Samstag, 31. August 2013

Monika und Augustinus

Zwei Nordafrikaner. Monika und Augustinus, Mutter und Sohn. Tagaste hieß ihr Wohnort damals, heute ist das algerisches Staatsgebiet. Augustinus war ein Suchender. Zeit seines Lebens. Seine Suche führte ihn auch nach Europa.

Damals waren die Umstände anders als heute. Denn heute könnte es sein, dass Augustinus bei seiner Reise von Afrika über das Meer nach Europa nicht ankäme, sondern wie viele andere Afrikanerinnen und Afrikaner sein Grab im Mittelmeer fände. An dessen Stränden Touristen Sonne und Wind genießen. Tagsüber liegen die Touristen am Strand, nachts werden die Leichen angeschwemmt. Menschen auf der Flucht, auf der Suche nach einem anderen, einem besseren Leben.

Augustinus hatte Glück. Er kam an, erreichte europäisches Festland. Und wurde auch bei seiner Suche fündig. Predigten des Ambrosius in Mailand gaben ihm Antwort auf seine existentiellen Fragen. Und so ließ sich Augustinus von Ambrosius taufen – zur Freude seiner Mutter Monika.

Dies könnte allzu Ängstlichen zu denken geben, die sich vor allzu viel nicht-christlichen, muslimischen Einwanderern fürchten. Obwohl diese Thematik angesichts der Not und des Elends als äußerst nebensächlich scheint. Aber wer sagt denn, dass „Bekehrung“ nur in eine Richtung gehen muss? Ob ansteckend gelebtes Christ-Sein nicht auch Auswirkungen haben könnte?

Aber da sind wir ja schon wieder bei der Ausgangssituation: Christen in Europa scheinen großenteils andere Probleme zu haben als Not leidende Menschen aus Afrika aufzunehmen. Wenn aber darunter ein Augustinus wäre? Der heute als einer der vier heiligen lateinischen Kirchenväter verehrt wird, wohl als deren bedeutendster? Am 28.August steht er im Kalender, seiner Mutter Monika einen Tag vorher, am 27.

Der Generalvikar der Diözese Augsburg schrieb jüngst einen Brief an die Pfarrer seines Bistums mit der Bitte, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Das ist eine gute kirchliche Maßnahme! Nicht jedes Gebäude eignet sich, klar. Und allein mit dem Gebäude ist es realistischerweise noch nicht getan. Aber so manches Pfarrhaus steht leer. Und vielleicht bekäme es dem Haus gar nicht schlecht, wenn es nicht so lange leer stünde. Ganz abgesehen von den Möglichkeiten, die sich für eine Gemeinde ergäben, wenn da plötzlich eine Familie aus Syrien wohnte und – ja – Hilfe bräuchte.

Die Bundesländer Bayern und Hessen haben sich jetzt erst einmal auf einen jährlichen „Tag der Vertreibung“ im September geeinigt. Nett! Wann sind jetzt gleich noch einmal die Landtags- und Bundestagswahlen?
Auch historischer Vertreibung zu gedenken ist nicht unproblematisch. Angesichts von Menschen, die heute ohne jegliches Hab und Gut vor unserer Tür stehen, scheint das Gedenken allerdings doch weniger herausfordernd zu sein.
Was, wenn das für Gedenkveranstaltungen ausgegebene Geld dafür investiert würde, Asylanträge schneller zu bearbeiten und Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen?

Nein, ich will gar nichts gegeneinander ausspielen. Nur Zusammenhänge aufzeigen und Querverbindungen herstellen...

Donnerstag, 15. August 2013

Missionarsgeschichten

Urlaub war es keiner – eine wunderschöne Woche trotzdem!
Zu einer Tagung von Ordensmännern war ich eine Woche in der Nähe von Verona. Wir waren ca. 70, aus 30 verschiedenen Ordensgemeinschaften und bis auf Australien war jeder Kontinent vertreten.

