben, individuelle Veränderungen gar nicht mehr helfen. Es brauche größere Maßnahmen in Landwirtschaft und Industrie. Als passionierter Wollsocken-Träger ziehe ich aber trotzdem auch einen Pullover an, anstatt die Heizung einzuschalten oder das Ventil weiter aufzudrehen.
Wobei ich bezüglich Klima(schutz) bestimmt kein Vorbild bin, eher zu den Theoretikern gehöre. Spöttisch schmunzle ich über mich selbst, wenn ich im Internet an einer Veranstaltung zum Thema teilgenommen habe, etwa vom weltweiten Netzwerk „Laudato si“, und danach in den Garten gehe, wo Patrice am arbeiten ist. Der aus Madagaskar stammende Missionar von der heiligen Familie ist der Praktiker. Mit großer Freude arbeitet er viele Stunden im Garten. Gerade hat er Kiwis geerntet. Ich hatte sie zwischendurch betastet und befunden, dass sie noch hart seien. Patrice weiß, dass sie durchaus in diesem Zustand geerntet und dann noch ein wenig gelagert werden, bevor sie gut genießbar sind.
Freude bereitet mir, wenn ich auf einer Zugfahrkarte lesen kann, wie viel CO2 ich durch die Wahl dieses Verkehrsmittels eingespart habe. Mögen mich ruhig manche belächeln, wenn ich für die Strecke Rom-München die Bahn anstatt das Flugzeug wähle. Als sparsamer Schwabe ist das ja auch für mich bisweilen eine Herausforderung, wenn das Flugticket billiger wäre als es die Bahnkarte ist. Aber vielleicht gerade deswegen will ich diese Politik nicht unterstützen.
Gerade eben nahm ich an einer Zoom-Konferenz zur Vorbereitung des COP26-Gipfels in Glasgow teil und ich freue mich über die Leidenschaft der jungen Leute und ihren Einsatz. „We all are leaders“, „wir alle sind Anführer/Leiter“, sagte da eine junge Dame sehr selbstbewusst. Es geht ja nicht nur darum, vorne auf der Bühne zu stehen oder zu sitzen. Und sie ermutigte dazu, sich zu informieren, Gelegenheiten dazu zu suchen und zu nutzen. Was unter Umständen auch herausfordernd sein kann. Z.B. versuchte ich mich bezüglich Aluminium schlau zu machen, weil bei uns im Haus viele Cola-Dosen getrunken bzw. die leeren dann weg geworfen werden. Recycling schön und gut. Ich meinte mich zu erinnern, dass allein die Produktion von Aluminium nicht sehr umweltfreundlich sei. Die Seiten im Internet, die ich jetzt dazu fand, verwirrten mich etwas. Dort wurde Alu mit Glas und Plastik verglichen und schnitt dann gar nicht so schlecht ab. Ob die Aluminium-Industrie hinter solchen Auskünften steckt? Nicht entmutigen lassen, weiter forschen. Und – wie ich persönlich – das Leitungswasser bevorzugen (dank Filter auch bei uns im Haus trinkbar)... Guten COP26-Gipfel!