Wie so oft war neben inhaltlichen thematischen Schwerpunkten und der eigentlichen Konferenzarbeit auch hier das Informelle ganz wichtig: also nicht nur das gemeinsame Meditieren oder Hören gelehrter Vorträge, sondern auch das Tischgespräch. Und das hat ja schon eine besondere Qualität, wenn da neun Ordensmänner aus aller Welt miteinander an einem Tisch sitzen.
Bei einem Mittagessen saß ich gegenüber Armando, der seit 30 Jahren als Missionar in Kamerun arbeitet. Ein prächtiger Xaverianer – Pater. Männer aus der Gemeinschaft der Xaverianer arbeiten übrigens auch in Brasilien in der Diözese Altamira mit unserem Bischof Erwin Kräutler zusammen. Und seit Jahren schon bin ich mit Matteo befreundet, einem italienischen Xaverianer in Indonesien.
Armando erzählte also bei Tisch, wie die Einheimischen in Kamerun ohne Magenprobleme Wasser aus Tümpeln trinken, aus denen auch das Vieh trinkt und in denen die Menschen sich selbst und ihre Kleider waschen. Daran hat sich sein Magen nicht gewöhnt. Für ihn als ausländischen Missionar gilt die eiserne Regel: „immer Wasser dabei haben. Es sei denn, Du weißt sicher, dass an dem Ort, zu dem du gehst, ein Brunnen ist, aus welchem Grundwasser geschöpft werden kann!“
Nachdem wir schon beim Trinken waren, wurde Armando auch nach dem Essen gefragt. „Esst ihr dort auch Schlangen?“ „Ja sicher!“ „Du auch?“ „Ja klar, man isst das, was die Leute essen!“ „Und wie schmeckt Schlange?“ „So wie Fisch, gar nicht übel!“.

Während wir in Europa lebenden Ordensmänner noch etwas skeptisch drein blickten, meldete sich vom anderen Tischende Gino zu Wort, ein schon lange im brasilianischen Amazonien wirkender Missionar. „Klar, man passt sich den Leuten an! Mir hat geholfen, was meine Mutter mir sagte, als ich vor vielen Jahren ins Seminar eintrat: `richte dich im Verhalten nach dem, was die anderen tun, damit du zurecht kommst!´“ Mit dieser Devise wollte Ginos Mutter ihm natürlich nicht nahe legen, ein „Mitläufer“ zu werden, sondern tatsächlich eine hilfreiche Verhaltensregel an die Hand geben. Und ich staunte und freute mich, wie dieser mütterliche Ratschlag das Leben des Missionars über die Jugendzeit im Seminar hinaus prägt.

Auf dem Weg zum Bahnhof am letzten Tag erzählte Armando dann noch, dass auch in Afrika die Berufungen zum Priestertum und Ordensleben zurück gehen. Ich fragte nach, weil uns im Flüchtlingsdienst gesagt wurde, für Afrikaner sei Gott immer ein Thema. Und da unterschied Armando fein und klar zwischen „Religion“ und „Leben nach dem Evangelium“. Viele Menschen sind irgendwie religiös – und in Afrika wohl mehr als in Europa. Aber das konsequente Leben des Evangeliums ist dann noch einmal etwas anderes – und das dürfte jetzt für Afrika und Europa gleichsam gelten.

Dieses Thema geht mir ehrlich gesagt noch mehr nach als die Sache mit den exotischen Speisen...
Victor fällt mir noch ein, ein spanischer Freund, Piaristenpater. In Madrid sind wir uns öfter begegnet. Und jetzt ist er seit kurzem in Indonesien – ganz weit entfernt von Matteo. Und ich habe gehört, eine der Anfangsschwierigkeiten für Victor ist durchaus das ungewohnte Essen.

Zum Schluss heute eine Werbeeinschaltung. Wenn Du mehr missionarische Erzählungen lesen möchtest, wenn Sie sich für Mission auf höherem Niveau als in diesem Post interessieren, dann empfehle ich KONTINENTE, ein von 24 verschiedenen Ordensgemeinschaften heraus gegebenes Missionsmagazin, das zwei-monatlich erscheint.